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Klaus Militzer (Bearb.): Quellen zur Geschichte der Kölner Laienbruderschaften vom 12. Jahrhundert bis 1562/63. Band 1 (= Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde; LXXI), Düsseldorf: Droste 1997, CXLVIII + 614 S., ISBN ISBN 3-7700-7597-8

Klaus Militzer (Bearb.): Quellen zur Geschichte der Kölner Laienbruderschaften vom 12. Jahrhundert bis 1562/63. Band 2 (= Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde; LXXI), Düsseldorf: Droste 1997, VII + 749 S., ISBN 3-7700-7598-6

Aus: Rheinisch-westfälische Zeitschrift für Volkskunde 44 (1999)

Rezensiert von:
Gunther Hirschfelder
Bonn

In den europäischen Gesellschaften gehörten Bruderschaften vom Hohen Mittelalter bis zum Beginn der Frühen Neuzeit aus der Perspektive der Volkskunde zu den wichtigsten Institutionen, denn im Zentrum ihres Wirkens stand die Totenmemorie. All jenen, die sich ein ehrenvolles Totengedächtnis durch ein Kloster oder Stift nicht leisten konnten, boten die Laienbruderschaften eine preisgünstigere und nicht minder wirkungsvolle Alternative, wenngleich in Köln Vereinigungen durchaus wohlhabender Männer und/oder Frauen durchaus in der Mehrzahl waren. Klaus Militzer gebührt das Verdienst, vornehmlich aus Kölner, aber auch aus diversen auswärtigen Beständen alle zugänglichen Nachrichten über die Kölner Laienbruderschaften vom 12. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts systematisch zusammengetragen und auf über 1.500 Seiten zugänglich gemacht zu haben.

Im europäischen Vergleich verfügte das mittelalterliche Köln mit 119 nachweisbaren Laienbruderschaften - die tatsächliche Zahl schätzt Militzer um einiges höher - über eine außergewöhnliche Anzahl solcher Zusammenschlüsse. Der eigentlichen Edition stellt Militzer eine umfangreiche Einführung (S. XI-CXLVIII) voran, die die folgende Materialsammlung inhaltlich und quellenkritisch einordnet, erklärt und kommentiert sowie bereits erste Ergebnisse darlegt. Einer notwendigen und pragmatischen Begriffsklärung folgt eine Darlegung der Quellenproblematik. Militzer schöpfte vor allem aus Statutenbüchern, Aufnahmeregistern, Rechnungsbüchern und Urkunden, ferner Rentquittungen, Auszahlungseinträgen in Rechnungsbüchern, Testamenten sowie Schreinsbucheinträgen. Dem Abschnitt über die zeitliche Verteilung der Bruderschaften in Köln ist zu entnehmen, daß vor einer Gründungswelle im 14. Jahrhundert nur wenige derartige Zusammenschlüsse existierten. Über 70 % der nachgewiesenen Bruderschaften seien im 15. Jahrhundert entstanden. In der Mitte des 16. Jahrhunderts haben die Institutionen mit der katholischen Reformbewegung eine tiefgreifende Umgestaltung erfahren. Im folgenden legt Militzer die Struktur der Organisationen und der Mitglieder dar, äußert sich über Zwecke und Ziele der Bruderschaften sowie zu ihrer Rolle in der stadtkölnischen Gesellschaft. Sie hielten sich politisch bewußt zurück, waren aber insgesamt von erheblicher Bedeutung, indem sie etwa bei Streitigkeiten schlichtend wirkten oder seit der Wende zum 16. Jahrhundert zunehmend karitative Aufgaben wahrnahmen. Über den gesamten Untersuchungszeitraum gehörten Totengedächtnis, Meßstiftungen, Beleuchtung und Ausschmückung von Kirchen sowie die Durchführung von Prozessionen zu den wichtigsten Tätigkeiten der Bruderschaften.

Die eigentliche Edition der Quellen erfolgt zunächst alphabetisch, innerhalb dieser Ordnung dann chronologisch. Daher können derzeit, ohne das Gesamtwerk lesen zu müssen, nur einzelne Bruderschaften untersucht werden. Die Auswertung spezifischer Themenfelder bleibt auf das angekündigte und in Kürze erscheinende Register angewiesen. Zentrale Quellen werden in der Edition vollständig wiedergegeben, während etwa Testamente z.T. nur auszugsweise erfaßt und wirtschaftshistorische Quellen gelegentlich tabellarisch zusammengefaßt sind. Durch genaue Verweise ist aber ein vollständiger Zugriff gewährleistet.

Mit der großen Quellenedition hat Klaus Militzer für die rheinische Volkskunde, vor allem für die Bereiche der religiösen Volkskunde bzw. der Volksfrömmigkeitsforschung, aber auch für eine eher sozialhistorisch orientierte Europäische Ethnologie ein Werk von grundlegender Wichtigkeit geschaffen, das hoffentlich vielen Studien als Ausgangsbasis dienen wird. Vor allem die bislang zu wenig bearbeitete Übergangszeit zwischen Spätem Mittelalter und Früher Neuzeit läßt sich auf diese Weise nun vorbildlich untersuchen.

Empfohlene Zitierweise:

Gunther Hirschfelder: Rezension von: Klaus Militzer (Bearb.): Quellen zur Geschichte der Kölner Laienbruderschaften vom 12. Jahrhundert bis 1562/63. Band 1, Düsseldorf: Droste 1997, in: INFORM 1 (2000), Nr. 3, URL: <http://www.sehepunkte.de/inform/reviews.php?id=367>

Gunther Hirschfelder: Rezension von: Klaus Militzer (Bearb.): Quellen zur Geschichte der Kölner Laienbruderschaften vom 12. Jahrhundert bis 1562/63. Band 2, Düsseldorf: Droste 1997, in: INFORM 1 (2000), Nr. 3, URL: <http://www.sehepunkte.de/inform/reviews.php?id=367>

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