Rezension über:

Franziska Schaudeck: Die alchemische Handschriftensammlung der Leopold-Sophien-Bibliothek in Überlingen am Bodensee (= Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen; 65), Wiesbaden: Harrassowitz 2020, VIII + 415 S., 12 Abb., 4 Tab., ISBN 978-3-447-11364-9, EUR 98,00
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Rezension von:
Sven Limbeck
Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel
Redaktionelle Betreuung:
Bettina Wagner
Empfohlene Zitierweise:
Sven Limbeck: Rezension von: Franziska Schaudeck: Die alchemische Handschriftensammlung der Leopold-Sophien-Bibliothek in Überlingen am Bodensee, Wiesbaden: Harrassowitz 2020, in: sehepunkte 22 (2022), Nr. 9 [15.09.2022], URL: https://www.sehepunkte.de
/2022/09/37279.html


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Franziska Schaudeck: Die alchemische Handschriftensammlung der Leopold-Sophien-Bibliothek in Überlingen am Bodensee

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Den Grundstock der Leopold-Sophien-Bibliothek bildet die Privatbibliothek des Überlinger Pfarrers Franz Sales Wocheler (1778-1848), die dieser 1832 als aufgeklärter Wohltäter der Stadt stiftete. Die so geschaffene Stadtbibliothek wurde von Wocheler selbst noch laufend erweitert; so durch den Ankauf des Büchernachlasses des Johann Baptist von Sonnenthal (1759-1834), welcher den Bestand um zahlreiche Schriften der esoterischen Traditionen bereicherte. Neben einem bedeutenden Altbestand an Druckschriften besitzt die Überlinger Bibliothek daher heute eine Sammlung von rund 300 mittelalterlichen und neuzeitlichen Handschriften [1], darunter 143 Stücke überwiegend alchemischen Inhalts, die bislang unerschlossen blieben.

Diese Lücke schließt nunmehr die Arbeit von Franziska Schaudeck, die im Wesentlichen aus zwei Teilen besteht: einer Geschichte der Überlinger Alchemica-Sammlung und ihrer kulturellen und biographischen Hintergründe sowie einem Katalog der Überlinger alchemischen Handschriften.

Seit einigen Jahren ist die kulturhistorische Erforschung der europäischen Alchemie des Mittelalters und der Frühen Neuzeit im Erstarken begriffen. Das Feld der historischen Alchemie wurde von den geisteswissenschaftlichen Disziplinen ebenso wie von der Wissenschaftsgeschichte lange als pseudowissenschaftliches Randphänomen behandelt. Einen Bewusstseinswandel bewirkten nach und nach einzelne Gelehrte wie Carlos Gilly, Robert Halleux, Jacques van Lennep, Barbara Obrist, Joachim Telle u.a., die sich um die historisch-kritische Aufarbeitung dieses zentralen Feldes der vormodernen Kultur bemühten. Deutlicher sieht die internationale Forschercommunity mittlerweile die eminente wissenschafts- und kulturhistorische Bedeutung der Alchemie und begegnet den in ihr kenntlich werdenden Überschneidungen von Naturkunde und Geistesgeschichte neuerdings mit weitgespannten Fragestellungen und Thesenbildungen. [2] Joachim Telle (1939-2013), der seit den 1980er-Jahren mit zahlreichen Einzelstudien die Überlieferungsgeschichte der Alchemie auf eine neue Grundlage stellte, dabei freilich in der Germanistik ein Außenseiter blieb, hat die Dissertation von Franziska Schaudeck mitbetreut, deren Erscheinen aber leider nicht mehr erlebt.

