Rezension über:
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Rezension von:
Carlo Spagnolo
Università degli studi di Bari Aldo Moro
Redaktionelle Betreuung:
Christian Jansen
Empfohlene Zitierweise:
Carlo Spagnolo: Sonderwegsbesessenheit und Selbstabsolution. Über einige Neuerscheinungen zum Kaiserreich (Rezension), in: sehepunkte 23 (2023), Nr. 5 [15.05.2023], URL: https://www.sehepunkte.de
/2023/05/38143.html


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Sonderwegsbesessenheit und Selbstabsolution. Über einige Neuerscheinungen zum Kaiserreich

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1. Dem Historikerstreit und der Wiedervereinigung der beiden Deutschlands musste vielleicht zwangsläufig eine Neubewertung der Vergangenheit folgen, die das rissig gewordene Gewebe des Einheitsstaats reparieren und die verlorenen Optionen und pluralen Identitäten aufwerten will, an die ein vereinigtes und demokratisches Deutschland nach dem Kalten Krieg anknüpfen kann. Es war dagegen nicht vorauszusehen, dass ein gemäßigter historiographischer Revisionismus entstehen würde, der den Anspruch erhebt, ein historisches Problem in kleindeutschem Sinn lösen zu können, das aus kulturellen und geographischen Gründen nur in europäischer Dimension angegangen werden kann. Die wichtigste Errungenschaft der nun mehr als 30 Jahre währenden Debatte, die mit der Überwindung des Kalten Krieges begann, liegt in der schrittweisen Aufgabe des Sonderwegsnarrativs. In wissenschaftlichen Zeitschriften, auf wissenschaftlichen Konferenzen und sogar in den Medien ist es fast schon Pflicht, die Diskussion über das Reich Bismarcks oder über das wilhelminische Kaiserreich mit einem Glaubensbekenntnis gegen den Sonderweg zu eröffnen. Diese Umkehr hat, in Ermangelung eines neuen konzeptionellen Ansatzes, in eine interpretative Sackgasse geführt, wo man die Sonderwegsthese ablehnt, sie aber als Maßstab des historischen Urteils am Leben erhält. Einen Widerschein findet dieses Problem in den hier von uns besprochenen Büchern und in den vielen semantischen Ambiguitäten der von ihnen für die historische Bewertung herangezogenen Kategorien wie "Modernisierung", "Demokratisierung", "Okzidentalismus" und "Föderalismus".

2. Beginnen wir mit Eckart Conze, der in einem dichten Kapitel mit großer Klarheit deutlich macht, wie die Rezeption des Buches von Christopher Clark über den Ersten Weltkrieg ("Die Schlafwandler", in deutscher Übersetzung erschienen 2013) den Bruch eines kulturellen Tabus verursacht hat: "Gegen die [...] Deutung einer bewussten Entscheidung [für den Krieg]" hat "Clark schon mit dem Titel seines Buches" die deutsche öffentliche Meinung von der "Frage nach der Verantwortung" für den Ersten Weltkrieg befreit. Der Erfolg des Buches, von dem bis März 2014 über 200.000 Exemplare verkauft wurden, macht den Weg frei zur Revision der Fischer-These über die Verantwortung des deutschen militärischen Kommandos, trotz der Vorsicht, mit der dieses Thema vom englischen Historiker angesprochen wurde: "Clark [stelle ...] nicht die Frage nach dem Warum. Ihm gehe es vielmehr um die Frage nach dem Wie" (232f.). Nach Clark trugen alle großen Mächte zur Entstehung des Krieges bei. Seine Ursachen waren auch so komplex, dass es sich um ein systemisches Ereignis handelte, demgegenüber ein Ansatz, der die Ursachen einem einzigen Akteur zuschreibe, unzureichend sei (233). Conze konstatiert eine "triumphierende" Lesart dieses Arguments, nach der die "These von der deutschen Hauptverantwortlichkeit [...] 'klaftertief begraben'" (233) worden sei. [1] Er führt aus, wie eine Strömung konservativer Historiker Stellung bezogen habe gegen den "nationale[n] Masochismus" und wie sie sich zurückbesann auf eine breite Publizistik der 20er und 30er Jahre, die den Art. 231 des Versailler Vertrages in Frage stellte, der Deutschland die Kriegsreparationen vorschrieb. Auf die Wiederbelebung dieser revisionistischen Tradition führt Conze die narrative Kraft einer heutigen rechtfertigenden Publizistik zurück. Er zeigt, wie sich in ihr ein "rechtsextremer Revisionismus" und einzelne konservative und gemäßigte Positionen berühren und letztere, auch wenn sie zu einem "rechten Populismus" Distanz halten, nostalgische und schönfärbende Vorstellungen vom Kaiserreich pflegen. Es ist bemerkenswert, dass diese Debatte am Vorabend des hundertsten Jahrestags des Beginns des Ersten Weltkriegs stattfand, zeitgleich mit der Krise auf der Krim und in der Ukraine.

