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Ulrike Stein: Die Überlieferungsgeschichte der Chroniken des Johannes Nuhn von Hersfeld. Ein Beitrag zur hessischen Historiographie, Frankfurt a.M. / Berlin / Bern: Peter Lang 1994, 322 S., ISBN 3-631-46970-5

Aus: Geschichtsblätter für Waldeck

Rezensiert von:
Gerhard Menk

Die vorliegende Studie, eine Münsteraner Dissertation, entstand im Rahmen des Sonderforschungsbereiches "Träger, Felder, Formen pragmatischer Schriftlichkeit im Mittelalter" bei Peter Johanek. Für die Publikation wurde die 1992 eingereichte Vorlage noch einmal überarbeitet.

Gegenstand der Dissertation wie der Publikation sind die beiden Chroniken des 1442 in Hersfeld geborenen Johann Nuhn. Es handelt sich dabei zuerst einmal um die "Hessische Chronik", zum anderen um "Chronik und altes Herkommen". Nuhn war in Erfurt ausgebildeter Theologe. Nach Ende seines Studiums finden wir ihn zuerst in hennebergischen Diensten, ehe er 1475 in hessische Dienste übertritt. Nuhn wirkt überwiegend im Umkreis Landgraf Wilhelms II. Im Jahre 1523 stirbt er als Weltgeistlicher der Benediktinerpropstei Frauenberg in der unmittelbaren Nähe seines Geburtsortes Hersfeld. Bekannt geworden ist Nuhn durch seine Chroniken, die bis 1735 handschriftlich überliefert waren, aber 1735 durch einen Druck in Senckenbergs "Selecta Juris et Historiarum" (Bd. 5) einem weiten Kreis zugänglich gemacht wurden. Die hessische Chronistik erhielt durch diesen Druck einen weiteren Farbtupfer.

Der Wert der vorliegenden Arbeit liegt darin, daß sie die Überlieferungsgeschichte der beiden Chroniken Nuhns sehr detailliert offenlegt und alle Abschriften mit Lagerungsorten erfaßt. Daß im Vorspann auch eine Einbettung in die wissenschaftliche Entwicklung der beiden hessischen Universitäten Marburg und Gießen erfolgt, ist verdienstvoll. Beachtenswert ist auch, daß die Verfasserin die herausragende Rolle der Historie an der Wittenberger Universität im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert unter dem gebürtigen Korbacher Conrad Samuel Schurzfleisch herausstreicht. Entgegen ihrer Annahme findet sich aber in dem überlieferten Nachlaß (erschienen in Weimar 1994, bearb. von G. Menk in Verbindung mit J. Fulsche und M. Knoche) kein Nachweis für eine der Nuhnschen Chroniken. Auch wird Schurzfleisch allenfalls annähernd richtig eingeordnet, wenn ihn die Verfasserin als "Hesse" bezeichnet - als "Waldecker" wäre er dagegen richtig eingeordnet worden.
Trotz solcher kleiner Versehen ist die Arbeit, die in manchen Teilen etwas betulich wirkt, angesichts eines wachsenden Interesses für die Erinnerungskultur sehr nützlich.

Empfohlene Zitierweise:

Gerhard Menk: Rezension von: Ulrike Stein: Die Überlieferungsgeschichte der Chroniken des Johannes Nuhn von Hersfeld. Ein Beitrag zur hessischen Historiographie, Frankfurt a.M. / Berlin / Bern: Peter Lang 1994, in: INFORM 1 (2000), Nr. 5, URL: <http://www.sehepunkte.de/inform/reviews.php?id=397>

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