Schaudecks Untersuchung der Genese und des Profils der alchemischen Handschriftensammlung in Überlingen steht unter der Prämisse, es handele sich dabei um ein "Zeugnis der Sattelzeit". (5) Vor diesem Hintergrund umreißt die Verfasserin die Alchemie des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts als einen Diskurs, der sich weitestgehend außerhalb institutioneller akademischer Wissensräume vollzieht und sich sowohl mit esoterischen als auch mit naturwissenschaftlichen Diskursen überlappt. Seinen sozialen Ort hat dieser Diskurs in den zahlreichen geheimgesellschaftlichen Gruppierungen, die die Gesellschaft der Spätaufklärung prägen und in denen sich die Ideale der Aufklärung mit Obskurantismus, Ritual und parareligiösen Weltbildern verbinden. [3]

Bei den Freimaurern oder Gold- und Rosenkreuzern bilden Alchemie und Aufklärung gerade keinen Widerspruch. Die beiden Urheber des Bestands Johann Baptist von Sonnenthal und Franz Sales Wocheler, deren Biographien und soziokulturelle Kontexte die Verfasserin akribisch rekonstruiert, gehörten zwar selbst keiner Geheimgesellschaft an, jedoch wird im Zusammenhang mit der Sammeltätigkeit bei Sonnenthal die Rolle eines geheimgesellschaftlich strukturierten Soziallebens und bei Wocheler das volksaufklärerische Engagement kenntlich.

Sonnenthal, zunächst als hochrangiger leitender Beamter der oberschwäbischen Herrschaft Waldburg-Wolfegg-Waldsee, dann als Hofgerichtsrat in Meersburg tätig, hatte ein ausgeprägtes Interesse an Alchemie und an Geheimgesellschaften, das nicht nur in den thematischen Schwerpunkten seiner hinterlassenen Bibliothek hervortritt, sondern auch durch seinen Kontakt zur Hermetischen Gesellschaft bezeugt wird. Die Bildung einer Hermetischen Gesellschaft am Ende des 18. Jahrhunderts, die zum Ziel hatte, den Wahrheitsgehalt der Alchemie endgültig zu klären, zeigt, in welchem Maße die hermetische Wissenschaft einen unter den Vorzeichen der Spätaufklärung konturierten gesellschaftlichen Gegenstand der Zeit bildet. Vor diesem Hintergrund erst wird das Sammeln alchemischer Bücher in seinen möglichen Intentionen begreiflich.

Anders der Überlinger Stadtpfarrer Franz Sales Wocheler, der sich als Vertreter der katholischen Aufklärung des deutschen Südwestens besonders für die Volksbildung engagierte und deshalb 1832 seine rund 10.000 Bände umfassende Privatbibliothek der Stadt Überlingen stiftete.

Die 143 Handschriften der Sammlung sind fast ausschließlich neuzeitlich. Den chronologischen Schwerpunkt bildet dabei das 18. Jahrhundert. Angesichts der Zeitgenossenschaft der Bestandsbildner kann demnach von antiquarischem Sammelinteresse keine Rede sein. Die Verfasserin konstatiert bei einer summarischen Beschreibung des materiellen Gesamteindrucks, dass die Benutzungsspuren (insbesondere Marginalien verschiedensten Typs) gegen ein ästhetisches und für ein rein inhaltliches Interesse an den Sammelgegenständen sprechen. Leider fallen diese Bemerkungen allzu knapp und unsystematisch aus, denn gerade an den nachweislichen Buchgebrauchspraktiken hätte man der Frage nach Typ und Funktion der Sammlung noch weiter nachgehen können. In demselben Zusammenhang ist der Befund hervorzuheben, dass nur für einen geringen Teil der Texte Parallelüberlieferung nachweisbar ist. In welchem Maße ist der Sammlungskern der Überlinger Handschriften eine herkömmliche Bibliothek, die als Textspeicher diente, oder aber ein bibliotheksförmiges Arbeitsinstrument originärer Wissens- und Textproduktion?