Conzes Buch, das in drei Teile gegliedert ist - "Der Weg zum Nationalstaat", "Der autoritäre Nationalstaat" und "Ein vergangenes Reich? " - sei als präzise Übersicht zum öffentlichen Umgang mit der Geschichte des Kaiserreichs denen empfohlen, die sich über das Verhältnis zwischen Geschichte, Geschichtsschreibung und Medien informieren wollen. Hervorragend etwa sind die Seiten, die dem Streit zwischen den Erben Kaiser Wilhelms II. und der Bundesrepublik Deutschland um die Restitution der von der Weimarer Republik nach der Abdankung verstaatlichten Hohenzollerngüter gewidmet sind. Hier analysiert Conze, wie das Zivilverfahren weitreichende Auswirkungen auf die Revision des Narrativs von der Weimarer Demokratie und auf die Wiederbelebung eines "nationalhistorischen Revisionismus" (242ff.) gehabt hat. So gelungen dieser Abschnitt ist, findet auch er keine innovative Antwort auf die vom "Revisionismus" aufgeworfenen Probleme. In der Generation, zu der beispielsweise Nipperdey und Wehler zählten und die methodisch deutlich besser aufgestellt war als die eher schwache gerade emporkommende, war ein negatives Narrativ vom Kaiserreich gereift. Die Ablehnung dieser Erzählung bildet die Triebkraft für einen neuen Verfassungspatriotismus, der sich auf der Suche nach historischer Legitimation dem Kaiserreich zuwendet.

Die Suche nach Kontinuität hat eine gewisse Berechtigung durch die Erkenntnis einer am Ende des Jahrhunderts erreichten Modernität. Aber wie sehr daraus unangebrachte Folgerungen gezogen werden, zeigen die drei Bücher, die wir hier besprechen und die in unterschiedlicher Art und Weise mit dem von Clark verbunden sind. Die Bücher Schmidts und Richters können der gemäßigt revisionistischen Richtung zugerechnet werden, gegen die sich Conzes Pfeile richten. Haardt war Schüler Clarks in Cambridge, sein Buch ist das Ergebnis einer Doktorarbeit. Schmidt dagegen zielt auf Clark und begnügt sich nicht damit, die These von den "unverantwortlichen Schlafwandlern" zu kritisieren, sondern möchte gar die alte Sonderwegsthese umwerfen, um die Schuld am Ersten Weltkrieg den Westmächten, insbesondere Frankreich und Großbritannien, zuzuweisen. Allen dreien gemeinsam ist, wenn auch in unterschiedlichem Maß, das Beharren auf der Kontinuität der deutschen Geschichte, eine Neubewertung des institutionellen Gefüges des Reichs und vor allem eine Kritik - bei Richter und Schmidt explizit und frontal, bei Haardt wesentlich nuancierter - an einer 'traditionellen' Historiographie. Damit ist die von der Sozialgeschichte Wehlers und Winklers geprägte Geschichtsschreibung gemeint, die das Kaiserreich als Problem und Weimar als zu verteidigenden demokratischen Versuch ansah. Die drei Bände unterscheiden sich in Methode, Qualität und Inhalt und untereinander unvereinbaren Einschätzungen zu vielen Aspekten. Doch jeder stellt auf seine Weise dieselbe grundlegende Frage: Kann man die deutsche Geschichte 'normalisieren' und aus dem Sonderwegsschema ausbrechen?

3. Hedwig Richters bereits von Ute Daniel scharf rezensiertes Buch würde keine besondere Aufmerksamkeit verdienen, wäre es nicht von Suhrkamp publiziert worden, lange prominente Bastion linker Kultur. [2] Auf der Ebene konkreter Forschung enthält es nichts Neues. Es ist eine Fortsetzung der das deutsche Gewissen freisprechenden Thesen, die von der Autorin bereits in einem vorherigen Band mit dem Titel "Demokratie. Eine deutsche Affäre" von 2020 verbreitet wurden. Die Diskussion darüber fand ihren Weg in die allgemeinen Medien, trotz der beiden Anfang 2021 erschienenen, gut begründeten Verrisse von Christian Jansen und Andreas Wirsching, die aber die Verbreitung des Buchs nicht gebremst haben. Stattdessen führten die Rezensionen zu einer Verteidigung der Autorin selbst in der seriösen FAZ und einer erstaunlichen Resonanz auch anderswo. Wir gehen hier nicht auf die Details dieser öffentlichen Debatte ein, über die sich der Leser anderswo selbst informieren kann. [3]

