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Jochen Luckhardt / Nils Büttner (Hg.): Der Krieg als Person. Herzog Christian der Jüngere von Braunschweig-Lüneburg im Bildnis von Paulus Moreelse. Ausstellung im Herzog Anton-Ulrich Museum Braunschweig 16. März bis 14. Mai 2000, Braunschweig: Limbach 2000, 160 S., ISBN 3-922279-47-3, € 9,80

Aus: Braunschweigisches Jahrbuch für Landesgeschichte (82 (2001), S. 235 f.)

Rezensiert von:
Mechthild Wiswe

Zu den schillerndsten Persönlichkeiten im Beginn des Dreißigjährigen Krieges gehört Christian der Jüngere von Braunschweig-Lüneburg (1599-1626), postulierter Bischof von Halberstadt und jüngerer Sohn des Herzogs Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg, volkstümlich bekannt als der “tolle Christian von Halberstadt”. Der Utrechter Bildnis- und Historienmaler Paulus Moreelse hat diesen 1619 in einem repräsentativen Dreiviertelporträt von hoher künstlerischer Qualität im damals modischen Halbharnisch festgehalten. Das Bildnis, das heute zu den bekanntesten Werken des Herzog Anton Ulrich-Museums gehört, war Anlaß für eine Kabinettausstellung, zu der die anzuzeigende Publikation erschienen ist. Ihr erster Hauptteil besteht aus vier Kapiteln, die sich mit der Persönlichkeit Christians und dem Maler des Porträts beschäftigen.

Jochen Luckhardt stellt Christians Bildnis detailliert vor im Zusammenhang der zeitgenössischen niederländischen Porträtmalerei, in der Moreelse einen besonderen Rang hatte. Auch verfolgt Luckhardt die Provenienz des Bildes, das erst 1892 nach vielen Bemühungen in das Museum gelangte. Marten Jan Bok widmet sich im zweiten Kapitel des Bandes Christians Aufenthalt in den Niederlanden vor dem Hintergrund seiner persönlichen Entwicklung. Christian bekam eine gediegene Erziehung, u. a. durch ein Studium an der Landesuniversität Helmstedt, hielt sich zunächst in Dänemark und dann in den Niederlanden auf, wo er Zugang zu den höchsten aristokratischen Kreisen fand und dem höfischen Leben offen gegenüber stand. 1619 trat der junge Fürst in die niederländische Armee ein, die damals als eine der modernsten und am besten geführten galt. Hier fand er seine eigentliche Berufung als Heerführer. Ausführlich betrachtet Bok die kriegerischen Unternehmungen Christians, der freilich bereits 1626 vermutlich an den Folgen einer Verwundung starb, die er 1622 in der Schlacht bei Fleurus erlitten hatte und die zur Amputation seines rechten Armes führte. Bei der im Herzog Anton Ulrich-Museum überlieferten Armprothese dürfte es sich freilich nicht um die für Christian angefertigte handeln. In einem dritten Kapitel der Publikation steuert Horst-Rüdiger Jarck bisher unveröffentlichte Dokumente bei, die das “abenteuerliche” Leben Christians illustrieren und schon durch ihre Diktion ein intensives Eintauchen in die Zeit des Fürsten ermöglichen. Unter diesen Aktenstücken ist auch der Wundbericht des Arztes mit der Schilderung der Armamputation. Abgeschlossen wird der erste Teil des Bandes durch eine Untersuchung von Eric Domela Nieuwenhuis über Paulus Moreelse als Porträt- und Historienmaler in Utrecht, der die hohe Qualität und die Vielzahl der Arbeiten des Künstlers im Kontext zeitgenössischer niederländischer Malerei hervorhebt.

Der zweite Teil des Bandes umfaßt den wissenschaftlichen Katalog der in 42 Nummern zusammengefaßten etwa 50 ausgestellten Objekte. Gegliedert ist dieser Teil in acht “Miniabschnitte” von unterschiedlichem Umfang. Besonders ausführlich ist “Das Feldherrnbildnis und seine Tradition” dargestellt, während “Die historische Situation” (4 Objekte!) zu kurz kommt. Man hätte sich auch bei einer monographischen kunsthistorischen Ausstellung gewünscht, daß das Umfeld Christians stärker durch Objekte abgedeckt wäre. Unter diesen dominieren Graphiken und darunter wiederum - verständlicherweise - Porträtstiche Christians. Stattdessen werden leider nur wenige gegenständliche Exponate gezeigt. Nur zwei von ihnen stammen von dem Fürsten selbst, eine Schließe des Hosenbandordens und seine Offiziersschärpe aus seinem Sarg. Es wäre eine Bereicherung gewesen, wenn man zu den wenigen sonstigen Gegenständen einige weitere zeitgenössische hinzugefügt hätte.

Ein ausführliches Literaturverzeichnis rundet die Publikation ab. Acht prächtige, ganzseitige Farbabbildungen und zahlreiche Schwarzweißreproduktionen von Bernd-Peter Keiser bereichern den nobel gestalteten Band.

Empfohlene Zitierweise:

Mechthild Wiswe: Rezension von: Jochen Luckhardt / Nils Büttner (Hg.): Der Krieg als Person. Herzog Christian der Jüngere von Braunschweig-Lüneburg im Bildnis von Paulus Moreelse. Ausstellung im Herzog Anton-Ulrich Museum Braunschweig 16. März bis 14. Mai 2000, Braunschweig: Limbach 2000, in: INFORM 3 (2002), Nr. 1, URL: <http://www.sehepunkte.de/inform/reviews.php?id=492>

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