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Leopold Schütte (Red.): Der Dreißigjährige Krieg und der Alltag in Westfalen. Quellen aus dem Staatsarchiv Münster, bearbeitet im Staatsarchiv Münster (= Veröffentlichungen der staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen, Reihe C: Quellen und Forschungen; Bd. 43), Münster 1998, 355 S., ISBN 3-932892-09-7, DM 30,00

Aus: Geschichtsblätter für Waldeck

Rezensiert von:
Gerhard Menk

Der 350. Jahrestag des Westfälischen Friedensschlusses am 24. Oktober 1648 hatte nicht nur zahlreiche Feiern zur Folge, sondern mehr noch begleiteten Ausstellungen und Publikationen das Jubiläumsjahr. Es kann kaum übersehen werden, daß neben zahllosen nützlichen Publikationen auch viel Überflüssiges erschien. Die vorliegende Quellenedition des Staatsarchivs Münster, von den Archivaren einer besonders publikationsfreudigen Institution erarbeitet, zählt ohne jeden Zweifel zu den nützlichen Veröffentlichungen. Denn die mehr als 150 edierten Dokumente vermitteln nicht nur einen nach Sachgruppen gegliederten, sehr lebendigen Eindruck von den Geschehnissen des langen Krieges in Westfalen, sondern in wesentlichen Teilbereichen haben die Bearbeiter sich nicht gescheut, die strenge zeitliche Grenze des Kriegsendes auch zu überspringen. So erscheint der Westfälische Frieden nicht so sehr als Bruch, sondern mehr als Durchgangsstation für den späteren Wiederaufbau.

Die Dokumente wurden nicht durchgängig in Volledition wiedergegeben, sondern die Edition oszilliert zwischen Volledition und regestartiger Wiedergabe. Eines der Dokumente wurde unmittelbar, allerdings wesentlich verkleinert abgebildet. Die unerläßliche Kommentierung der Dokumente erfolgte mit jenem Kenntnisreichtum, wie man ihn bei Archivaren erwartet, die sich in ihrem eigenen Sprengel bewegen: nämlich auf einem hohen Niveau. Vernünftigerweise blieben die textkritischen Angaben auf ein vertretbares Maß beschränkt. Selbst wenn die Formalbeschreibung bisweilen unübliche Vermerke enthält (Beispiel: Nachlässige Konzeptschrift in Dokument 19), so hält sie sich doch in einem nachvollziehbaren Rahmen. Leicht unglücklich, weil nur sehr schwer lesbar, fällt die Wiedergabe des bereits erwähnten Druckes aus (Dokument 18). Hier wurde - und dies in doppelter Hinsicht - am falschen Platze gespart.

Inhaltlich bewegt sich die Edition so gut wie ausschließlich in Westfalen, wobei die Gebiete im waldeckischen Westen vergleichsweise oft berührt werden (vgl. u. a. Dokumente 80 und 81 zu den Ereignissen 1646 in Marsberg). Weit stärker fällt die Berücksichtigung der Landgrafschaft Hessen aus, deren Truppen freilich über längere Zeit im Westfälischen einlagerten und durch Landgräfin Amalie Elisabeth auch einen entscheidenden Anteil an dem Inhalt des Friedensinstumentes hatte. Durch die Aufnahme zahlreicher Regentenportraits (darunter Graf Johann VII. von Nassau-Siegen, Schwiegervater Graf Christians von Waldeck) gewinnt die Publikation eindeutig an Anschaulichkeit. Ein Gleiches gilt für die fast schon zahllosen Generäle, die auf der militärischen Bühne Westfalens und seiner Nachbargebiete erschienen.

Über die angewandten Editionsrichtlinien, insbesondere die Wiedergabe der französischen Dokumente, soll hier nicht räsoniert werden. Es sei nur auf einen vermutlichen Fehler in der Wiedergabe des Dokumentes 23 aufmerksam gemacht, der in einer sicherlich erwartbaren weiteren Auflage verbessert werden könnte. So muß es eingangs in bezug auf Johann Ludwig von Nassau-Hadamar wohl heißen; "Comme le comte Jehan Louis..."; ansonsten ist der Publikation nicht nur eine hohe Qualität zu bescheinigen, sondern auch eine weite Verbreitung zu wünschen. Vermutlich trägt aber die Konjunktur, die der Dreißigjährige Krieg als historiographischer Gegenstand hat, ohnehin zum Erfolg der Quellenedition bei.

Empfohlene Zitierweise:

Gerhard Menk: Rezension von: Leopold Schütte (Red.): Der Dreißigjährige Krieg und der Alltag in Westfalen. Quellen aus dem Staatsarchiv Münster, bearbeitet im Staatsarchiv Münster, Münster 1998, in: INFORM 1 (2000), Nr. 5, URL: <http://www.sehepunkte.de/inform/reviews.php?id=396>

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