Das Buch über das Kaiserreich nun fährt im Kielwasser des Vorgängers. Es ist Teil einer neuen Erzählung der Nationalgeschichte, die auf das Kaiserreich die Sprache der politischen Korrektheit anwendet, um es dem deutschen Publikum des 21. Jahrhunderts unmittelbar zugänglich zu machen. Die Autorin behauptet darin immer wieder, dass das wilhelminische Deutschland teilgehabt habe an einem demokratischen und egalitären Trend, der den "nordatlantischen Raum" durchzogen habe. Indem Richter das Reich in einen eigentlich ja erst nach 1945 entstandenen nordatlantischen Raum der Demokratien einbezieht, rückt sie die deutsche Geschichte aus dem Zentrum Europas, verdeckt die Beziehungen nach Osten und nach Süden und macht die beiden Weltkriege unverständlich. Mit teleologischem Blick schildert Richter die Entwicklung des Kaiserreichs optimistisch als Teil einer nordatlantischen Tendenz zu Gleichheit, Menschenwürde, Rechten und Demokratie (16). Es ist allerdings schwer zu erkennen, was sie mit Modernität, Inklusion oder Parlamentarismus meint. Sie verwendet diese Begriffe oft als Synonyme in ihrem Narrativ von einer demokratischen Entwicklung ohne Gegner. Diese sei durch objektive Hindernisse (Armut, Ungleichheit, Ressourcenknappheit, antiaufklärerische Überzeugungen, andere Staaten) gebremst worden, denen die Kräfte an der Macht mit einer kontinuierlichen Reihe von Reformen begegneten. Das Verschweigen spezifischer Konflikte dient zur Rechtfertigung der These, dass die nordatlantische Demokratie an gemeinsamen Problemen litt, weil die Demokratie überall Ungerechtigkeiten und Ausschlüsse erzeugte: Während Deutschland autoritär war, waren die USA rassistisch und das imperialistische Großbritannien, voller Diskriminierungen, hatte sogar ein restriktiveres Wahlrecht als Deutschland (142). Die Kapitel drei und vier, der kolonialen Expansion beziehungsweise dem Krieg gewidmet, wollen den Fokus auf die Schattenseiten der Massendemokratie richten: "Die kolonialen Frevel wurden nicht zuletzt dadurch ermöglicht, dass Gesellschaften durch die nationale Inklusion der Massen eine ungeheure Macht entwickelten und sich ermächtigt fühlten, ihre großen Ressourcen für die Unterwerfung des Anderen [...] zu nutzen" (91). Vernachlässigt werden dagegen die Entwicklung der Märkte, die Nationalkulturen und die historischen Akteure des Kolonialismus.

Einen Hinweis auf die Grundlagen ihres Ansatzes liefert die Bezugnahme ihres früheren Buches auf Luciano Canforas "Eine kurze Geschichte der Demokratie", das 2006 auf Deutsch erschienen ist. Canfora betrachtet hier die repräsentative Demokratie als Illusion, als Instrument der Macht einer Klasse, das die Eliten vor dem Druck der Massen schützt. Richter benutzt nun aber nie den Begriff "Klasse", sondern ersetzt ihn durch "Elite": Sie geht von einer Einheit aus Eliten und Massen aus, betrachtet also die Analyse des politischen Systems und seiner Konflikte als überflüssig. Die Demokratie wird zu einem einvernehmlichen und aufklärerischen "Elitenprojekt", das durch sein Gleichheitsversprechen eine emanzipatorische Dynamik entfaltet habe. Demokratie sei die Kontrolle der Subjekte über ihren Körper, eine Selbstkontrolle, die aus ihrer Sicht bereits im wilhelminischen Zeitalter in vollem Gange war. Zeichen der Zeit waren, wie wir wissen, die Teilhabe von Frauen an Bildung und Arbeit, die Körperkultur, die "Rückkehr zur Natur", die Freikörperkultur und die direkte Suche nach Harmonie, die einige künstlerische Avantgarden beflügelte. Die Emanzipation der Frau, die Gleichberechtigung der Geschlechter und die sexuelle Freiheit, die in der Bundesrepublik Deutschland heranreiften, hätten ihre Wurzeln in einer deutschen Entwicklung zur Gleichheit, die bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts sehr weit fortgeschritten gewesen sei.

Richter vermischt auf verwirrende Weise eine Art neo-liberalen und post-feministischen Idealtyp von individueller Macht über den eigenen Körper mit alten elitistischen Bannflüchen gegen den Aufstieg der Massen. Die Streichung der politischen Geschichte produziert das Bild einer nicht näher spezifizierten Kontinuität zwischen der "Demokratie" am Anfang des Jahrhunderts und der von Weimar. Nicht mehr so sehr der revolutionäre Bruch und die demokratische Verfassung zählen, sondern der Sturz männlicher Macht, der die Folge der Ausweitung des Frauenwahlrechts sei. Deren Gründe seien in der in wilhelminischer Zeit begonnenen "Demokratisierung und Massenpolitisierung" zu suchen, auch wenn begleitende Ursachen wie "der Krieg und die Revolution nicht falsch sind" (134f.). Auf diese Weise werden Entwicklungen bei den Eliten am Beginn des neuen Jahrhunderts bedeutsamer als der Zusammenbruch monarchischer Macht und der Weltkrieg selbst. Man versteht von daher die Behauptung in Richters Buch von 2020, dass "Massenpolitisierung und Egalitätsideale" zu "wichtige[n] Voraussetzungen des Faschismus" geworden seien. [4] Durch die Vermischung von banalen Anmerkungen über die Gefährdung der Demokratie durch die Diktatur mit Andeutungen zu einer direkten Abstammung des Faschismus von der Demokratie weckt Richter Erinnerungen an die provokanten Thesen von Ernst Nolte; man versteht, warum Richter mit ihren Äußerungen eine lebhafte Debatte ausgelöst hat.

