KOMMENTAR ZU

Ilko-Sascha Kowalczuk: Rezension von: Achim Engelberg: Es tut mir leid: Ich bin wieder ganz Deiner Meinung. Wolf Jobst Siedler und Ernst Engelberg: Eine unwahrscheinliche Freundschaft, München: Siedler 2015, in: sehepunkte 16 (2016), Nr. 5 [15.05.2016], URL: http://www.sehepunkte.de /2016/05/28244.html


Von Achim Engelberg

Ich reagierte noch nie auf eine negative Rezension, die ich glücklicherweise äußerst selten bekomme, aber ich erhielt noch keinen Verriss mit derartigen Verleumdungen. Es gibt keinen fehlerfreien Abschnitt, was ist das, wenn keine Schande?

Ich beschränke mich auf drei Beispiele.

1.) "Das Buch selbst führt chronologisch Briefe zwischen Siedler und Engelberg auf, ohne dass man erfahren würde, ob dies alle sind."
Falsch! In der ersten Zeile der editorischen Notiz findet man eine eindeutige Antwort. Hier soll wohl suggeriert werden, ich habe wichtige, Ernst Engelberg bloßstellende Briefe unterdrückt?

2.) Achim Engelberg "brachte Aufsatzsammlungen neu heraus, wagte es sogar, aus der zweibändigen Bismarck-Biographie eine einbändige Volksausgabe zu machen und firmiert seither als Mitautor des berühmten Werks."
Verleumdung! Ein einziger Blick nicht mal in, sondern auf (!) das Buch hätte gezeigt, dass es nur einen Autor gibt: Ernst Engelberg. Mein Name taucht auf dem Buchvorschlag nicht auf!

Wer das Nachwort liest, erkennt, dass ich nicht in unangemessener Weise wagte, eine einbändige Ausgabe zu publizieren, sondern dass das dem Wunsch Ernst Engelbergs entsprach, die der Verlag zum 200. Geburtstag Otto von Bismarcks gern erfüllte. Wolf Jobst Siedler wollte das ebenso. Meine Fassung lasen und korrigierten - es steht ebenso im Nachwort - Waltraut Engelberg, der mein Vater als Mitarbeiterin den Zweibänder widmete, Karl-Heinz Noack, ein Assistent von Ernst Engelberg, Ditta Ahmadi, die letzte im Verlag wirkende Lektorin aus der Zeit von Wolf Jobst Siedler, die schon mit meinem Vater arbeitete. Der Verlag schickte das Manuskript Christopher Clark, der dem wissenschaftlichen Beirat der Bismarck-Stiftung angehört. Diese Bundesstiftung veranstaltete dann die Buchpremiere. Weiterhin stellte ich als Herausgeber die Edition in zahlreichen Städten von Aachen bis Chemnitz, von Minden bis Stendal, von Marburg bis Kronberg im Taunus vor. In Berlin bestritt ich die Veranstaltungen zum 200. Geburtstag Otto von Bismarcks in der Konrad-Adenauer-Stiftung und im Deutschen Bundesrat. Die Rezensionen waren positiv bis euphorisch!

Nie brachte ich eine Aufsatzsammlung meines Vaters neu heraus, sondern meine Editionen enthalten mehrheitlich Erstveröffentlichungen. Offensichtlich kennt der Rezensent, der Ernst Engelberg verdammt, gar nicht dessen Werk.
Noch zu Lebzeiten des Historikers, im Herbst 2010, erschien DIE BISMARCKS - EINE PREUSSISCHE FAMILIENSAGA VOM MITTELALTER BIS HEUTE. Hier arbeitete ich tatsächlich als Co-Autor. Das Buch ermöglichte eine Neurezeption Ernst Engelbergs, da es fast uneingeschränktes Lob bekam. Auch hier beschränke ich mich auf drei Beispiele:
EGON BAHR: "Ein großartiges Werk, das die Linie einer jahrhundertelangen deutschen und europäischen Geschichte, politisch, gesellschaftlich und kulturell erhellend wie Überzeugend mit der einer Familie verbindet."
DEUTSCHLANDRADIO KULTUR:"Das Buch schildert die Geschicke des Clans durch die verschiedenen Zeitläufe und Epochen hindurch und ist damit ein Grundlagenbuch zur preußisch-deutschen Geschichte."
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG: "Der Leser wird diesen vermächtnisartigen Band, den Ernst Engelbergs Sohn Achim aus den Papieren seines Vaters zusammengestellt und bis in die Gegenwart fortgesetzt hat, mit Ehrerbietung aufnehmen."

3.) "Engelberg wird überdies bescheinigt, er wäre Anfang der 1950er Jahre 'einer der Kandidaten für geplante Schauprozesse' gewesen, wäre also einer der deutschen Slánskýs geworden. Freilich geben die Akten, auf die sich hier berufen wird, dies nicht einmal ansatzweise her."
Falsch! Ich bescheinige nichts, berufe mich auf keine Akten, sondern zitiere ein Forschungsergebnis des ZZF Potsdam. Ich gebe das im Erzähltext und mit Fußnote an. Vor der Drucklegung des Buches, fragte ich, ob das renommierte Institut neue Erkenntnisse hat, was verneint wurde. Damit ist der Stand der Forschung, dass Ernst Engelberg, der in der Westemigration war, der mit Ernst Reuter und der Slansky-Familie Kontakte hatte (vgl. hierzu auch Arbeiten von Siegfried Heimann und David Barclay) in Gefahr war. Das ist wohl mehr als ein Ansatz.

Wie reagierten denn andere auf den Briefband "ES TUT MIR LEID: ICH BIN WIEDER GANZ DEINER MEINUNG"? Es gab bislang nur positive Rezensionen. Ich beschränke mich wiederum auf drei Beispiele: Überregional, regional und wissenschaftlich.
Gustav Seibt in der SZ: "Geschmeidige Umgangsformen und historisches Bewusstsein von der Relativität der Standpunkte ermöglichten neben menschlicher Sympathie diese Freundschaft, die ein so beeindruckendes Resultat hinterlassen hat."
Mitteldeutsche Zeitung: "Ein Buch, das niemand erwartet hatte. Und das rundum überrascht. … Die Chronik einer aufs Schönste eigensinnigen Freundschaft."
Wolfgang Elz: http://www.hsozkult.de/searching/id/rezbuecher-24978?title=a-engelberg-wolf-jobst-siedler-und-ernst-engelberg&q=engelberg&sort=&fq=&total=100&recno=4&subType=reb Der Historiker von der Uni Mainz erläutert, welche und warum ich zusätzliche Dokumente verwendete. Ein Zitat:
"Im Anhang der für die Geschichte der beiden Protagonisten und damit für einen Aspekt der vergangenen Jahrzehnte deutsch-deutscher Beziehungen äußerst instruktiven und gut lesbaren Veröffentlichung finden sich zwei Beiträge, die den Kern dessen enthalten, was sie zusammengeführt hatte: Siedlers Dankesrede für die ihm 1997 in Berlin verliehene Ehrenpromotion, in der er sein Verständnis von den Aufgaben des Verlegers darstellt, und Engelbergs hier erstveröffentlichter Hamburger Vortrag anlässlich des 100. Todestages Bismarcks, der zu einer komprimierten Darstellung der Leistung und Bedeutung des Reichskanzlers geriet."


REPLIK

Von Ilko-Sascha Kowalczuk

Ich sehe trotz des "Kommentars" keinen sachlichen Grund, an meinem Rezensionstext irgendetwas zu korrigieren.