Wilfried Hansmann: Balthasar Neumann. Fotografien von Florian Monheim, Köln: Dumont 1999, 232 S., ISBN 3-7701-4411-2, DM 98,00

Aus: Nassauische Annalen (Bd. 111 (2000), S. 587)

Rezensiert von:
Britta Spranger

Um den Schöpfer grandioser barocker Raumarchitekturen Balthasar Neumann (1687-1753) geht es in dem umfassenden Werk des langjährigen Kenners der Materie Wilfried Hansmann. Am Ende dieses Jahrhunderts intensivierter Neumann-Forschungen präsentiert er das Wissen über dieses Phänomen der Kunst- und Architekturgeschichte, und zwar in angemessen festlich-prächtiger Ausführung. Dem Autor gelingt in fesselnder Sprache die Verflechtung von erhaltenen schriftlichen Äußerungen Neumanns mit Darlegungen, Interpretationen und Wertungen zeitgenössischer und heutiger Sichtweise. So entstand umfassend, exakt und lebendig ein Lebensbild Balthasar Neumanns, des siebenten Kindes armer Eltern; ein Leben, in dem sich allmählich - mit unbändigem Fleiß als Motor - Fordern und Geben, Respekt, gediegenes Studium und Selbstbewußtsein zu phantastischem Gestaltermut entwickeln.

Die Bedingungen seines vielfältigen Wirkens, die Wünsche seiner Auftraggeber oder Einblicke in seine Arbeitsweise gehören ebenso zu den Themen dieses Buches wie die analysierende Beschreibung der Bauwerke und die Frage nach den Gestaltungsprinzipien dieses Architekten. Neue Farbfotografien in zumeist noch nie gezeigten Perspektiven ermuntern zum Erleben der Bauwerke und Raumwunder Neumanns vor Ort. So der Autor in seinem Vorwort. Auf ca. 40 Seiten wird zunächst mit prägenden Fakten die Biografie Neumanns umrissen, bevor auf über 150 Seiten Pläne und Werke Neumanns chronologisch und nach Gattungen geordnet behandelt werden, wobei besonders bei Sakral-Bauten und -Ausstattungen nach frühen und reifen Werken differenziert wird. Ein großes Sonderkapitel - neben Schloßarchitekturen (S. 130-149) - gilt den berühmten Treppenhausanlagen (S. 150-175), z.B. in Würzburg, Brühl, Wien, Stuttgart, Bruchsal, Meersburg und Oberzell. Dazu kommen Kloster-, Wohn- und Stadtbaukunst sowie Festungs- und Ingenieur-Bauten mit Wasser- und Feuerwerkskünsten. Die Qualität der den Text stets dicht begleitenden Abbildungen - insbesondere der technisch wie ästhetisch hervorragenden Farbfotografien von Florian Monheim - ist brillant. Die dreispaltigen Buchseiten bieten neben der lesefreundlichen Anordnung immer auch Raum für kleinere Grafiken oder Fotos, die den wissenschaftlichen Text illustrieren. In Text, Literaturverzeichnis und Anmerkungsteil werden Arbeiten der Wegbereiter nun einhundertjähriger Neumann-Forschung respektvoll hervorgehoben und vorrangig zitiert. In der abschließenden "Würdigung" (S. 199) kommen diese Forscher zu Wort; auch wird das abweisende Fehlurteil der 1920er Jahre von Richard Sedlmaier und Rudolf Pfister benannt. Seine eigene profunde Würdigung des Lebenswerkes Balthasar Neumanns faßt der Autor als "Rückblick" (S. 199-201) zusammen. Es folgt ein Anhang mit vielfältigen Findhilfen: ein Glossar ausgewählter Fachausdrücke, eine Zeittafel zu Leben und Werk, eine Auflistung wichtiger noch erhaltener Bauwerke, zudem auf zwei Landkarten der Rhein- und der Maingegenden veranschaulicht und zu sofortiger Kunstreise anregend. Ein ausführliches Namenregister und ein genauer Fotonachweis beschließen dieses nach Inhalt und Ausführung makellose Werk: Eine Jahrhundert-Hommage an Balthasar Neumann, dessen Hauptwerke, die Schloß-Treppenhäuser zu Würzburg und Brühl, von der UNESCO in die Liste des besonders zu schützenden Weltkulturerbes aufgenommen wurden.