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Wilfried Podlech: Die Linzer Eintracht. Ein Zusammenschluß rheinischer Städte, Dörfer und Flecken vom 15.-17. Jahrhundert, Neustadt an der Weinstraße: Pfälzische Post 1999, 64 S., ISBN 3-926912-25-1, DM 16,80

Aus: Nassauische Annalen (Bd. 111 (2000), S. 540)

Rezensiert von:
Jürgen Oellers

Die kleine Schrift behandelt die für die Stadt Linz am Rhein bedeutungsvolle Geschichte der "Linzer Eintracht" oder "Rheinischen Eintracht", einem Bündnis mehrerer meist rechtsrheinisch zwischen Bonn und Andernach gelegener Städte und Dörfer. Daß es sich bei diesem reinen Defensivbündnis nicht um einen kurzlebigen regionalen Zusammenschluß ohne große Bedeutung handelte, wird durch eine quellennahe Darstellung der Bündnisverträge der Eintracht vermittelt. Diese Verträge sollten offenbar nicht nur den Landfrieden schützen, sondern regelten auch gemeinsame Verfahrensweisen im Rechtsleben der Bündnismitglieder, wie z.B. gegenseitige Rechtshilfe, Bekämpfung von Straftätern, sorgten für die Einrichtung einer Brandversicherung auf Gegenseitigkeit und trafen wirtschaftliche Vorkehrungen (z.B. ein Verbot der Holzausfuhr in holzknappen Zeiten). Der Verf., der die Geschichte der "Eintracht" aus der Perspektive der Stadt Linz betrachtet, erarbeitet den "genossenschaftlichen" Charakter des Bündnisses anhand der Umlage finanzieller Probleme auf die Mitgliedsorte, der Verhängung von Strafen und Sanktionen bei Verstößen und öffentliches Vorlesen der Artikel des Bündnisses.

Die Quellendaten entnahm der Verf. zum größten Teil dem Archiv der Stadt Linz; dabei umfassen der Bündnisentwurf (von vor 1472), die Verträge von 1535, 1576 und 1597, die Linzer Tagung von 1615 und ein Musterungsprotokoll von 1640 eine für regionale Bündnisse vergleichsweise lange Lebensdauer von fast 200 Jahren, wobei der Kölnische Krieg und schließlich der Dreißigjährige Krieg politisch-militärische Höhepunkte bildeten. Beiden Ereignissen widmet der Verf. eigene Kapitel, die verdeutlichen, daß schon allein die verschiedenen territorialen Verflechtungen der Bündnismitglieder Abstimmungen mit den einzelnen Landesherren notwendig machten, seien diese nun nassau-saarbrückisch oder kurkölnisch, bergisch oder kurtrierisch. Nach Darstellung des Verf.s verschaffte sich die "Linzer Eintracht" nach anfänglicher Neutralität im Kölnischen Krieg einen gewissen Erfolg, indem sie 1583 die Wahl Ernsts von Bayern zum Kölner Erzbischof unterstützte und daraufhin einen Mitgliederzuwachs verzeichnen konnte. Die Hochphase der "Eintracht", in der die kurkölnische Landstadt Linz seit 1535 als Hauptort des Bündnisses fungierte, wurde 1632 mit der friedlichen Übergabe der Stadt an schwedische Truppen beendet; ein Wiederbelebungsversuch des Bündnisses scheiterte 1637.

Empfohlene Zitierweise:

Jürgen Oellers: Rezension von: Wilfried Podlech: Die Linzer Eintracht. Ein Zusammenschluß rheinischer Städte, Dörfer und Flecken vom 15.-17. Jahrhundert, Neustadt an der Weinstraße: Pfälzische Post 1999, in: INFORM 1 (2000), Nr. 4, URL: <http://www.sehepunkte.de/inform/reviews.php?id=381>

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