STELLUNGNAHME ZU

Dietmar Spengler: Rezension von: Julia Friedrich (Hg.): Der geteilte Picasso. Der Künstler und sein Bild in der BRD und der DDR. Ausst. Kat. Museum Ludwig, Köln, Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König 2021, in: sehepunkte 21 (2021), Nr. 12 [15.12.2021], URL: http://www.sehepunkte.de /2021/12/36559.html

Lieber Herr Spengler,

vielen Dank für Ihre engagierte Besprechung der Kölner Picasso-Ausstellung in der heute erschienenen Ausgabe von "sehepunkte".

Sehr aufmerksam, dass Sie mein Guernica-Büchlein zitieren. Der Hinweis selbst ist völlig korrekt, aber: "Picasso erhielt von der republikanischen Regierung Spaniens 1936 den Auftrag" kann man so nicht sagen. Denn die "Regierung" war nicht direkt beteiligt und hat auch keinen "Auftrag" in der Art eines offiziellen Schreibens erteilt.
Eher sollte man sagen, dass Picasso zu einem Beitrag für den (erst noch zu bauenden) spanischen Pavillon eingeladen wurde. Dabei spielten mehrere Personen - alle unterhalb der Ministerebene - nicht ganz klar zu bestimmende Rollen: Max Aub (Kulturattaché), Louis Aragon (Mitherausgeber von ce soir), Josep Lluis Sert (Architekt) und Josep Renau (Generaldirektor für Schöne Künste). Annie Cohen-Solal schreibt in "Un étranger nommé Picasso" (Paris 2021, S. 392): "C'est en janvier 1937 que l'artiste recoit une commade de Josep Renau, au nom du peuple espagnol..." Renau selbst sagte aber später, er habe keinen Auftrag erteilt, sondern lediglich vermittelnd mitgewirkt (Merz 2017, S. 39.)
"Im Namen des spanischen Volkes" ist eine literarische Erfindung, die dem unzutreffenden Argument Gewicht verleihen soll.

Nur mit solchen "Haarspaltereien" kommt man beim "Mythos Picasso" auf soliden Grund...

Mit freundlichen Grüßen
Jörg Merz


Anmerkung der Redaktion: Dietmar Spengler hat auf eine Replik verzichtet.