Alison Cathcart: Kinship and Clientage. Highland Clanship, 1451 - 1609 (= The Northern World. North Europe and the Baltic c. 400-1700 AD. Peoples, Economies and Cultures; Vol. 20), Leiden / Boston: Brill 2006, xvii + 257 S., ISBN 978-90-04-15045-4, EUR 99,00
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Tobias Schmuck: Strukturelle Krisen der frühen englischen Stuart-Herrschaft. Chancen und Grenzen der Herrschaftsausübung, Frankfurt a.M. [u.a.]: Peter Lang 2005
Michael Schaich (ed.): Monarchy and Religion. The Transformation of Royal Culture in Eighteen-Century Europe, Oxford: Oxford University Press 2007
Alison Cathcart hat eine Studie über die Highland Clans vorgelegt, die sich in erster Linie an den Spezialisten für schottische Geschichte wendet und für den Außenstehenden wegen ihres Detailreichtums nicht immer leicht zugänglich ist. Cathcart geht auf die Geschichte der Highlands und die Rolle der Krone ein, und untersucht dann die Struktur der Clans. Dabei liegt der Akzent auf den Clans der zentralen und östlichen Hochlandregionen (etwa die MacIntoshs, die Grants und der Clan Chattan), nicht auf denen des Westens wie den Campbells, die bislang oft das Bild dominiert haben. Im Osten und im Zentrum waren die Beziehungen zu den Lowlands enger, und die Studie von Cathcart lässt dann auch erkennen, dass die Übergänge zwischen den Sozialstrukturen des Südens und denen der Highlands doch fließender waren als oft angenommen.
Deutlich wird dabei vor allem, dass ein Clan eben nicht einfach ein durch Blutsbindungen geformter Verwandtschaftsverband war, sondern dass sich Gruppen einem bestehenden Familienverband anschließen konnten, die eigentlich nicht mit dem Clan verwandt waren, ihm aber nach ihrer Integration doch zugerechnet wurden. Oft war also die Verwandtschaft, die dem Clansystem zu Grunde lag, eher fiktiv. Verstärkt wurden die Bindungen durch die Einrichtung der 'fosterage', d.h. die Übergabe von Kindern an Pflegeeltern (oft Familien, die einen geringeren Status hatten als die leiblichen Eltern), die fortan als Teil der eigenen Verwandtschaft galten.
Wichtig waren aber auch Klientelbeziehungen innerhalb des Clans und mit Außenstehenden, die zum Teil - und dies ist ohne Zweifel eine schottische Besonderheit - durch vertragliche Vereinbarungen abgesichert wurden. Diese 'bonds of manrent' sind in den letzten Jahrzehnten verschiedentlich untersucht worden und postulierten gegenseitige Treueverpflichtungen zwischen den Partnern. Sie waren aber, wie Cathcart betont, keineswegs immer auf unbegrenzte Dauer, d. h. die Lebenszeit der Beteiligten, angelegt, sondern konnten auch kurzfristigere Zweckbündnisse sein. Im Übrigen wurden auch Freundschaftsbindungen nicht selten durch eigene 'bonds' besiegelt, die für den Fall von Streitigkeiten Schlichtungsmechanismen vorsahen; ein interessantes Beispiel dafür, wie die sonst eher informelle Bindung der Freundschaft eine juristische Form erhielt.
Insgesamt zeichnet Cathcart ein Bild der Clans, das deutlich weniger archaisch und starr ist als in der älteren Literatur und erkennen lässt, dass Klientelbindungen für die Gesellschaft der Highlands mindestens ebenso wichtig waren wie Verwandtschaftsstrukturen.
Ronald G. Asch