Ralph Häfner (Hg.): Bodinus Polymeres. Neue Studien zu Jean Bodins Spätwerk (= Wolfenbütteler Forschungen; Bd. 87), Wiesbaden: Harrassowitz 1999, 199 S., ISBN 3-447-04211-7, DM 98,00
Rezensiert von:
Peter Arnold Heuser
Bonn
Die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel bietet der Bodin-Forschung ein Forum, seit Günter Gawlick und Friedrich Niewöhner hier im September 1991 ein Arbeitsgespräch zum "Colloquium heptaplomeres" veranstalteten (s. Wolfenbütteler Forschungen; Bd. 67). Die Teilnehmer des Arbeitsgesprächs von 1991 erstellten einen Forschungsplan, um die Erschließung von Bodins Spätwerk zu intensivieren, das bis zu seiner Drucklegung im 19. Jahrhundert in zahlreichen Handschriften kursierte, und schlossen sich zur "Wolfenbütteler Arbeitsgruppe Colloquium Heptaplomeres" zusammen. Der angezeigte Sammelband setzt die Verständigung über das religions- und naturphilosophische Spätwerk Bodins fort und enthält Referate eines Arbeitsgesprächs, das am 28./29. Oktober 1996 aus Anlass des 400. Todestages des französischen Juristen in Wolfenbüttel stattfand.
Der Band bietet überwiegend Quellenstudien zu Bodins Spätwerken, dem "Universae naturae theatrum" und insbesondere dem "Colloquium heptaplomeres". Günter Gawlicks Studie über die Cicero-Rezeption in Bodins Werken (9-22) führt zu dem Ergebnis, dass Cicero für Bodin "ein entscheidender Faktor seiner Bildung als Mensch und als Gelehrter" (21) war. Gawlicks Beitrag zeigt exemplarisch Aufgaben einer künftigen historisch-kritischen Bodin-Ausgabe auf, deren Bearbeiter (22) "um die Mühe detaillierter philologischer Ermittlungen, insbesondere um die Aufschlüsselung der Marginalien in alten Drucken, nicht herumkommen werden, wobei die Schwierigkeiten bei der historischen und juristischen Literatur seiner Zeit mindestens so groß sein werden wie bei den antiken Quellen, die Bodin benutzt".
Thomas Leinkaufs Beitrag "Absolute Einheit und unendliche Vermittlung im Denken Bodins" (23-55) kreist um die philosophischen Grundzüge seines Denkens. Ann Blair (57-77) studiert Bodins Naturphilosophie anhand des "Universae naturae theatrum". Frank Lestringant (79-97) referiert über das kosmographische Wissen des späten Bodin.
Dominique de Courcelles (99-117) steuert einen Vergleich zwischen dem "Livre du gentil et des trois sages" des mallorquinischen Philosophen und Mystikers Raimundus Lullus und Bodins "Colloquium heptaplomeres" bei. Frank Griffel (119-144) erforscht, aus welchen Quellen Bodin seine Kenntnis islamischer Toleranzkonzepte bezog. Marion Leathers Kuntz (145-163) weist Natur, Gesetz und Musik als Grundlagen von Bodins Harmonie- und Toleranzkonzept im "Colloquium" nach.
Jaime de Salas (165-178) schließt aus einer Untersuchung der Struktur und Formgebung des Werkes auf Bodins Intentionen im "Colloquium heptaplomeres". Ralph Häfner (179-196) referiert über Bodins Geisterlehre.
Die "Wolfenbütteler Arbeitsgruppe Colloquium Heptaplomeres" legt mit dem angezeigten Sammelband erneut wichtige Ergebnisse ihrer Forschungen vor, an denen die künftige Bodin-Forschung nicht achtlos vorübergehen kann. Die Beiträge stammen aus der Feder führender Bodin-Forscher, sind solide gearbeitet und erweitern unser Wissen über den französischen Philosophen und Staatsrechtler. Der Band lenkt die Aufmerksamkeit erneut auf das komplexe Spätwerk Bodins, das als eines der gelehrtesten Werke der frühen Neuzeit noch immer eine Vielzahl von interpretatorischen Schwierigkeiten stellt und deshalb auch in Zukunft fachübergreifender Forschungsanstrengungen bedarf.
Empfohlene Zitierweise:
Peter Arnold Heuser: Rezension von: Ralph Häfner (Hg.): Bodinus Polymeres. Neue Studien zu Jean Bodins Spätwerk, Wiesbaden: Harrassowitz 1999, in: PERFORM 2 (2001), Nr. 1, URL: <http://www.sehepunkte.de/perform/reviews.php?id=87>
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