Nachdem die Gründe des Dissenses dargelegt sind, kann man versuchen, die Hypothesen, von denen das Buch ausgeht, in positivem Licht zu sehen. Die Autorin behauptet, dass die Geschichte der Demokratie nicht aus einer linearen Entwicklung der Zentralmacht bestehe, sondern auch aus einer Körper- und Geschlechtergeschichte, die die herrschenden Klassen unterschwellig präge und die Emanzipationswege der subalternen Schichten beeinflusse. Die Feinde der Demokratie haben in dieser Geschichte einen Platz. Ebenso ist die Geschichte des Kaiserreichs in der Tat nicht verständlich, ohne die universalistischen Impulse aus Nordamerika, Frankreich und England im Auge zu behalten. Richtig sind auch die Beobachtungen über die ständige Dialektik zwischen Inklusion und Exklusion, die die verwickelte Geschichte von Nation und Demokratie durchzieht. Hätte Richter diese Linie wirklich mit einer gewissen Strenge verfolgt, hätten wir mehr als einen Grund gehabt, ihr Buch als eine positive Neuerung zu begrüßen. Es hat so viel Aufmerksamkeit erregt, weil Richter einen wunden Punkt in der Historiographie zu Kaiserreich und Weimar berührt. Diese ist nämlich Erbe des Kalten Kriegs und einer Erzählung, die, trotz vieler Unterschiede, Modernisierung mit Parlamentarismus, Kapitalismus mit Entwicklung, Liberalismus mit Demokratie gleichgesetzt hat. Der Begriff "Demokratisierung" in Bezug auf das Wahlsystem für den Reichstag wird viel verwendet, er wurde von Margaret L. Anderson und Simone Lässig benutzt, ohne dieselbe Kritik hervorzurufen. Wie sehr hat der Einsatz fragwürdiger Kategorien, der aus der Tendenz der akademischen Geschichtsschreibung zur normativen Definition ihrer Begriffe a priori und zur Überlagerung mit zeitgenössischen Inhalten herrührt, den Boden bereitet für Richters verworrene Erzählung von Kontinuität und Okzidentalismus? Inwieweit hat die Geschichtsschreibung über das Kaiserreich Urteilsmaßstäbe kultiviert, die sie daran hindern, die Widersprüche der Arbeiterbewegung, die Tradition des Liberalismus und des Konservatismus zu durchschauen? Wenn wir den Militarismus des Kaiserreichs als reaktionär und antimodern definieren, wie erklären wir dann die erstaunliche industrielle und wissenschaftliche Entwicklung während der wilhelminischen Ära?

4. Zu gegenteiligen Schlussfolgerungen zur Funktionsweise des föderalen Systems des Reichs gelangt Haardt, dessen Arbeit das Ergebnis komplexer Archivrecherchen ist und zu unserem Verständnis des Kaiserreichs einiges beiträgt. [5] Das Oberhaus des Bundes war der Bundesrat, nach der Verfassung das koordinierende Organ zwischen den dem Bund angehörenden souveränen Fürsten. Bismarck platzierte hierhin das Herz des "ewigen Bundes" zwischen seinen Mitgliedern (803). Die Funktionsweise des Bundesrats, wenn auch bekannt, ist vorher nicht mit solcher Gründlichkeit erforscht worden. Haardts Buch ist wertvoll, auch wenn der Autor sich vor allem auf Verfassungsaspekte konzentriert: auf das Verhältnis zwischen Preußen und den anderen Bundesstaaten; die Beziehungen zwischen Zentrum und Peripherie; die Folgen für die Regierungen der Mitgliedsstaaten; die Art und Weise, wie sich die politischen Kräfte die föderale Struktur und ihr historisches Erbe nutzbar zu machen versuchten. Haardt dokumentiert, dass die Reichsverfassung einen großen Spielraum für Veränderungen der föderalen Beziehungen ließ - anders als ein Teil der Geschichtsschreibung angenommen hat (277).

