KOMMENTAR ZU

Max Plassmann: Rezension von: Walter Krüssmann: Ernst von Mansfeld (1580-1626). Grafensohn, Söldnerführer, Kriegsunternehmer gegen Habsburg im Dreißigjährigen Krieg, Berlin: Duncker & Humblot 2010, in: sehepunkte 11 (2011), Nr. 1 [15.01.2011], URL: http://www.sehepunkte.de/2011/01/18963.html


Von Stephan Müller

Wer ein Buch veröffentlicht, hat mit kritischen Reaktionen zu rechnen. Ein Rezensent aber, der so einseitig negativ kritisiert wie Dr. Max Plassmann, setzt sich ebenfalls der Kritik aus. Aus seiner Rezension erfährt der interessierte Leser nichts über das Wesen des Buches selbst, über den Geist, in dem es geschrieben ist, über seine besonderen Vorzüge oder auch nur über seine Struktur. Glaubt man diesem Kritiker, so hat der Autor, obwohl mit vorliegender Arbeit promoviert, im Grunde alles falsch gemacht. Daher fällt auch das eigenartige Lob am Schluss, es bleibe dennoch eine "eindrucksvolle Leistung", so sehr aus dem Rahmen, dass man es als polemische Ironie auffassen muss - dies um so mehr, als Plassmann hier noch (wider besseres Wissen) die Behauptung einschiebt, diese Leistung sei "auch ohne Archivreisen" zustande gekommen. Dabei scheint ihn nicht zu kümmern, dass diese Unterstellung vom Buche widerlegt wird, abgesehen davon, dass er sich damit auch selbst widerspricht. Seine Klage als Archivar, es hätten mehr archivalische Handschriften herangezogen werden sollen, mag man verstehen. Immerhin gibt er selbst zu, dass europaweite Archivrecherchen für einen einzelnen Doktoranden gar nicht zu leisten sind. Dass er aber den Quellenwert zeitgenössischer Druckschriften als so gering einschätzt und auch den Erkenntniswert moderner Quelleneditionen für das gewählte Thema nicht recht anerkennen will, erscheint doch recht willkürlich. Erwähnt wird zwar die ältere Literatur, die der Autor "zusammengefasst" habe, aber nicht die große Vielfalt neuer, moderner Studien, die ebenfalls kritisch einbezogen worden sind. Der Rezensent bemängelt sogar eine vermeintlich "antiquierte Wortwahl" - demnach scheint er nicht verstanden zu haben, dass die Wortwahl ein stilistisches Mittel ist, das im jeweiligen Kontext einen Zweck erfüllt. Außerdem hätte er doch gerade als Archivar die Sprache der Quellen darin wiedererkennen müssen. Die beiden herausgepflückten Zitate dürften übrigens kaum genügen, um den Stil eines 740 Seiten umfassenden Werkes zu charakterisieren. Tatsächlich ist die hochentwickelte Sprachkunst, die Krüssmann beweist, heute leider allzu selten geworden, mag sein Stil auch nicht immer leicht zu lesen sein.

Insgesamt lässt Plassmann sich vor allem darüber aus, was seiner Meinung nach fehlt, und bekundet im übrigen, dass er persönlich ein anderes Buch geschrieben hätte (offenbar eine weitere Detail-Studie). Der vorliegenden Biographie aber wird er auf diese Weise nicht gerecht. Seine einseitig negative Kritik gibt der positiven Leistung des Autors, dem Wert dieser längst überfälligen Arbeit einfach keinen Raum. Damit aber bleibt Plassmann uns einen wesentlichen und wohl den interessantesten Teil der Besprechung schuldig.

Anmerkung der Redaktion: Max Plassmann hat auf eine Replik verzichtet.