Jeremy Black: Politics and Foreign Policy in the Age of George I, 1714-1727, Aldershot: Ashgate 2014, XVIII + 279 S., ISBN 978-1-4094-3139-8, GBP 70,00
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Jeremy Black: British Politics and Foreign Policy, 1727-44, Aldershot: Ashgate 2014, XXIII + 294 S., ISBN 978-1-4724-1425-0, GBP 75,00
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Jeremy Black: Die Kriege des 18. Jahrhunderts, Berlin: Brandenburgisches Verlagshaus 2001
Jeremy Black: Kings, Nobles and Commoners. States and societies in early modern Europe, a revisionist history, London / New York: I.B.Tauris 2004
Jeremy Black: Rethinking Military History, London / New York: Routledge 2004
In seinen beiden neuen Büchern zur britischen Außenpolitik der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts analysiert der britische Historiker Jeremy Black das Verhältnis von Außen- und Innenpolitik in Großbritannien als komplimentäre Teile einer Entwicklung.
An Einführungen in Mittel und Themen der Politik im betrachteten Zeitraum schließen sich jeweils chronologisch gegliederte Abschnitte zur Geschichte der britischen Außenbeziehungen zwischen 1714 und 1727 sowie 1727 und 1744 an, Zusammenfassungen führen Themen und Ereignisse abschließend zusammen. Knappe Bibliografien ausgewählter Literatur und Indices runden die Bücher ab. Ziel der Studien ist es, Außenpolitik sowohl im diplomatischen wie innenpolitischen Kontext zu verorten (1714-1727, xiii). Im Blick auf damalige und heutige Diskussionen um die Rolle Großbritanniens und seine außenpolitischen Ziele möchte der Autor einen neuen Zugang zu dieser Thematik bieten (1727-1744, xvii), denn in dieser Zeit zeigte sich, so Black, die britische Außenpolitik als "a significant element in the developing national consciousness" (1727-1744, xiii).
Die beiden Bücher sind Band zwei und drei einer Reihe, die Black mit seinem 2011 bei Ashgate veröffentlichten Buch "Debating Foreign Policy in Eighteenth-Century Britain" begann. Alle drei Bände basieren auf seinen umfassenden Forschungen zu Großbritannien im 18. Jahrhundert aus fast vier Jahrzehnten seit seiner Promotionszeit. [1]
Im ersten Band der Reihe standen die Entwicklung der politischen Kultur und Öffentlichkeit sowie deren Einfluss auf die gesamtgesellschaftliche Debatte um außenpolitische Fragen im Mittelpunkt. In den vorliegenden nächsten Bänden werden nun die Beziehungen Großbritanniens einerseits vor der Grundlage der neuen Dynastie aus Hannover in den europäischen Zusammenhang eingebettet, andererseits aber auch innerhalb der systematischen Voraussetzungen der britischen Politik beleuchtet. Jeremy Black geht es nämlich, wie er explizit schreibt, um eine Weiterentwicklung, "a qualifying of the systemic approach" (1727-1744, xi). Er sieht diese Arbeiten dabei zugleich als Fortsetzung der älteren und aktuellen Forschung und als Kommentar derselben (1714-1727, viii; 1727-1744, xvii). Außenpolitik, so der Autor, sei im 18. Jahrhundert das "leading political battlefield" gewesen, egal ob für die Ausdifferenzierung der Rolle des Monarchen, im Konflikt von Ministern untereinander, im Parlament oder in der öffentlichen Debatte (1714-1727, 241). Deshalb sei eine getrennte Darstellung von "innen" und "außen" abzulehnen (1727-1744, xiv; 262).