Entgegen dem anfänglichen Versprechen einer Kulturgeschichte (11f.) ist der Ansatz des Buches politisch-institutionell und erlaubt keine eingehende Analyse der sozialen Zusammensetzung und der Kultur der Bundesratsbeamten und der Mitarbeiter oder des indirekten Gewichts der Aristokratien und der aufstrebenden städtischen und bürgerlichen Schichten bei der Auswahl des bürokratischen Personals. Der Ansatz ist jedoch breit und die Ergebnisse sind beachtlich. Der erste Teil geht von der - bereits von Christopher Clark in "Von Zeit und Macht" 2019 formulierten - These aus, dass Bismarcks Projekt darin bestand, "die Zeit anzuhalten", indem man die Beziehungen zwischen den souveränen Mächten auf dem Stand des Jahres 1870 einfriert. Zumindest habe der Kanzler versucht, den Wandel zu verlangsamen. Aber dieses Ziel sei aus Gründen einer historischen Dynamik, die zu einer zunehmenden Verlagerung der Macht ins Zentrum des Reiches, also in die Hände von Kanzler und Kaiser geführt habe, zwangsläufig gescheitert (334-341). Ausführlich schildert Haardt im zweiten und dritten Teil, wie das Reich die Macht der Länder beschnitt. Seit Ende der 1880er Jahre wurde die Politik im Bundesrat weder von den Souveränen noch ihren Ministern erörtert, sondern von entsandtem bürokratischen Personal. So wurde eine politische Koordination zwischen Militär, Wirtschaft und Diplomatie unmöglich. Aus der Analyse der Funktionsweise des Kaiserreichs und seiner Verfassung leitet sich ein nicht ganz überzeugender Versuch des Autors ab, die juristischen und institutionellen Überlegungen zu einer Gesamtgeschichte des Kaiserreichs zu verallgemeinern. Er streicht die Unterschiede zwischen Verfassungsrecht und Verfassungspraxis heraus und legt deren Hintergründe offen. Schlussendlich führt Haardt fast alle Probleme des Reiches auf den Bundesrat und die Exekutive zurück. Auf fast tausend dichten Seiten - mehr Bündigkeit hätte gutgetan - vergisst er das Wesentliche. Das hatte dagegen der große, zeitgenössische Historiker Otto Hintze brillant herausgearbeitet: Der politische Stillstand im Reich lag nicht nur an seinem dysfunktionalen Zentrum, sondern vor allem auch an einem autoritären Föderalismus, Feind des Parlamentarismus. Das Problem bestand nicht nur im Zentrum, sondern auch in der Art und Weise, wie sich die Verteidigung des traditionellen Organizismus in der föderalen Peripherie und im Aufbau des Reichs ausbildete. Haardt macht für die Zeit nach 1900 ein Anwachsen der mitgesetzgeberischen Funktionen des Reichstags aufgrund der Zentralisierung des Reichs aus. Er ist der Ansicht, dass man die These des "stillen Parlamentarismus" von Manfred Rauh überwinden müsse und von einer Parlamentarisierung sprechen könne, die auf einem Verfassungswandel beruhte (599). Der Rezensent weist hier - unter Auslassung seiner Vorbehalte - auf eine Übereinstimmung mit Margaret L. Andersons These der "Demokratisierung" und einigen Passagen bei Richter hin.

Haardt geht von einem positiven Wert des Föderalismus an sich aus. Das erklärt, warum er dem intensiven und nicht immer überzeugenden Vergleich mit zwei anderen föderalen Staaten, der Schweiz und den Vereinigten Staaten, so viel Platz einräumt. Auch wenn ihm dies erlaubt, die Besonderheit des deutschen Falls zu unterstreichen und gleichzeitig den Sonderweg zu verwerfen (823), besteht die Gefahr, eine Art impliziten Okzidentalismus willkommen zu heißen und mögliche negative Effekte des Föderalismus aus dem Blick zu verlieren. Letzterer ist nämlich weder Dezentralisierung noch bloße Selbstverwaltung, wenn er von einer autoritären Kultur geprägt ist. Zu viele Seiten sind wenig angemessenen Vergleichen mit den Vereinigten Staaten gewidmet, während die Auseinandersetzung mit dem Modell des österreichisch-ungarischen Kaiserreichs und - wegen der Faszination, das es auf die zeitgenössischen bürgerlichen Eliten ausübte - mit demjenigen Englands weitaus aussagekräftiger gewesen wäre. Haardts Grundeinstellung zeigt sich auch im Schlusskapitel, wo er einige Überlegungen zu den Änderungen an der Verfassungsordnung in Weimar und der Bundesrepublik Deutschland anstellt. Er geht so weit, auf die zahlreichen Analogien zwischen der Verfassungsordnung im Kaiserreich und dem vertraglichen und parakonstitutionellen System der Europäischen Union hinzuweisen, eine Beobachtung, die wir teilen, sind wir doch anderswo der gleichen Versuchung erlegen. Haardt zieht hieraus Lehren (850-855) die es wert sind, zitiert zu werden, weil sie überraschend sind für einen in Großbritannien arbeitenden Deutschen: Um die Probleme zu vermeiden, die das Kaiserreich belasteten, brauche die Europäische Union die einigende Souveränität eines eigenen Staatsvolks, also eine Konstitutionalisierung. Die Dominanz der Bundesrepublik Deutschland gehöre eingedämmt. Schließlich sollten die Vorschläge aus Emmanuel Macrons Rede vor der Sorbonne am 26. September 2017, von Angela Merkel mit Stillschweigen übergangen, aufgegriffen werden.

