Geschenktipps zu Weihnachten

Arndt Brendecke, Bern


Daniel Damler: Imperium Contrahens. Eine Vertragsgeschichte des spanischen Weltreichs in der Renaissance, Stuttgart 2008.

Daniel Damler hat eine neue Form der Rechtsgeschichte gewagt, die das Alltäglichste des Rechtes, nämlich das Abschließen von Verträgen, in den Mittelpunkt rückt. Er nützt sie, um etwas Außergewöhnliches zu erklären, nämlich das Funktionieren des Spanischen Weltreiches, in dem fast alle 'Macht' auf Aushandlungsprozessen zwischen Privatakteuren und der Krone aufruhte. Damlers kontraktualistische Neugier leuchtet dieses Phänomen nun zugleich detailscharf und in seiner ganzen Breite aus, von der Seefahrt bis zum Bergbau, von der Ernährung und Ankettung der Galeerensklaven bis zum Bau des El Escorial. Er macht die Stimmen der Amtleute, Juristen und Privatunternehmer hörbar, welche die Verträge schlossen, aber auch jene der Betroffenen, der kleinen Leute, der Eseltreiber, Galeerensklaven und todkranken Arbeiter in amerikanischen Silber- oder Quecksilberminen. Weil dies mit packender Sprache und analytischer Schärfe geschieht, ist das Buch ein Glücksfall gerade auch für jene, die sich nicht für Verträge interessieren.


Philipp Sarasin: Darwin und Foucault. Genealogie und Geschichte im Zeitalter der Biologie, Frankfurt/M. 2009.

Philipp Sarasin führt einen hier nicht mit Finkenschnäbeln an der Nase herum. Er teilt dem Leser sein intellektuelles Vorhaben mit, trifft seine Entscheidungen transparent, stellt entscheidende Fragen über die Zeitkonstruktionen und Aufmerksamkeitsregime der modernen Biologie und Geschichte und antwortet dann mit klarer Sprache. Das Buch kann man auf einer Reise lesen oder jetzt als Gegenstück zu Weihnachten, denn es erinnert an eine radikale und unserer Zunft gefällige Option bereits der Moderne: "Ihre Waffe ist es zuallererst, auf der Kontingenz allen Geschehens zu beharren".


Gonzalo Lamana: Domination without Dominance. Inca-Spanish Encounters in Early Colonial Peru, Durham / London 2008.

Das Buch analysiert die ersten Momente des Aufeinandertreffens zwischen den spanischen Konquistadoren und den indigenen Kulturen des Inkareiches. Lamana zerlegt mit all der kulturwissenschaftlichen Kunstfertigkeiten der letzten Jahrzehnte die Szenen des Kontaktes in ihre Bestandteile. Dabei entsteht eine perspektivenreiche, permanent reflektierende, aber zu keinem Zeitpunkt eitel autorzentrierte Rekonstruktion der Ereignisse. Lamana stellt Widersprüche der Quellen schlicht als alternative Versuche der Akteure dar, aus den Geschehnissen ein für den Augenblick sinnvolles Bild zu produzieren. Dazu liest er aus den Quellen viele sprechende Details heraus, die unsere welthistorische Handbuchprosa so sorgsam gemieden hat: Oder wussten Sie, dass, während sich der Zug des Atahualpa ganz langsam der Stadt Cajamarca näherte, die Männer Pizarros in die Hose nässten?