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Rolf Schulte: Hexenmeister. Die Verfolgung von Männern im Rahmen der Hexenverfolgung von 1530-1730 im Alten Reich (= Kieler Werkstücke. Reihe G: Beiträge zur Frühen Neuzeit; Bd. 1), Frankfurt a.M. / Berlin / Bern: Peter Lang 2001, 2. erg. Auflage, 308 S., ISBN 3-631-37781-9, DM 89,00

Aus: Nassauische Annalen (Bd. 112 (2001), S. 638)

Rezensiert von:
Johanna Koppenhöfer

Auf 276 Textseiten, unterteilt in 9 Hauptabschnitte, untersucht Verf. die Rezeption männlicher Zauberer in der zeitgenössischen Literatur und in der Hexenprozeßwirklichkeit der frühen Neuzeit. Es ist nicht neu, daß nach Überzeugung der führenden juristischen und kirchlichen Autoritäten der Zeit Frauen infolge ihrer körperlichen und seelischen Beschaffenheit für das Zaubereilaster prädestiniert waren, während man Männern einen natürlichen Widerstand gegenüber den Verführungen des Teufels zuschrieb, Ausnahmen immerhin zugestanden. Es ist das Verdienst des Verf.s, dieses "Wissen" mit den Instrumenten der Quantifizierung, der historischen Diskursanalyse und Begriffsgeschichte analysiert und auf den realen Wahrheitsgehalt untersucht zu haben.

Dabei spannt er den Bogen von den Werwolfprozessen des 16. Jh.s. in Burgund und in der Franche Comté, die noch in alten Volksmythen wurzeln, bis zu den späten Verfolgungen von Norddeutschland bis Österreich, die jeweils aus einer ganz spezifischen Problematik entstanden. Verf. hat herausgearbeitet, daß die Vergehen des Hexenmannes, dem Haupterben der ehemaligen Ketzerbewegungen, von den Verfolgungsinstanzen den gängigen Paradigmen angepaßt wurden, um eine Verurteilung zu ermöglichen. Legitimiert wurde diese Haltung durch fast alle Vertreter der zeitgenössischen Hexenliteratur, gut belegt durch die entsprechenden Textauszüge in Kapitel 5. Durch die Auswertung von Brücheregistern, Injurienklagen, Prozeßakten und kirchlichen Archivalien zeigt Verf. ein differenzierteres Bild der Beklagten, immer eingebunden in das arbeitsteilige Umfeld oder ausgegrenzt als Landstreicher und Bettler.

Beim Hexensabbat wurde die Existenz der Teufelssekte vorstellbar und konnte als Erklärung für die Krisen der frühen Neuzeit benutzt werden. Verf. erkennt in den Regulierungs- und Disziplinierungsstrategien der Obrigkeiten Zwangsmaßnahmen, um den christlichen Staat zu sichern. Daß beim Hexensabbat Männer, meist in dominanten Rollen, vertreten waren, ist nicht neu. Eine reine Frauengesellschaft wäre auch kaum als Bedrohung aufgefaßt worden.

Diese männlichen Heiler, Hexenmeister oder Hexenmänner, die man bisher nur als Einzelfälle wahrgenommen hat, in den Untersuchungsgebieten statistisch zu belegen, die Prozeßergebnisse zu analysieren und somit eine ebenso gefährdete männliche Bevölkerungsschicht ins Bewußtsein zu rücken, wie wir das von ihrem weiblichen Pendant gewöhnt sind, ist das Ergebnis der vorliegenden Arbeit. Von der recht anspruchsvollen Terminologie her stellt das Buch allerdings einige Ansprüche an den Leser, während die historischen Zusammenhänge und Erläuterungen gut verständlich dargestellt sind. Ein umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis sowie Abbildungen von Werken zeitgenössischer Künstler und statistische Darstellungen runden diese interessante Forschungsarbeit aus dem Bereich der Hexenverfolgung ab.

Empfohlene Zitierweise:

Johanna Koppenhöfer: Rezension von: Rolf Schulte: Hexenmeister. Die Verfolgung von Männern im Rahmen der Hexenverfolgung von 1530-1730 im Alten Reich, Frankfurt a.M. / Berlin / Bern: Peter Lang 2001, in: INFORM 2 (2001), Nr. 4, URL: <http://www.sehepunkte.de/inform/reviews.php?id=452>

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