Ian W. Archer (ed.): Religion, Politics, and Society in Sixteenth-Century England (= Camden Fifth Series; Vol. 22), Cambridge: Cambridge University Press 2003, XI + 282 S., ISBN 978-0-521-81867-4, GBP 45,00
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Markus Meumann / Ralf Pröve (Hgg.): Herrschaft in der Frühen Neuzeit. Umrisse eines dynamisch-kommunikativen Prozesses, Münster / Hamburg / Berlin / London: LIT 2005
Alison Cathcart: Kinship and Clientage. Highland Clanship, 1451 - 1609, Leiden / Boston: Brill 2006
Michael Schaich (ed.): Monarchy and Religion. The Transformation of Royal Culture in Eighteen-Century Europe, Oxford: Oxford University Press 2007
Unter den Quelleneditionen der Camden Society erscheinen regelmäßig Bände, die zumindest früher als Camden Miscellany bezeichnet wurden. Nach dem Prinzip "And now for something completely different!", werden hier einzelne Quellenstücke ediert, die meist nur die Tatsache verbindet, dass sie aus derselben Epoche stammen, was eine Rezension entsprechend problematisch macht. Die Herausgeber haben hier insgesamt vier respektive fünf unterschiedliche Quellen aus der Tudor-Epoche ediert. Am Anfang steht ein Manuskript, das Aufzeichnungen über das Zeremoniell am königlichen Hof im frühen 16. Jahrhundert, noch vor der Reformation, enthält. Im Mittelpunkt dieser Household Regulations steht das religiöse Zeremoniell, wie es etwa zu Ostern und anderen hohen kirchlichen Feiertagen praktiziert wurde. Dem Hofstaat werden detaillierte Anweisungen gegeben, wie er sich zu verhalten hat, wenn der König z. B. am Karfreitag das Kreuz anbetet ("an other long carpett layd along for the kyng to creepe apon to the crosse", 29). Der sakrale Charakter des vorreformatorischen englischen Königtums wird in diesem Text sehr deutlich.
Dieser Quelle folgt ein "Journall", in dem die politischen Vorgänge der Jahre 1559-1562 festgehalten sind, das aber auch zurückverweist auf Ereignisse der Jahre 1547-52 und ergänzt wird durch einige kurze Anmerkungen über die Faktionskämpfe am Hofe Eduards VI. von England ("brief notes of the controversy betweene the Dukes of Somerset and the Duke of Northumberland"). Die beiden Texte sind durch eine starke Animosität gegen die Familie Dudley, der u. a. der Favorit Elisabeths I., Leicester, entstammte, gekennzeichnet, und zeigen, dass man schon sehr frühzeitig nach 1558 versuchte, Material gegen den Günstling zusammenzutragen. Sie bieten aber auch eine Reihe von neuen Informationen über die politischen Auseinandersetzungen der Jahre 1547-1562.
Das dritte Quellenstück stammt von einem Gesandten der Republik Genf, der 1582 nach London gesandt wurde, um die Hilfe Elisabeths gegen Savoyen zu erbitten. Bemerkenswert ist, dass selbst noch nach fast 25 Jahren John Knox' fanatisch frauenfeindliche bis heute notorische Streitschrift The First Blast of the Trumpet Against the Horrible Regiment of Women bei Elisabeth einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen hatte, trotz der Versuche Bezas, nachträglich die Äußerungen des schottischen Reformators zu entschärfen. Die Genfer Calvinisten wurden als Hintermänner dieser Schrift gesehen, und waren offenbar auch aus diesem Grunde entsprechend unbeliebt (170), obwohl Elisabeth in ganz Europa sonst als Schutzherrin der bedrängten reformierten Kirchen galt, wie auch hier erneut deutlich wird.
Die Edition wird abgeschlossen durch insgesamt 27 Briefe zwischen Robert Cecil und Sir Christopher Hatton aus den Jahren 1590-91. Hatton, einer der letzten Favoriten der Königin, der am Hof vor allem als guter Tänzer hervorgetreten war, war damals Lordkanzler, während Cecil, der Sohn des Schatzmeisters Lord Burghley, sich noch am Anfang seiner Karriere befand. Die Briefe an Hatton sind daher auch durch tiefe Ehrerbietung geprägt. Es ist bemerkenswert, dass Cecil, der zwischen 1601-1610 eine fast allmächtige Stellung am Hofe einnehmen sollte, Hatton hier nicht nur als "seconde father" ansprach, sondern sich sogar als "creature" des Ministers bezeichnete. Dies wirft ein bezeichnendes Licht auf die Sprache der Patronage und der Freundschaft im elisabethanischen England. Im Übrigen wird bei Lektüre dieser Brief deutlich, dass die Herrschaft Elisabeths in den 1590er Jahren zunehmend krisenanfällig wurde, wie ja auch schon oft betont worden ist. Der Herausgeber Paul Hammer kommentiert dies mit den Worten: "these letters show Elizabeth herself at her worst as a war-leader - angry that her favourite [Essex] would willingly spend time away from her court, out of touch with events on the ground, unrealistic in her expectations, and utterly scathing in her criticisms." (215) Obwohl in den Briefen der Earl of Essex, der in den 1590er Jahren zeitweilig eine Art Favorit der Königin werden sollte, nur am Rande, nämlich als Rivale Cecils auftaucht, lässt der Briefwechsel erkennen, wie groß die Spannungen zwischen der Monarchin und ihrem Hof waren, ein Umstand der dann am Ende auch die Rebellion des Earl of Essex im Jahre 1601 erklärt. Insgesamt bieten die vorliegenden Quellen trotz ihres begrenzten Umfanges eine interessante Ergänzung des Materials, das uns bislang zur Verfügung stand und sind durchweg sorgfältig ediert.
Ronald G. Asch