Peter Steuer (Bearb.): Gesamtinventar der Akten und Amtsbücher der vorderösterreichischen Zentralbehörden in den Archiven der Bundesrepublik Deutschland. Vorderösterreichische Regierung und Kammer 1753-1805: Oberamt Altdorf (= Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg; Bd. 50/5), Stuttgart / Berlin / Köln: Kohlhammer 1998, 561 S., ISBN 3-17-015374-9, € 50,00

Aus: Württembergisch Franken (Bd. 84 (2000), S. 359 f.)

Rezensiert von:
Peter Ehrmann

Die Geschichte der Archivalien Vorderösterreichs ist die ihrer Zerstreuung. Neben großen Verlusten ist auch eine weitgehende Zersplitterung zu beklagen, welche dazu führte, daß diese Überlieferung heute in den verschiedensten Archiven der Nachfolgestaaten zu finden ist.

Ein Projekt der Nachfolgestaaten Bayern und Baden-Württemberg bemüht sich seit einigen Jahrzehnten, die fraglichen Bestände zumindest auf dem Papier zu erschließen, da eine räumliche Zusammenführung des Aufwandes halber unmöglich ist. Von grundlegender Bedeutung sind dabei die zentralen vorderösterreichischen Verwaltungsbehörden, welche Maria Theresia seit 1752 in Konstanz bzw. Freiburg schuf, denn hier ist die Masse des erhaltenen Schriftgutes zu finden. Als ein Band in dieser Reihe behandelt der vorliegende die Überlieferung des vorderösterreichischen Oberamtes Altdorf, welches ab 1750 im Zuge der theresianischen Reformen geschaffen wurde. In einem gedrängten Vorwort gibt der Band eine Übersicht über die Geschichte Vorderösterreichs, zur Territorial- und Herrschaftsgeschichte, über das Oberamt Altdorf, über dessen Archivalien (sowie die Gesamt-Vorderösterreichs), zur Geschichte des Verzeichnungsprojektes und zu Gliederung und Grundsätzen dieser Verzeichnung nebst Literaturangaben. Abgerundet wird der gelungene Band durch einen Orts- und Namensindex. Es soll hierbei auch erwähnt werden, daß die Registraturverhältnisse der Zentralbehörden zum Teil noch nicht vollständig geklärt sind.

Das Oberamt Altdorf (heute Weingarten), nördlich des Bodensees gelegen, wurde 1750 durch eine Resolution von Maria Theresia geschaffen. Es umfaßte die alte Landvogtei Schwaben, die Donaustädte Riedlingen, Munderkingen und Waldsee sowie weitere Adels- und Klosterherrschaften der Umgebung. In ihm wurden also historisch sehr unterschiedliche Gebiete vereinigt, in welchen Österreich vielfach noch nicht alle Hoheitsrechte besaß - wie es ja überhaupt ein Kennzeichen Vorderöstereichs war, daß die einzelnen Teile in einer Gemengelage unterschiedlichster, abgestufter Hoheitsrechte zwischen Österreich und anderen Herschaften verblieben, von der vollen Landeshoheit bis zu der Wahrnehmung nur temporär geltender Rechte reichend. Altdorf gewinnt Wichtigkeit für die Lebensmittelversorgung Vorderösterreichs sowie für die österreichischen Handelsbeziehungen zum Ausland, insbesondere in die Schweiz.

Das vorliegende Inventar verzeichnet die Akten und Amtsbücher der (zentralen) vorderösterreichischen Regierung und Kammer in Konstanz bzw. Freiburg, soweit sie Altdorf betreffen. Da diese Zentralbehörden bei ihrer Bildung im 18. Jahrhundert aber zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben auch Schriftgut aus Innsbruck erhalten hatten, bedeutet dies, daß auch dieses ältere Schriftgut sich im Inventar nachweisen läßt. Diese Unterlagen lagern heute im Staatsarchiv Augsburg, im Generallandesarchiv Karlsruhe und im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Wie erwähnt, erfolgt eine Sachgliederung auf dem Papier, welche selbstverständlich zu jeder Archivalie den heutigen Fundort und die dortige Signatur angibt.