Hans-Joachim Behr: Graf Franz von Waldeck (1491 - 1553). Dreimal geistlicher Fürst in Westfalen (= Waldeckische Historische Hefte; Bd. 4), Bad Arolsen: Waldeckischer Geschichtsverein 1999, 109 S., ISBN 3-932468-01-5

Aus: Geschichtsblätter für Waldeck

Rezensiert von:
Martin Lückhoff

Nach seinem umfangreichen, in zwei Teilbänden veröffentlichten Werk (Bd. l: 1996; Bd. 2:1998) über Franz von Waldeck (vgl. die Rezension von Georg Kuhaupt in Gbll Waldeck 86 [1998], S. 262) hat Hans-Joachim Behr eine kurzgefaßte Abhandlung über den Sproß des waldeckischen Grafenhauses vorgelegt. Behr orientiert sich an den Stationen seines äußeren Werdegangs in chronologischer Reihenfolge. Zugleich ist er bemüht, das wirtschaftlich-soziale wie auch das politische und damit das konfessionelle Umfeld mit in die Darstellung der Persönlichkeit Franz' einzubeziehen. Behr analysiert die komplexen, sich verändernden konfessionellen und politischen Beziehungen, in denen die kriegerischen Auseinandersetzungen um das Täuferreich in Münster 1534-1535 und die zwischen Altgläubigen und Anhängern der Reformation in den Jahren 1546 - 1548 zwei Eckpfeiler bilden.

Behr gelingt das Porträt eines Mannes, der mehr Fürst als Bischof war. Sein politisches Wirken in dem dichten Beziehungsgeflecht von Kaiser und Reich im Zeitalter der Reformation ist bestimmt vom Aufbrechen konfessioneller Gegensatze, aber auch durch gelegentlich unglückliches Paktieren und mangelnde Entscheidungsfreudigkeit gekennzeichnet. Franz von Waldeck gerät als Fürst auf der Suche nach Orientierung in wachsende Bedrängnis und scheitert letztlich durch mehrere Niederlagen. Verarmt und politisch isoliert stirbt er 1553.

Behr ist mit seiner Abhandlung das Kunststück gelungen, eine kompakte, durch archivalische Quellen abgesicherte und doch gut lesbare Arbeit vorzulegen. Die Beschränkung auf die wichtigsten Aspekte, der flüssige Stil und die differenzierte Darstellung lassen den Lesenden in die Zeit eintauchen. Ein Literaturverzeichnis, der Abdruck der wichtigsten Quellen und mehrerer Abbildungen schließen die Abhandlung ab.