Anhand des inhaltlichen Profils zeigt die Verfasserin, dass die Charakterisierung der Sammlung als alchemisch zu kurz greift. Im Einklang mit den sammlungsgenetischen Hintergründen erweist sich die 'Alchemie' der Überlinger Sammlung als diskursives Geflecht aus mehreren Strategien der Naturerkenntnis und -beherrschung, alchemischer Naturkunde, hermetischer Geheimwissenschaft und Magie. Eine Vertiefung verdiente, so die Autorin, der inhaltliche Zusammenhang der Handschriften mit dem Überlinger Druckschriftenbestand. Bezweifeln muss man allerdings die These, dass bei den Drucken alchemische Werke vorhanden sind, die bei den Handschriften 'fehlen', denn ein solcher Zusammenhang gegenseitiger Ergänzung würde einen verbindlichen Kanon alchemischer Literatur voraussetzen, der insofern nicht zu erwarten ist, als die Alchemie nie eine verbindliche Wissensordnung ausgebildet hat wie die akademischen Fächer. Genau das ist auch aus dem Überlinger Bestand abzulesen. Bei einer weiteren Beschäftigung mit dem Bestand wäre im Hinblick auf die medialen Unterschiede von handschriftlicher und gedruckter Überlieferung alchemischer Texte und Bilder noch nach deren je unterschiedlichen Funktionen zu fragen. Vor diesem Horizont her könnte auch der Vergleich mit anderen Sammlungen deutlich mehr Aussagekraft gewinnen. Es kann kaum überraschen, dass die Überlinger Sammlung die größten Ähnlichkeiten mit der zeitgenössischen, auf Rudolf Friedrich Johann Schmidt zurückgehende Sammlung der Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek aufweist. Sammlungen haben epochale Signaturen, und auf breiterer Materialgrundlage wäre eine Typologie alchemischer Bibliotheken ein lohnendes eigenes Forschungsprojekt. [4]

Den Kern der Überlinger Sammlung bilden 67 Handschriften aus Sonnenthals Vorbesitz. Außer durch Schenkungen und Erbgänge wurde der Bestand überwiegend durch Abschriften von gedruckten oder anderen handschriftlichen Vorlagen vermehrt. Dabei kann die Verfasserin aufgrund von gedruckten Katalogen und Zeitschriftenanzeigen auf spezifische zeitgenössische Praktiken aufmerksam machen, welche einen Markt für alchemische Handschriften zu erkennen geben, der den Bedarf von Mitgliedern freimaurerischer Hochgradsysteme oder von Gold- und Rosenkreuzern deckte. Auf diesem Markt zirkulierten nicht nur originale Exemplare, sondern es konnten auf Nachfrage auch Abschriften erworben werden.

Genau darauf deutet der Umstand, dass innerhalb der Sonnenthal'schen Provenienz aus kodikologischen Gründen (Schreiberhände, Wasserzeichen, alte Signaturen) eine vorgängige Binnensammlung von Handschriften rekonstruierbar wird, die aus einem rosenkreuzerischen Zusammenhang stammen und von Sonnenthal geschlossen in seine Bibliothek übernommen wurden.

Schaudeck hat ihren Darstellungsteil streng systematisch und daher gut nachvollziehbar gegliedert, was freilich auch dazu führt, dass viele Aspekte, die historisch, biographisch und sammlungsgenetisch zusammengehören, auf mehrere Kapitel verteilt sind und mitunter auch mehrfach behandelt werden, sodass sie keine kohärente Erzählung bilden. Durch eine beherzte Straffung wären manche Redundanzen wohl zu vermeiden gewesen.