Die Bücher ähneln sich im Aufbau. Im Band über die Jahre ab 1714 stimmen eine kurze Einführung zur Lage der europäischen Beziehungen, über das britische politische System Anfang des 18. Jahrhunderts und die neue Dynastie aus Hannover den Leser auf das Thema ein. Es folgt ein ausführliches Kapitel über die "Means of Policy and Debate" (1714-1727, 25-53). Der besondere Schwerpunkt liegt auf den durch die Personalunion entstandenen Bedingungen der Politik. Arkanpolitik und Geheimdiplomatie werden der Rolle des Parlaments und der öffentlichen Meinung gegenübergestellt; die Außenpolitik erscheint als Teil, Medium und Initiator dieser öffentlichen Debatte. Im zweiten Band beleuchtet Black im vergleichbaren Kapitel die inneren und äußeren Unsicherheiten, unter denen die britische Politik operieren musste. Dazu zählten die sich aus der Alternativdynastie der katholischen Stuarts ergebenden Konflikte, aber auch dynastische Krisen der anderen europäischen Dynastien. Der Autor betont das grundsätzliche, wechselseitige Unverständnis der europäischen Mächte für die jeweiligen politischen Systeme und strategischen Ziele. Für die Jahre 1727 bis 1744 folgt dann ein Überblick über die Themen der Politik, vom kontinentalen Interventionismus, Isolationismus, dem Einfluss von Finanzen und Handel auf die Außenbeziehungen, über die zentrale Rolle Walpoles und die Steuerpolitik - wobei sich dem Leser durch die sehr verknappte Darstellung nicht immer der Sinn dieses thematischen Überblicks erschließt.
Die sechs bzw. im zweiten Band sieben chronologischen Kapitel, die folgen, bieten jeweils eine sehr dichte Beschreibung der äußeren und inneren Verhältnisse über ein bis vier Jahre. Breiten Raum nehmen dabei die Beziehungen zu Kaiser und Reich, Frankreich und Spanien ein; die vom Autor geforderte Einbeziehung der inneren Zwänge geschieht dagegen nur bedingt. Durch häufige thematische Sprünge, von komplexen europäischen Beziehungen zu innenpolitischen Themen - etwa von den Verhandlungen zum zweiten Vertrag von Wien 1731 über Fragen der Steuersenkung, der englischen Wollfabrikation hin zur parlamentarischen Debatte über die hessischen Soldaten (1727-1744, 84-85) - entsteht manchmal, im Gegensatz zur Aussage des Klappentexts, doch der Eindruck einer "detailed study of a number of episodes" (1727-1744).
Abschließend führt Jeremy Black seine Ergebnisse jeweils zusammen, wobei auch hier, wie auch in den vorangegangenen Kapiteln, eine breite Quellenbasis die Grundlage der Argumentation bildet. Zentral erscheinen jeweils die Interaktion und Interdependenz von Außen- und Innenpolitik und internationalen Beziehungen sowie der Beitrag der Außenpolitik zu Großbritanniens "rise to greatness and global prominence" (1727-1744, 279) und für die Entwicklung eines nationalen britischen Bewusstseins: "[...] arguments about foreign policy treated Britain as a unit [...] and this was a conductive basis for questions of identity and for the discussion of national exceptionalism." (1727-1744, 278)
Insgesamt zeigt sich Jeremy Black mit diesen Darstellungen ein weiteres Mal als profunder Kenner der Forschung und Quellen zur britischen Geschichte, auch wenn man an der einen oder anderen Stelle, etwa zur Frage der Sprachkenntnisse Georgs I. (1714-1727, 27), Belege vermisst. Kleinere orthografische und typografische Fehler (z.B. 1727-1744, 284) schmälern die Lesbarkeit nicht.
Allerdings sind die Bücher nur mit profunden Kenntnissen des britischen politischen Systems, der Außen- und Innenpolitik Großbritanniens und der europäischen Beziehungen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit Gewinn zu lesen. Häufige thematische und zeitliche Sprünge und Anspielungen sind ohne Vorkenntnisse nicht nachvollziehbar. Grundsätzlich zeigen die Studien, wie "innen" und "außen" in historischen Studien verbunden werden könnten. Für jeden, der sich intensiv mit der britischen Geschichte seit Beginn der Personalunion 1714 auseinandersetzt, bieten die Bücher damit wertvolle Denkanstöße und sind deshalb unbedingt zu empfehlen.
Anmerkung:
[1] Neben unzähligen Monografien und Überblickswerken zu verschiedenen Perioden und Themen der britischen Politik, Außenpolitik und politischen Kultur sind seine Arbeiten zu den Hannoveranern auf dem britischen Thron zu nennen, vgl. etwa Torsten Riotte: Rezension von: Jeremy Black: The Hanoverians. The History of a Dynasty, London 2004, in: sehepunkte 5 (2005), Nr. 11 [15.11.2005], URL: http://www.sehepunkte.de/2005/11/7937.html.
Charlotte Backerra