Stanley M. Burstein: The Reign of Cleopatra (= Greenwood Guides to Historic Events of the Ancient World), Westport, CT / London: Greenwood Press 2004, xiii + 179 S., ISBN 978-0-313-32527-4, GBP 25,99
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Diana E.E. Kleiner: Cleopatra and Rome, Cambridge, MA / London: The Belknap Press of Harvard University Press 2005, 340 S., ISBN 978-0-674-01905-8, USD 29,95
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Stephen Hodkinson / Anton Powell (eds.): Sparta & War, Swansea: The Classical Press of Wales 2006
Joëlle Beaucamp: Recherches sur la Chronique de Jean Malalas I, Paris: Association des Amis du Centre d'Histoire et Civilisation de Byzance 2004
Dietrich Papenfuß / Volker Michael Strocka (Hgg.): Gab es das Griechische Wunder? Griechenland zwischen dem Ende des 6. und der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr.. Tagungsbeiträge des 16. Fachsymposiums der Alexander von Humboldt-Stiftung veranstaltet vom 5. bis 9. April 1999 in Freiburg im Breisgau, Mainz: Philipp von Zabern 2001
Kleopatra VII., die letzte ptolemäische Königin, hat gerade in jüngster Zeit wieder verstärkte Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Christoph Schäfer und Wolfgang Schuller haben ihr zuletzt Biographien ganz unterschiedlichen Zuschnitts gewidmet, die Hamburger Kleopatra-Ausstellung im Winter 2006/07 hat beträchtliches Aufsehen erregt. [1] Auch in der englischsprachigen Literatur hat das Phänomen Kleopatra eine Renaissance erfahren, die sich u.a. in den hier anzuzeigenden Monographien von Stanley M. Burstein und Diana E. E. Kleiner manifestiert.
Die beiden Bücher können unterschiedlicher gar nicht sein: Auf der einen Seite Bursteins knappe, den Erfordernissen der Reihe "Greenwood Guides to Historic Events of the Ancient World" (leider) Rechnung tragende Einführung in Biographie und Kontext der letzten Ptolemäerin; auf der anderen Seite das mit Feuer geschriebene, ambitionierte, nur partiell als Einführung verwendbare Buch einer Kunsthistorikerin, die sich mit allen Kräften dagegen stemmt, den Mythos Kleopatra in der Nüchternheit des modernen Skeptizismus aufgehen zu lassen.
Burstein zeichnet Kleopatra in seinem einleitenden biographischen Essay als machtbesessene Herrscherin, die ihr obsessives Festhalten am ägyptischen Pharaonenthron von ihrem Vater Ptolemaios XII. geerbt habe und wie dieser insbesondere auch das Überleben der Dynastie habe sicherstellen wollen. Die (aufgrund des Zuschnitts der Reihe) recht kurzen darstellenden Passagen meiden ansonsten aber klare Stellungnahmen und Wertungen; so wird etwa die umstrittene Nilfahrt Kleopatras und Caesars zwar kurz erwähnt, aber nicht problematisiert, ähnliches gilt für die berüchtigten 'Landschenkungen' des Antonius an seine Geliebte. Auch die Quellenproblematik - insbesondere das verzerrte Kleopatra-Bild in der literarischen Überlieferung - wird zwar vereinzelt erwähnt, aber nicht systematisch erläutert.
Burstein entwickelt 'seine' Kleopatra ganz aus dem ägyptischen Kontext heraus und behandelt die römische Seite nur, insoweit das Zusammentreffen seiner Protagonistin mit dieser Kultur es erforderlich macht. Ansonsten erfährt man aus seiner Darstellung vor allem viel Nützliches über Aufbau und Administration des Ptolemäerreiches - hier durchaus auch mit Liebe zum Detail -, d.h. über den griechisch-ägyptischen Hintergrund der Königin, die dabei als tatkräftige, fleißige und effektive Herrscherin erscheint. Dass in den anschließenden Biographien der wichtigsten Persönlichkeiten, die im Zusammenhang Kleopatras eine Rolle spielen, auch Alexander d.Gr. (sehr knapp) behandelt wird (71f.), erklärt sich aus Bursteins weit ausholendem Ansatz (soweit er das Ptolemäerreich betrifft) - auch die einleitende Zeitleiste beginnt mit dem Jahr 332 v. Chr. Merkwürdiger muten hingegen zwischen Caesar, Marcus Antonius, Octavian, Herodes und diversen Ptolemäern die Gottheiten Isis und Serapis an (80f., 90f.), die ebenfalls in 'Kurzviten' vorgestellt werden.