Dem Handschriftenkatalog ist eine methodologische Einleitung vorangestellt, in der die Verfasserin ein Plädoyer für die ausführliche Beschreibung auch neuzeitlicher Handschriften formuliert. Sie tritt damit der Vorstellung entgegen, dass im Gegensatz zur Tiefenerschließung mittelalterlicher Handschriften neuzeitliche Buchhandschriften "erheblich kürzer", so die DFG-Richtlinien für die Handschriftenkatalogisierung, zu beschreiben seien. [5] Dem ist angesichts der hohen Bedeutung handschriftlicher Überlieferung in der Alchemie bis weit in die Neuzeit grundsätzlich zuzustimmen. Allerdings bliebe in diesem Zusammenhang ein aktuellerer Diskussionsstand der Beschreibung neuzeitlicher Handschriften noch zu beachten. [6] Für die Beschreibungspraxis wäre es ein Gewinn, den Funktionswandel handschriftlicher Aufzeichnung vom mittelalterlichen Archivierungs- und Publikationsmedium zu einem neuzeitlichen Instrument der Textproduktion in den Blick zu nehmen. [7] Genau in diesem vom Medienwechsel erzeugten Spannungsfeld zwischen publizistischer Demotisierung und handschriftlicher Arkanisierung alchemischen Wissens ließe sich die Spezifik alchemischer Handschriften verorten. Damit wäre womöglich zu erklären, warum trotz massenhafter Verbreitung alchemischer Druckschriften das Manuskript daneben seine eminente Bedeutung bewahrt.

Die Handschriftenbeschreibungen, die den zweiten Hauptteil der Monographie bilden, sind sinnvoll gegliedert und durchgehend sorgfältig erstellt. Nach der Signatur, Überschrift und Schlagzeile (mit Datierung, Umfang und Format) folgen eine kodikologische Beschreibung sowie Angaben zum Einband und zur Geschichte, bevor sich die detaillierte Darstellung des Inhalts samt Angaben zu möglichen Quellen, Vorlagen, Parallelüberlieferung und Literatur anschließt. Die Beschreibungen sowie die Register der Initien, Orte, Personen und Titel sowie ein kodikologisches Sachregister genügen den Ansprüchen an einen Handschriftenkatalog. Zu bemängeln ist gleichwohl, dass im Register Sachbegriffe (inhaltliche Verschlagwortung, Textsorten, Ikonographie etc.) fehlen. Der strenge Schematismus der Katalogisate fördert deren Lesbarkeit, vermittelt aber keinen Gesamteindruck von Gestalt und Inhalt der Handschriften, der bei der vielfach unikalen Überlieferung zu wünschen gewesen wäre - gerade im Hinblick auf die "gesellschaftliche Nutzungssituation" (160), die durch die Beschreibungen konturiert werden soll. Angaben zum Entstehungsort werden grundsätzlich nicht gemacht, was angesichts der ausführlichen Darstellung der Bestandsgeschichte im ersten Teil zu verschmerzen ist. Weniger nachvollziehbar ist die Entscheidung, von "genauere[n] Beschreibungen von Bildinhalten" abzusehen (161), denn Bilder stellen vielfach nicht nur eine illustrierende Ergänzung der Texte dar, sondern bilden ein selbstständiges oder die Texte zumindest gleichwertig flankierendes Medium alchemischer Lehre. In wenigen schwierigen Fällen gelingt die Textidentifikation nicht zuverlässig. In der Raimundus-Lullus-Sammelhandschrift Ms. 141 (165f.) wird die Brevis practica Tabulae generalis, die als authentisches Werk von Llull zu gelten hat, ohne Nachweis der Edition oder eines Nachweises in den Repertorien als pseudepigraphes Werk verzeichnet. [8] Auch bei den Angaben zu einer "Physica nova" im selben Kodex bedarf es eines eigenen Rechercheaufwands, will man den hier Llull mit Fragezeichen zugeschriebenen (aber ebenfalls authentischen) Text als den Liber novus physicorum et compendiosus (mit bislang 14 bekannten Handschriften) identifizieren. [9] Und was freilich mag sich hinter sprachlich korrupten Titeln wie "Practica artis suethe serrylle" oder "Ars Roboban Augusta" verbergen? Im Einzelfall hätten die Befunde der Textautopsie wohl ausführlicher dargestellt werden können.

