Axel Kolodziej: Herzog Wilhelm von Berg. 1380-1408, Neustadt a.d. Aisch: Verlagsdruckerei Schmidt 2005, 404 S., ISBN 978-3-87707-639-2, EUR 18,00
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Im Unterschied zum Kölner Erzbischof Engelbert I. († 1225) und Graf Adolf V. († 1296), dem Sieger der Schlacht bei Worringen, denen als herausragenden Persönlichkeiten des Hauses Berg auf Schloss Burg an der Wupper ein Denkmal gesetzt wurde und deren Leben und Wirken sich bereits verschiedentlich wissenschaftliche Untersuchungen zuwandten [1], hat die moderne Geschichtswissenschaft von Graf Wilhelm II. von Berg († 1408), der 1380 als Herzog in den Reichsfürstenstand erhoben und unter dem das Territorium Berg in ein Herzogtum transformiert wurde, bislang nur unzureichend Kenntnis genommen. Sieht man einmal von dem kurzen Artikel O. R. Redlichs in der "Allgemeinen Deutschen Biographie" [2] ab, so hat Herzog Wilhelm I. von Berg bislang noch keinen Biographen gefunden. Diese Lücke schließt die hier angezeigte Untersuchung von Axel Kolodziej, die als Dissertation am "Institut für Geschichtliche Landeskunde der Rheinlande an der Universität Bonn" entstand und von Wilhelm Janssen und Manfred Groten betreut wurde.
Die auf breiter Quellenbasis erarbeitete Untersuchung entfaltet auf 364 Seiten das Lebensbild eines rheinischen Fürsten des späten Mittelalters, der die bereits unter seinem Vater Graf Gerhard I. von Berg aus dem Hause Jülich († 1360) begonnene Ämterorganisation zu einem Abschluss brachte, die 1288 gegründete Stadt Düsseldorf zu seiner Residenzstadt erkor und ausbaute sowie die Konsolidierung der Landesherrschaft in dem Territorium Berg sowie den beiden Nebenländern, der ostwestfälischen Herrschaft Ravensberg und dem Land Blankenberg am Unterlauf der Sieg, konsequent vorantrieb. Eine entscheidende Zäsur während der Regentschaft des ersten bergischen Herzogs stellte die Schlacht im Kleverhamm dar, in der Wilhelm I. im Jahre 1397 seinem territorialpolitischen Kontrahenten, dem Grafen Dietrich von Kleve-Mark († 1398), unterlag und von ihm gefangen genommen wurde. Die Niederlage führte zu einem so großen finanziellen Aderlass, dass sich Wilhelms Söhne gegen ihn erhoben und Jungherzog Adolf von Berg seinen Vater 1403 auf Schloss Burg gefangen setzte. Erst durch die Intervention von Wilhelms Gattin Anna und ihres Bruders König Ruprecht von der Pfalz († 1410) erfolgte schließlich 1405 eine Aussöhnung zwischen Vater und Sohn. Bis zu seinem Ableben blieb der Regent des Herzogtums Berg jedoch nahezu entmachtet.
An die Einleitung (9-11) schließen sich sechs Hauptkapitel an: Entgegen der Überschrift "Die Grafschaft Berg bis zum Jahre 1380", skizziert der Verfasser im Kapitel II (12-50) nicht nur die territoriale Entwicklung der Grafschaft Berg unter den älteren Grafen von Berg (bis 1225) und ihren Nachfolgern aus dem Hause Jülich, sondern wendet sich darüber hinaus der Übernahme der ostwestfälischen Grafschaft Ravensberg zu, die 1348 auf dem Erbwege an Herzog Wilhelms Vater, Graf Gerhard I. von Jülich-Berg († 1360), gelangte. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die eingehende Darstellung der landesherrlichen Verwaltung in der Grafschaft Berg und im Nebenland Ravensberg (33-40). Gegenstand des nachfolgenden dritten Kapitels (51-68) sind die Erhebung des Grafen Wilhelm von Berg in den Reichsfürstenstand und die Transformation der Grafschaft Berg in ein Reichslehen. Im Kontext der Darstellung der Politik des Herzogs von 1380 bis zur Schlacht von Kleverhamm 1397 thematisiert der Verfasser die Entwicklung der Stadt Düsseldorf zur bevorzugten Residenz Wilhelms I. (69-81), das Verhältnis zur Stadt und zum Erzstift Köln (81-90), zu König und Reich (91-96), die westfälische Politik Wilhelms (96-110) sowie die Beziehungen zu den Grafschaften Kleve und Mark (110-115). Darüber hinaus werden die kirchenpolitischen Aktivitäten des Herzogs erörtert (115-144) und abschließend die landständische Bewegung und das bergische Landrecht betrachtet (145-167). Mit dem Kapitel V: "Die landesherrliche Verwaltung des Herzogtums Berg und seiner Nebenländer bis zum Tode Herzog Wilhelms (1408)" knüpft der Verfasser an die bereits im Kapitel II, 6 (33-40) aufgegriffene Thematik an. Die letzten Lebensjahre Herzog Wilhelms I. von der Schlacht bei Kleverhamm 1397 bis zu seinem Ableben 1408 werden im sechsten Kapitel (234-358) erörtert. In der Schlussbetrachtung (359-364) werden die Ergebnisse der Untersuchung kurz zusammengefasst. An das Quellen- und das umfangreiche, mehr als 640 Titel umfassende Literaturverzeichnis (365-388) schließt sich ein Orts- und Personenregister (391-403) an. Die in einem Bildblock zusammengefassten Abbildungen enthalten u. a. eine Karte der territorialen Entwicklung des Herzogtums Berg (Abb. 5) sowie einen Plan der ostwestfälischen Grafschaft Ravensberg aus dem Jahre 1789 (Abb. 9).
Bedauerlich ist das Fehlen einer Stammtafel des Hauses Berg, die einen wesentlichen Beitrag zur besseren Orientierung des Lesers geleistet hätte. In der Überschrift zum Abschnitt 4 im Kapitel II (17) liegt eine Verwechslung der Namen vor. Es handelt sich nicht um "Graf Bernhard von Berg und Ravensberg (1346/48-1360)", sondern um Graf Gerhard von Berg aus dem Hause Jülich (17). Die hier aufgezeigten Monita mindern den Wert der Untersuchung in keiner Weise. In einem angenehmen und gut lesbaren Stil zeichnet der Verfasser in seiner Arbeit das Lebensbild Herzogs Wilhelms I. von Berg, Graf von Ravensberg und Herr von Blankenberg nach, der "in der Geschichte des Bergischen Landes [...] ebenso tiefe Spuren wie seine berühmten Vorgänger" Erzbischof Engelbert I. von Köln und Adolf V. von Berg hinterließ (364). Festzuhalten bleibt, dass die derzeitige wie zukünftige regionalgeschichtliche Forschung, die sich mit der bergischen Landesgeschichte im Spätmittelalter befasst die vorliegende Publikation aufmerksam zur Kenntnis nehmen wird.
Anmerkungen:
[1] U. a. Josef Lothmann: Erzbischof Engelbert I. von Köln (1216-1225), Graf von Berg, Erzbischof und Herzog, Reichsverweser (= Veröffentlichungen des Kölnischen Geschichtvereins; Bd. 38), Köln 1993; Albrecht Brendler: Graf Adolf V. von Berg (um 1245-1296). Ein Portrait, in: Düsseldorfer Jahrbuch 69 (1998), 127-158.
[2] Otto R. Redlich: Wilhelm I. Herzog von Berg, in: ADB, Bd.42, Leipzig 1897, 723-727.
Jens Friedhoff