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Peter Hanelt / Egon Högel: Der Lustgarten des Johann Royer. Beiträge einer Gedenktagung für den fürstlich-braunschweigischen Hofgärtner Johann Royer (1574-1655) in Hessen, Magdeburg: Scriptum 1999, 144 S., DM 19,80

Aus: Braunschweigisches Jahrbuch für Landesgeschichte (81 (2000), S. 279 f.)

Rezensiert von:
Mechthild Wiswe

Der zwischen Halberstadt und Wolfenbüttel gelegene Flecken Hessen zeichnete sich durch ein inzwischen ruinöses Schloss aus, zu dem ein längst untergegangener Kunstgarten gehörte. Dieser geht auf der Basis einer älteren Anlage im wesentlichen auf den über 40 Jahre dort tätigen Hofgärtner Johann Royer (1574-1655) zurück. Royers bleibende Hinterlassenschaft stellt ein Buch dar, der den Garten und seine Pflanzen beschreibt, aber auch Kataloge wild wachsender Pflanzen aus der Umgebung bis hin zum Brocken und Kochrezepte zur Verwendung der angebauten Nutzpflanzen mitteilt (Beschreibung des ganzen Fürstl. Bs. Gartens zu Hessem. 1. Aufl. 1648, 2. Aufl. 1651, 3. Aufl. 1658, Reprint 1990).

Royer als Gärtner und Botaniker war 1998 eine Gedenktagung gewidmet, die durch eine Publikation vorbereitet wurde (Johann Royer [1574-1655] und die Flora des Nordharzes. Hg. Botanischer Arbeitskreis Nordharz e. V. Halberstadt 1998). In dem hier anzuzeigenden Band sind fast alle Beiträge zu dieser Gedenktagung in zum Teil erweiterter Form publiziert. Der Schwerpunkt liegt verständlicherweise auf Royers botanischem Wirken.

Einleitend würdigt Alfred Bartsch Johann Royer, dessen Sohn Maximilian übrigens die Stelle seines Vaters übernahm, als "Gärtner am Schloss Hessen" im zeitgenössischen Kontext. Bei seiner Heirat mit der brandenburgischen Prinzessin Hedwig ließ der damalige Kronprinz, spätere Herzog Julius von Braunschweig sich in Hessen nieder, und damit begann die große Zeit des berühmten Gartens. Nach ihrem Tode übernahm Hedwigs Schwiegertochter Anna Sophie von Brandenburg (Gemahlin von Herzog Friedrich Ulrich) die Sorge um den Hessener Garten, der dann seit Ende des 17. Jh. verfallen ist. Die Anlage bestand aus kunstvoll gegliederten Zier-, Obst- und Gemüsebeeten und war u. a. mit ornamental geschnittenen Hecken, mit antiken Standbildern und Wasserspielen versehen, darunter einem großen Springbrunnen mit Tierplastiken aus Bronze.

Royer wollte als Vorbild wirken. So sollte seine Publikation auch ein Lehrbuch der Gartenkunst und eine Anleitung zur Verwendung der Nutzpflanzen in der Küche sein. Clemens Alexander Wimmer untersucht die Bedeutung von Royers Werk innerhalb der unterschiedlichen Gruppen von Gartenliteratur und kommt zu dem Schluss, dass der Katalog der Pflanzenkollektion im Hessischen Garten darin am wichtigsten ist. Heinz-Dieter Kausch wendet sich den zahlreichen Zierpflanzen im Garten von Hessen zu. Es finden sich neben mitteleuropäischen Arten relativ viele südeuropäische, aber auch orientalische sowie einige südasiatische, afrikanische und amerikanische. Darunter sind erstmals in Mitteleuropa nachgewiesene Arten. Die Bedeutung und die Probleme der Obstkultivierung in Hessen zeigt Norbert Clement auf. Darnach gab es hier u. a. Feigen-, Aprikosen-, Mandel- und Pfirsichbäume, aber auch 31 verschiedene Apfel- und 29 Birnensorten, darunter solche, die heute gänzlich unbekannt sind und andere, noch immer gezüchtete. Clement geht weiter den Angaben Royers über die Pflanzzeit, das Veredeln und die Pflege sowie das Überwintern der Obstbäume nach. Peter Hanelt berichtet anschließend über das Pflanzenverzeichnis Royers als wichtige Quelle für die Kulturpflanzenforschung. Er hat darin mehr als 270 gärtnerische Nutzpflanzen gezählt, darunter auffallend viele aus der "Neuen Welt" übernommene. Darunter werden bereits die Kartoffel, deren Zubereitung beschrieben wird, und verschiedene Bohnenarten genannt, aber auch Paprika. Unter den "altweltlichen" Arten sind bei Royer zahlreiche Varianten vertreten, so unter den Kohlarten bereits Blumenkohl und Brokkoli.

Den Abschluss des Bandes bildet die Wiedergabe der von Royer zusammengestellten Pflanzenlisten mit den von diesem benutzten und den heutigen lateinischen botanischen Bezeichnungen. Leider fehlen hier wie auch sonst an einigen Stellen des Bandes gemäß dem wissenschaftlichen Anspruch die deutschen Pflanzennamen. Das erschwert dem Laien die Lektüre, die aber trotzdem jedem an der Gartenkultur sowie an unseren kultivierten und wild wachsenden Pflanzen Interessierten empfohlen werden kann. Nicht eigens berücksichtigt wurde leider - entsprechend der Intention der Tagung - das Kochbuch, das Royers Werk integriert ist.

Empfohlene Zitierweise:

Mechthild Wiswe: Rezension von: Peter Hanelt / Egon Högel: Der Lustgarten des Johann Royer. Beiträge einer Gedenktagung für den fürstlich-braunschweigischen Hofgärtner Johann Royer (1574-1655) in Hessen, Magdeburg: Scriptum 1999, in: INFORM 3 (2002), Nr. 1, URL: <http://www.sehepunkte.de/inform/reviews.php?id=487>

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