Untersuchung und Katalog verdeutlichen, wie alchemische Überlieferungsfiliationen sowohl die epochalen Übergänge zwischen Spätmittelalter und früher Neuzeit als auch die damit einhergehenden medialen Umbrüche überschreiten. Die sorgsame Verzeichnung und Beschreibung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung ist dabei fundamental für die kulturhistorische Interpretation der Alchemie. Die neu erschlossene Handschriftensammlung aus Überlingen vermag unser Bild der europäischen Alchemiegeschichte erheblich zu bereichern und auch zu verändern, denn die Monographie von Franziska Schaudeck erschließt einen bislang unterbelichteten Bereich der alchemischen Überlieferung, einer Alchemie, die nicht nur an die Aufklärung heranreicht und dann in die Esoterik abgedrängt wird, sondern in die Aufklärung direkt hineinreicht und sich mit ihr verbindet. Zu den großen Vorzügen der Studie zählt zweifelsohne das Ergebnis, dass die immer wieder vertretene Auffassung, die Alchemie stelle grundsätzlich eine prekäre Wissensformation der Frühen Neuzeit dar, wenn nicht unzutreffend, so doch undifferenziert ist.

Gerade angesichts der Besonderheiten des Überlinger Materials wäre es dringend zu wünschen, dass die Katalogdaten alsbald in eine digitale Form überführt und etwa auf dem Handschriftenportal (https://handschriftenportal.de/) zur Verfügung gestellt werden.


Anmerkungen:

[1] Vgl. Christian Heitzmann: Die mittelalterlichen Handschriften der Leopold-Sophien-Bibliothek in Überlingen, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 120 (2002), 42-103; Dorothea Müller: Katalog der neuzeitlichen Handschriften (16.-19. Jh.) der Leopold-Sophien-Bibliothek Überlingen, Überlingen 2007. URL: http://bilder.manuscripta-mediaevalia.de/hs//kataloge/Ueberlingen.pdf (05.11.2021)

[2] Lediglich auswahlweise seien hier einige wichtige jüngere Monographien und Sammelbände genannt: William R. Newman: Promethean Ambitions. Alchemy and the Quest to Perfect Nature, Chicago 2004; Tara Nummedal: Alchemy and Authority in the Holy Roman Empire, Chicago 2007; Anne-Charlott Trepp: Von der Glückseligkeit alles zu wissen. Die Erforschung der Natur als religiöse Praxis in der Frühen Neuzeit, Frankfurt a.M. 2009; Lawrence M. Principe: The Secrets of Alchemy, Chicago 2013; Martin Mulsow (Hg.): Kriminelle - Freidenker - Alchemisten. Räume des Untergrunds in der Frühen Neuzeit, Köln / Weimar / Wien 2014; Volkhard Wels: Manifestationen des Geistes. Frömmigkeit, Spiritualismus und Dichtung in der Frühen Neuzeit (=Berliner Mittelalter- und Frühneuzeitforschung 17), Göttingen 2014; Petra Feuerstein-Herz (Hg.): Feurige Philosophie. Zur Rezeption der Alchemie (=Wolfenbütteler Hefte 37), Wiesbaden 2019.

[3] Die Verfasserin vermag hier insbesondere die Forschungen von Monika Neugebauer-Wölk für ihre Zwecke fruchtbar zu machen; vgl. Monika Neugebauer-Wölk: Historische Esoterikforschung, oder: Der lange Weg der Esoterik zur Moderne, in: Aufklärung und Esoterik. Wege in die Moderne (=Hallesche Beiträge zur Europäischen Aufklärung 50), hgg. von M. N.-W. / Renko Geffarth / Markus Meumann, Berlin / Boston 2013, 37-72.