5. Während Haardt sich vorsichtig von einer zu sehr auf den autoritären Bismarckschen Zentralismus beharrenden Geschichtsschreibung distanziert, möchte Schmidt diese komplett tilgen und definitiv mit der Generation von Wehler und Nipperdey und der noch früheren von Fritz Fischer abrechnen. Aber Schmidts Ehrgeiz findet eine unüberwindliche Grenze in seiner eigenen Verwendung eben jener Kategorien, die er hinter sich lassen möchte. Zum Beispiel wirft er Wehler vor, den Begriff "Polykratie" für das Kaiserreich benutzt zu haben, was er für unangebracht hält. Aber er beschreibt im zweiten Kapitel die Funktionsweise des Hofes Wilhelms II. selbst als "Polykratie". Er erinnert an die Notwendigkeit, den Sonderweg zu überwinden und zu spezifischeren Aspekten überzugehen, während er dauernd die Fragen des Sonderwegs stellt und die deutsche Geschichte nach dessen moralischen Parametern beurteilt. Eine inquisitorische Sprache beizubehalten, bedeutet eben, sich im Dilemma zwischen Verurteilung und Freispruch zu verfangen.

Trotzdem ist das Buch sehr informativ, weil es auf Archivforschungen zu den Beziehungen zwischen Deutschland, Frankreich und England basiert, die Rechenschaft ablegen über Aufrüstung und Imperialismus am Beginn des 20. Jahrhunderts. Dies ist sicher kein neues Thema, aber als Beitrag zur aktuellen Debatte über die Aufrüstung verdient es Beachtung. Dies, obwohl die Behauptung nicht überzeugt, nicht nur den Irrtum von Fischer und Clark, sondern sogar die primäre Verantwortung Frankreichs und Englands für den Ausbruch des Weltkrieges bewiesen und dadurch das Kaiserreich von Schuld entlastet zu haben. Es springt ins Auge, wie germanozentrisch Schmidts Herangehensweise an die Ursachen des Ersten Weltkriegs ist. Es handelt sich um ein Vorgehen, dass sich auf fünf große europäische Mächte konzentriert (Frankreich, England, Deutschland, Österreich und Russland), tatsächlich aber eigentlich auf die ersten drei. Dabei bezieht er sich vor allem auf die Expansion in Afrika, widmet Asien und der Krise des österreichischen Kaiserreichs und des Osmanischen Reichs dagegen weniger Aufmerksamkeit. Schmidt arbeitet in dieser Analyse präzise die Fehler der Außenpolitik Wilhelms II. heraus: die Isolation, die sie mit sich brachte; den schweren Fehler, Russland Frankreich "überlassen" zu haben. Bedeutsam ist das von Schmidt angeregte Überdenken der Kolonialpolitik: Für die Nachfolger Bismarcks, insbesondere für von Bülow, sei die koloniale Expansion ein Instrument gewesen, um Großbritannien für eine Allianz mit den Mittelmächten zu gewinnen. Schmidt zeigt uns die verworrene und selbstschädigende Argumentation der wilhelminischen Regierungen und des Kaisers, nach der ein starkes Deutschland England dazu hätte bewegen können, eine Allianz mit dem Reich zu schließen, statt nach Frankreich und Russland zu blicken, von denen es koloniale Konflikte in Afrika und Asien trennten.

Der Autor vertritt die These grundsätzlich friedlicher Absichten des wilhelminischen Deutschlands, des Kaisers und seiner unbedachten Diplomatie. Auf diese Weise hilft er uns, die Perspektive und Mentalität der wilhelminischen militärischen Elite zu verstehen. Vor allem hierin liegt Schmidts Verdienst. Das Problem liegt darin, dass jenseits der Absichten die Fakten zählen, also die tatsächliche Herausforderung, die der deutsche Aufstieg für das europäische und weltweite Gleichgewicht mit sich brachte. Schmidts Argument, direkt übernommen aus den Positionierungen von Bülows und der Architekten der kolonialen Expansion, ist das eines gleichen Rechts Deutschlands, eine Weltmacht zu sein. Von einem Historiker, der 120 Jahre danach schreibt, würden wir eine größere Distanzierung erwarten.

