George Cawkwell: Cyrene to Chaeronea. Selected essays on ancient Greek history, Oxford: Oxford University Press 2011, XII + 485 S., ISBN 978-0-19-959328-6, GBP 80,00
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Dieses Buch des bekannten Althistorikers in Oxford, George Cawkwell, enthält eine Sammlung von 19 Aufsätzen sowie eine Einführung von Simon Hornblower. Im ersten Beitrag erörtert Cawkwell die frühe Phase der griechischen Kolonisation. Im Mittelpunkt steht hier das Problem, ob eine Übervölkerung die Ursache der Auswanderungen aus dem griechischen Mutterland war. Am Beispiel von Thera zeigt Cawkwell die "frühe Tyrannis und das Volk". Cawkwell widerspricht hier der älteren These, dass die meisten "Tyrannen" durch ihre Kritik an Angehörigen der Oberschicht Erfolg hatten. Cawkwell ist überzeugt, dass Peisistratos durch Täuschung der Athener an die Macht kam. Ein Tyrann konnte freilich nicht dauerhaft Bestandteil einer bereits existierenden Polisordnung werden.
In einem Beitrag zur Geschichte der Spartaner und ihrer Bundesgenossen im 6. Jahrhundert vermutet Cawkwell, dass Sparta öfter in anderen Poleis interveniert hat als wir wissen. Ferner versucht Cawkwell eine historische Einordnung des spartanischen Königs Kleomenes. Ein offenes Problem bleibt freilich die Überlieferung über seinen Tod. Die Version vom "Wahnsinn" des Kleomenes ist offensichtlich von Sparta ausgegangen. Mysteriös ist auch das Exil des Themistokles. Cawkwells These, dass Themistokles und der Spartaner Pausanias in den "Schatten" des Eurymedon-Feldzuges gerieten, ist indes nicht überzeugend. - Nach einer kurzen Interpretation der Reformen des Ephialtes bespricht Cawkwell das Urteil des Thukydides über die Strategie des Perikles, der sicherlich keine permanente Verteidigung der Athener plante.
Auch in den folgenden Kapiteln erörtert Cawkwell umstrittene Textstellen in der Überlieferung über wichtige Phasen der griechischen Geschichte des 5. und des 4. Jahrhunderts v. Chr. In mehreren Aufsätzen behandelt Cawkwell den Königsfrieden sowie den Niedergang Spartas. Erstaunlich sind Cawkwells Ausführungen über die Ursachen der Misserfolge der Spartaner (298). Er kommt zu dem Schluss, dass der Thebaner Epameinondas "zu tüchtig" für Sparta war, und zwar genau so, wie Philipp II. zu tüchtig war für Griechenland.
Im folgenden Aufsatz vertritt Cawkwell die Auffassung, dass Epameinondas für Boiotien nichts Besseres bewirken konnte als die Schwächung Spartas (328). Die Auswirkungen waren freilich eine neue Konstellation der Kräfte, durch die neue Spannungen in der griechischen Welt entstanden.
Eine schwierige Frage erörtert Cawkwell in seiner Rekonstruktion einer Hoplitenschlacht (437). Es handelt sich um das Problem, wie eine Formation im Kampfverlauf auf die Entstehung einer Lücke reagierte. Die Beschreibung solcher Fälle bei Xenophon (Lak pol. 11,7-10) ist zweifellos schwer nachzuvollziehen.
Insgesamt gesehen hat Cawkwell versucht, eine Reihe von umstrittenen Textstellen weiterführend zu interpretieren und neue Wege zum Verständnis der betreffenden Quellen zu bahnen.
Karl-Wilhelm Welwei