[4] Das Desiderat einer Typologie alchemischer Büchersammlungen, die den Vergleich und die Funktionsbestimmung einzelner überlieferter Bibliotheken erleichtern würde, ist nicht der Autorin anzulasten. Neben der Hamburger und den weiteren Vergleichssammlungen, die von Schaudeck angeführt werden (Moritz von Hessen-Kassel/Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek; Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg/Forschungsbibliothek Gotha; Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden; Alexander von Bernus/Badische Landesbibliothek Karlsruhe) wären die Alchemica-Bestände weiterer Bibliotheken bzw. Verzeichnisse alchemischer Bibliotheken für eine Sammlungstypologie heranzuziehen: die überwiegend von Kaiser Rudolf II. (1552-1612) stammenden Codices Vossiani Chymici/Universitätsbibliothek Leiden; die Handschriften und Drucke von Herzog August d.J. von Braunschweig-Lüneburg (1579-1666)/Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel; John Ferguson (1838-1916)/University Library Glasgow; C. G. Jung (1875-1961)/Stiftung der Werke von C. G. Jung Zürich; die Libri Chymici im Auktionskatalog der Bibliothek des Benedikt Bahnsen († 1669); vgl. https://bibliotheksrekonstruktion.hab.de/bahnsen/bahnsen-catSubjectFormat.html

[5] Richtlinien Handschriftenkatalogisierung. 5. Aufl. Bonn: Deutsche Forschungsgemeinschaft 1992, 35.

[6] Die konsultierten Handschriftenkunden repräsentieren nicht mehr den Stand kodikologischer Forschung: Otto Mazal: Zur Praxis des Handschriftenbearbeiters (=Elemente des Buch- und Bibliothekswesens 11), Wiesbaden 1987; Karl Löffler: Einführung in die Handschriftenkunde. Neu bearb. von Wolfgang Milde. (=Bibliothek des Buchwesens 11), Stuttgart 1997.

[7] Vgl. etwa Karl Dachs: Einige Beobachtungen zur Typologie neuzeitlicher Buchhandschriften, in: Scrinium Berolinense. Tilo Brandis zum 65. Geburtstag, hgg. von Peter Jörg Becker / Eva Bliembach, Berlin 2000, Bd. 1, 202-218; Eef Overgaauw: Writing and Reading Manuscripts in Germany in the Sixteenth Century, in: Gutenberg-Jahrbuch 91 (2016), 190-215. Wesentliche Beiträge zum Thema handschriftliche Überlieferung in der Neuzeit stammen neuerdings aus der Editionswissenschaft, der Medienwissenschaft oder Wissensgeschichte; vgl. auswahlweise Helmut Zedelmaier / Martin Mulsow (Hgg.): Die Praktiken der Gelehrsamkeit in der Frühen Neuzeit (=Frühe Neuzeit 64), Tübingen 2001; Martin Schubert (Hg.): Materialität in der Editionswissenschaft (=Beihefte zu Editio 32), Berlin 2010; Christian Benne: Die Erfindung des Manuskripts. Zur Theorie und Geschichte literarischer Gegenständlichkeit (=Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 2147), Berlin 2015; Helmut Zedelmaier: Werkstätten des Wissens zwischen Renaissance und Aufklärung (=Historische Wissensforschung 3), Tübingen 2015.

[8] Raimundus Lullus: L'Ars compendiosa de R. Lulle. Avec une étude sur la bibliographie et le fond ambrosien de Lulle (=Études de philosophie médiévale 12), hg. von Carmelo Ottaviano, Paris 1930; Alexander Fidora / Josep E. Rubio (Hgg.): Raimundus Lullus. An introduction to his life, works and thought (=Corpus Christianorum. Continuatio mediaeualis 214), Turnhout 2008, 175 f.

[9] Raimundus Lullus: Opera Latina 156-167 Parisiis anno MCCCX composita (=Corpus Christianorum. Continuatio mediaeualis 33), hg. von Helmut Riedlinger, Turnhout 1978, 53-83; Alexander Fidora / Josep E. Rubio (Anm. 8), 157.

Sven Limbeck