Frank-Lothar Kroll: Die Hohenzollern (= C.H. Beck Wissen), München: C.H.Beck 2008, 128 S., 14 Abb., 2 Karten, ISBN 978-3-406-53626-7, EUR 7,90
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In den letzten Jahren sind - fast muss man sagen: erstaunlicherweise - zahlreiche für ein weiteres Publikum gedachte Überblicksdarstellungen zur preußischen Geschichte erschienen; zu nennen wären etwa Christopher Clarks "Preußen" und Wolfgang Neugebauers "Die Hohenzollern" und "Die Geschichte Preußens". In der Reihe C.H. Beck Wissen wurden jüngst gar drei Bücher zu diesem Themenbereich veröffentlicht: von Monika Wienfort eine "Geschichte Preußens", von Peter-Michael Hahn eine "Geschichte Brandenburgs"[1] und von Frank-Lothar Kroll "Die Hohenzollern"; letzteres ist hier kurz zu besprechen.
Dass ein reihentypisch schmaler Band wie dieser mit den umfangreichen Darstellungen von Hintze bis Clark in vielerlei Hinsicht nicht mithalten kann, liegt auf der Hand; es galt, knapp und prägnant die verschiedenen Persönlichkeiten der Hohenzollern-Herrscher und ihr Wirken auf dem Gebiet der Politik und Staatsverwaltung, aber auch auf dem der Kultur für den interessierten Laien darzustellen. Kroll löst diese Aufgabe recht geschickt. Die Balance zwischen einem Charakterbild des einzelnen Herrschers und einem Tableau des Staatswesens ist auf engem Raum gelungen, und gerade das Eingehen auf die persönlichen Züge der Regenten verleiht der Darstellung Leben, ohne dass dabei auf die großen Züge der Verwaltungs- und Außenpolitik verzichtet wird. Andererseits muss angemerkt werden, dass das Bändchen durch die Zweigleisigkeit von Dynastie- und Staatsgeschichte auch an einem Manko leidet. Indem Kroll sich nämlich nur an den einzelnen Herrschern des Staates Preußen orientiert, gerät die Gesamtdynastie, zumal als adelige Familie innerhalb einer europäischen Adels- und Fürstengesellschaft, fast völlig aus dem Blick. Der Titel "Die Hohenzollern" ist insofern etwas zu weit gefasst, und eine tatsächliche Geschichte der Dynastie oder "Großfamilie" selbst ist eigentlich noch immer ungeschrieben.
Stark unterbelichtet muss natürlich bei einem solchen Werk, der herrscherzentrierten Thematik wie der gebotenen Kürze halber, die soziale und sozialgeschichtliche Einbettung bleiben; blass bleiben deshalb auch die jeweiligen Freunde, Berater, Minister und hohen Beamten der Monarchen, die deren Persönlichkeit und Wirken ja zwangsläufig stark beeinflusst haben. Vor allem aber die Gesellschaft, mit der die Herrscher es zu tun hatten, sei es die Ständegesellschaft des Ancien Régime, sei es die Staatsbürgergesellschaft des 19. und 20. Jahrhunderts, kommt in dem Buch kaum vor. Hier ist vielleicht der größte Mangel des Bändchens zu sehen, aus dem dem Verfasser aufgrund der Reihenvorgabe aber sicher kein Vorwurf zu machen ist: dass die sozialen Kontexte, in denen die Herrscherpersönlichkeiten agierten, höchstens angedeutet werden konnten, und dass damit wichtige Determinanten herrscherlichen Handelns oft ungenannt und unbekannt bleiben. Insofern ist es nur sinnvoll, dass der Verlag in derselben Reihe die beiden anderen oben genannten Bände als eine Art Ergänzung veröffentlicht hat.
Alles in allem handelt es sich um eine gut lesbare, knappe Einführung in die preußische Geschichte unter den Hohenzollern, mit der jeder Interessierte gut fahren wird, der es (noch) nicht mit den voluminöseren Darstellungen aufnehmen möchte.
Anmerkung:
[1] Christopher Clark: Preußen. Aufstieg und Niedergang 1600-1947, München 2007; Wolfgang Neugebauer: Die Hohenzollern, Stuttgart 1996/2003; Wolfgang Neugebauer: Die Geschichte Preußens. Von den Anfängen bis 1947, München 2007; Monika Wienfort: Geschichte Preußens, München 2008; Peter-Michael Hahn: Geschichte Brandenburgs, München 2009.
Ulrich Kober