Das Kernstück des Bandes bilden die "Primary Documents Concerning Cleopatra VII" (93-154) - Textauszüge u.a. aus Caesar und Plutarch sowie anderen Autoren, daneben aber auch Papyrus-Texte, alles jeweils in englischer Übersetzung. Dass dabei jegliche Kommentierung fehlt, ist bedauerlich; Hor. carm. 1,37 etwa wird einem Studienanfänger, der erste Orientierungen sucht und gerade deshalb zu Bursteins Buch greifen könnte, kaum ohne Anleitungen verständlich sein. Nicht nur hier wären einige hinführende Sätze erforderlich gewesen; auch an anderen Stellen werden Titel wie philopatris oder thea neotera zwar übersetzt, aber nicht erläutert. Die wenigen dem Band beigegebenen Abbildungen haben leider eine geringe Qualität.
Burstein ist es gelungen, Kleopatra ganz in der griechisch-ägyptischen Kultur ihrer Heimat zu verankern und aus ihr heraus zu erklären. Dies geschieht in einem kurzen einführenden Überblick, danach sprechen die Quellen. Wegen der genannten Kritikpunkte hinterlässt sein Buch als Einführung indes einen zwiespältigen Eindruck.
Diana Kleiner verfolgt einen diametral entgegengesetzten Ansatz: Ihr geht es um den Einfluss, den Kleopatra in Rom hinterließ, und ihre prononcierte These lautet, dass die Ptolemäerin aufgrund ihrer Verbindungen zu Caesar und Marcus Antonius, insbesondere aber auch aufgrund des Eindrucks, den sie auf Octavian machte, der Tiberstadt nachhaltig ihren Stempel aufgedrückt und damit die Welt verändert habe: "What is explored above all in this book is a magical moment in history when a gifted group of elite men and women - Octavian, Caesar, Antony, Cleopatra, and also Octavian's sister Octavia and his formidable wife Livia - came together and changed the world" (13). "The politics, persona, and art of Cleopatra had a profound impact on Rome through the Queen's intense interactions in turn with Julius Caesar, Mark Antony, and Octavian Augustus" (261). Diese These wird an mehreren Beispielen vor allem aus kunsthistorischer bzw. archäologischer Perspektive entwickelt. So habe etwa Octavian Rom zu einer ähnlichen Metropole wie Alexandria ausbauen wollen, wobei "the objective was not to build Alexandria on the Tiber but a Rome that was more dazzling than its archetype" (201); die bekannte Octavia-Haartracht sei in Konkurrenz zu Kleopatra entstanden und habe aufgrund ihrer Übernahme durch Livia später weite Verbreitung gefunden; römische Münzen zeigen den Rekurs auf spätptolemäische Vorbilder und lassen sich dabei innerhalb der Auseinandersetzungen um die Rolle Kleopatras in Rom verorten. Auch der Vergleich des Tempels von Dendera mit der Ara Pacis ("I believe that the Ara Pacis Augustae became Augustus's Dendera", 225) bringt einige interessante Aspekte zum Vorschein, die in der Tat darauf hindeuten, dass der Einfluss der Ptolemäerin in Rom doch weiter ausgestrahlt haben dürfte, als bisher zugestanden worden ist.
Kleiners Buch widmet sich in der ersten Hälfte Kleopatra und den übrigen Protagonisten bis in die augusteische Zeit hinein aus einer im weiteren Sinne historisch-chronologischen Perspektive. Im zweiten Teil wird an ausgewählten Beispielen die These vom exzeptionellen Einfluss der Königin auf Rom entwickelt und begründet. Dem Text sind zahlreiche farbige Abbildungen beigegeben, auf denen nicht nur zeitgenössisches Material präsentiert wird, sondern auch Dokumente der neuzeitlichen Kleopatra-Rezeption. Auf diese Art und Weise hält die Verfasserin stets den Kleopatra-Mythos präsent, zu dessen Begründung und Erklärung sie mit ihrem mutigen Buch einen wichtigen Beitrag geleistet hat.
Anmerkung:
[1] Chr. Schäfer: Kleopatra, Darmstadt 2006; W. Schuller: Kleopatra. Königin in drei Kulturen. Eine Biographie, Reinbek, 2. Aufl. 2006; B. Andreae u.a.: Kleopatra und die Caesaren, München 2006 (Ausstellungskatalog).
Mischa Meier