Entgegen seiner polemischen Bekräftigung stärkt Schmidt die alten, schon seit längerem von Stürmer und Hillgruber aufgegriffenen Thesen Fischers und Wehlers über die deutsche Verantwortung und die aggressive Orientierung einiger Teile des Militärs. Er nimmt aber an, dass die anderen Mächte noch stärker in Richtung Krieg tendierten als Deutschland und ihm deshalb keine Schuld am Krieg zuzurechnen sei. Der Kriegswille Frankreichs und Englands wird durch eine Reihe von Erklärungen und Dokumenten zur Aufrüstung belegt. Sie beweisen jedoch eher eine Spirale der Vorbereitung auf mögliche Bedrohungen als eine wirkliche politische Entscheidung zum Angriff auf Deutschland. Die Untersuchung zeigt eine misstrauische gegenseitige Wahrnehmung, die die Aufrüstung seit 1910 nährte. Das trüge zur Überwindung der These Clarks und zum Verständnis der Beschleunigung des Juli 1914 bei; doch das Argument ist nicht besonders neu. Der Autor bezieht sich häufig auf den französischen Wunsch, Sedan zu rächen. Sein Beharren darauf lenkt die Überlegungen, die er zum Sonderweg anstellt, in vorgegebene Bahnen. In der Besessenheit, den Sonderweg abzulehnen, oszilliert Schmidt zwischen sehr vertretbaren Urteilen ("Das Kaiserreich hatte weder den Weg zum Nationalstaat gewiesen, noch war es der Treppenabsatz, der Hitler in die Reichskanzlei führte"; 797) und unausgewogenen, mit denen jede Verbindung zwischen dem Kaiserreich und dem unerbittlichen Kampf gegen die Demokratie nach 1919 gekappt wird. Letzteres etwa dort, wo er schreibt, dass der Zweite Weltkrieg durch die fehlerhafte Versailler Territorialordnung von 1919 (27) und die "totale militärische Selbstaufgabe" Deutschlands 1918 (757) verursacht worden sei. Diese Passagen sind keine Sympathiebekundungen für die reaktionären Feinde der Weimarer Republik, sondern infolge seiner Fixierung auf die Sonderwegsthese aus dem Gleichgewicht geraten. Die Anklage Schmidts richtet sich auch gegen den Reichstag der Weimarer Republik. Nicht nur die Spaltung zwischen den Parteien verurteilt er heftig, sondern kennzeichnet den verfassungsmäßigen Parlamentarismus auch als "Parlamentsabsolutismus" (791). Schmidt lastet die Hauptschuld am Aufstieg der Hitlerschen Diktatur weit mehr dem Taktieren der katholischen Zentrumspartei als den nationalistischen Feinden Weimars an. Die Einhegung des Parlamentarismus sei seiner Ansicht nach die wichtigste historische Lehre, die das westliche Deutschland nach 1949 daraus zog. In der Tat verteidigt Schmidt - "mit gezogenem Schwert" - die Bundesrepublik Deutschland und ihre Verfassung, die Grenzen, die sie der Opposition setzt, das Verbot der Propaganda für extreme, verfassungsfeindliche Ideologien. Die restriktive Einhegung im Konstitutionalismus der Bundesrepublik erhebt er zum universellen Paradigma.

6. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass diese selbstbezogene historiographische Produktion, wie reich an Denkanstößen und Produktion von Erkenntnissen sie auch ist, noch nicht gerüstet ist für die Aufgabe einer Erneuerung der deutschen und europäischen Geschichte. Ihr gelingt es nicht, über eine nationale, kleindeutsche Perspektive hinauszukommen. Wie soll man diesen Bemühungen um eine neue Erzählung des Kaiserreichs bewerten? Die Beiträge Schmidts und Richters sind nicht Ausdruck eines den Nationalismus verteidigenden Revisionismus. Sie sind vielmehr Zeichen eines Überschusses an Ehrgeiz, den Sonderweg endgültig zu überwinden und das Kaiserreich wieder anschlussfähig zu machen für einen nationalen Stolz auf die eigene Modernität. Ein Mix aus verlegerischem Marketing, Suche nach akademischer Originalität, Überlagerung der Vergangenheit mit Kategorien der Gegenwart und Selbstzufriedenheit mit dem Erfolg der Bundesrepublik Deutschland führt zu einer Betonung der Kontinuität bei Richter, und, im Gegensatz dazu, zu einer Betonung des Bruchs von 1918-1919 bei Schmidt. Es sind zwei Seiten derselben Medaille, desselben Problems, dem man nur schwer gerecht werden kann. Die positive Aufnahme dieses neuen Narrativs in den Medien und in renommierten Verlagen lässt den Verdacht aufkommen, dass der Weg für ein Abdriften geebnet worden ist, für einen unbewussten Revisionismus, der einer wiedergefundenen deutschen Unschuld dient. Der Nationalsozialismus wird hier wieder als nur unglückliche, nämlich auf Versailles, die Ideologien und den Parlamentarismus zurückzuführende Episode betrachtet.

Im Gegensatz dazu sollte man die dynamischsten und elaboriertesten Anregungen aufmerksam verfolgen, wie jüngst auch die von Haardt, die nicht zufällig aus der englischen und amerikanischen Geschichtsschreibung stammen. Darunter fällt auch die kürzlich erschienene, exzellente Synthese von Mark Hewitson, die aus meiner Sicht einen Ausweg aus der Debatte um den Sonderweg verspricht. Er zeigt mit großer Gelassenheit, wie Intellektuelle, Juristen, Historiker und Soziologen wie Hintze, Weber und Simmel sich darüber einig waren, dass das politische Modell des Kaiserreichs ein Unikum darstellte: "The testimony of Wilhelmine Germans themselves suggests the existence of a political Sonderweg before 1914". [6] Das zeitgenössische Selbsturteil über die Existenz eines besonderen deutschen Wegs historisch zu akzeptieren, ohne vorweggenommene moralische Verurteilungen und ohne das Urteil über den Ersten Weltkrieg und Weimar damit zu belasten - das ist unser bescheidener Vorschlag, diese eingeschränkte Diskussion zu überwinden und ihren Horizont zu erweitern.

Wenn man sich auf die Idee einlässt, dass es einen besonderen deutschen Weg gab, würde das endlich ermöglichen, den Blick vom ausschließlichen Vergleich mit dem westlichen Parlamentarismus umzulenken auf die innige Verbindung mit Österreich und mit den in der Peripherie des österreichischen Kaiserreichs entstandenen Nationalstaaten; auf die Dynamiken einer Kultur, die sehr nach Osten und auf die agrarischen Traditionen in ganz Europa blickte; auf die enorme Bedeutung der militärischen Kultur als Form der nationalen Integration in einigen Nationalstaaten mit einer noch relativ brüchigen Identität, welche, ohne historische Notwendigkeit, am Ende den Faschismus wählten. Und wenn die Entwicklung vom Kaiserreich zum Nationalsozialismus tatsächlich nicht zwangsläufig war, war es die Entwicklung zum Faschismus in Italien auch nicht. Die Forschung zum Zusammenbruch der konstitutionellen Monarchien des Dreibunds, zeitweilig durch den Ersten Weltkrieg voneinander entfernt, würde aus dieser Perspektive neue Energie gewinnen.


Anmerkungen:

Eine gekürzte Fassung erschien in: Annali.Recensioni.Online 2/2022, dem Online-Rezensionsjournal des Italienisch-Deutschen Historischen Institut (ISIG) der Fondazione Bruno Kessler in Trento/Trient im Rahmen eines "Forum Neue Kaiserreichforschung", das eine weitere Rezension derselben Bücher von Amerigo Caruso (Universität Bonn) enthält. Vgl. https://aro-isig.fbk.eu/issues/2022/3/. Der Text wurde für das deutsche Publikum leicht angepasst.

Übersetzung aus dem Italienischen: Ferdinand N. Göhde, Münster

[1] So Cora Stephan in ihrem Artikel "Die Urkatastrophe" in "Die Welt" vom 14.11.2013. [https://www.welt.de/print/die_welt/debatte/article121873002/Die-Urkatastrophe.html]

[2] U. Daniel: Rezension von: Hedwig Richter: Aufbruch in die Moderne. Reform und Massenpolitisierung im Kaiserreich, Berlin, Suhrkamp, 2021, in: "Sehepunkte", 21, 2021, 6 [15.06.2021], http://www.sehepunkte.de/2021/06/35793.html.

[3] Die Rezension von Christian Jansen findet man auf "H-Soz-und-Kult", 19.2.2021, https://www.hsozkult.de/searching/id/reb-49883?title=h-richter-demokratie&recno=9&q=jansen%20richter&sort=&fq=&total=111; A. Wirsching: Rezension von: Hedwig Richter: Demokratie. Eine deutsche Affäre. Vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, München 2020, in: "Sehepunkte", 21, 2021, 3 [15.03.2021], http://www.sehepunkte.de/2021/03/34995.html; die Antwort Richters ist abrufbar über denselben Link. Die Verteidigung in der Presse stammt von P. Bahners: Demokratie, Nationalsozialismus und eine umgekehrte Dolchstoßlegende. Eine deutsche Affäre: Die maßlose Kritik an der Historikerin Hedwig Richter, in: "FAZ.NET", 17. März 2021, Archiv-URL: https://archive.ph/zTpA8; erweiterte Version vom 20. März 2021: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/masslose-kritik-an-der-historikerin-hedwigrichter-17248489.html?printPagedArticle=true). Für eine deutsche und englische Zusammenfassung der Debatte siehe G. Metzler: Eine deutsche Affäre? Notizen zur öffentlichen Geschichte, April 15, 2021, https://public-history-weekly.degruyter.com/9-2021-3/demokratie-hedwig-richter-debatte/#_deftn2. Richter hat den Medien mehrere Interviews gegeben, einige davon sind über YouTube abrufbar.

[4] Hedwig Richter: Demokratie. Eine deutsche Affäre, München 2020, 230.

[5] Eine sehr positive Rezension wurde verfasst von F. F. Sterkenburgh, in: "The English Historical Review",137, 2022, 585, 623-626, https://doi.org/10.1093/ehr/ceac022.

[6] M. Hewitson: Germany and the Modern World 1880-1914, Cambridge 2018, 166.

Carlo Spagnolo