Caesarius of Heisterbach: The Dialogue on Miracles. Transl. by Ronald E. Pepin. Volume 2 (= Cistercian Fathers Series; No. Ninety), Collegeville: Cistercian Publications 2023, IX + 461 S., ISBN 978-0-87907-127-1, USD 64,95
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Caesarius war Mönch in der Zisterzienserabtei Heisterbach, begleitete mit wachsamem Auge und Ohr für alles Wundersame seinen Abt auf Reisen und amtierte als Novizenmeister. Seine vermutlich zwischen 1219 und 1223 verfassten über 700 Exempla verstehen sich als Instruktionen für ein korrektes Handeln im christlich-monastischen Sinn und sind zugleich Illustrationen des göttlichen Heilswirkens. Sie sind als fiktiver Dialog mit einem Novizen des Klosters angelegt, dessen Antworten sich allerdings in staunender Bekräftigung der Wundersamkeit und der Bitte nach weiteren Beispielen erschöpfen.
Zahlreiche der im Dialogus Miraculorum berichteten Anekdoten und Wunderereignisse spielen in Klöstern des Zisterzienserordens und der Kölner Erzdiözese. Doch auch Mirakel, die sich in Paris oder auf dem Kreuzzug in Damietta ereigneten und dem Autor zugetragen wurden, fanden Aufnahme. Dramatis Personae sind sowohl Geistliche - Mönche und Nonnen des Zisterzienserordens und Pfarrer -, als auch Laien. Die jeweils knapp 60 bis 100 Kapitel sind in zwölf Sektionen zusammengefasst und von Caesarius mit einer kurzen theologischen Einleitung versehen. Eine strikte thematische Trennung findet allerdings nicht statt.
Band zwei der vorliegenden englischen Übersetzung enthält die Sektionen sieben bis zwölf: 7. On Holy Mary, 8. On diverse visions, 9. On the sacrament of Christ's body and blood, 10. On miracles, 11. On the dying, 12. On the rewards of the dead.
In Sektion sieben wird die Jungfrau Maria als Beschützerin der Welt, aber auch als besondere Freundin und Helferin des Zisterzienserordens vorgestellt. So wacht sie zum Beispiel über das zisterziensische Exemtionsprivileg, notfalls auch gegen die Anordnung des Papstes (VII, Kap. 6, 11f). In Sektion acht gruppieren sich Visionen von Christus, des Kruzifixes, Engeln und Aposteln, die Erscheinung Christi in der Person Notleidender, aber auch während der Heiligen Messe.
Das Motiv der Realpräsenz von Leib und Blut Christi nach der Wandlung - während des IV. Laterankonzils 1215 etabliert - durchzieht auch die neunte Sektion. Hier finden sich Hostienwunder ebenso wie Hostienfrevel und Exempla zur priesterlichen Würde. In der zehnten Sektion haben vorrangig Mirakel Aufnahme gefunden, die mit den vier Elementen in Zusammenhang stehen: Sonnenwunder, Blitzschläge, Himmelserscheinungen, aber auch Gottes Wirken durch Tiere. In mehreren Kapiteln taucht die Kröte als teuflisches Tier auf, so auch auf einem "Altar der Juden" (X, Kap. 69, 308).
In Sektionen elf und zwölf geht es dagegen um den guten, beziehungsweise schlechten Tod, die Bestrafung von Übeltätern in der Hölle - darunter eine Zahl weltlicher Machthaber -, und die Läuterung der Seelen im Fegefeuer.
Viele Exempla dienen zur Erklärung und Bekräftigung monastischer Lebensregeln, etwa der Stabilitas, der Keuschheit oder der Nachtruhe in ordnungsgemäßer Bekleidung. Weinende Statuen, handelnde Reliquien (VIII, Kap. 89, 180), belohnend küssende oder unnachgiebig mit Krankheiten strafende Heilige bevölkern den Dialogus. Seit langem gilt das Werk des Caesarius von Heisterbach als unschätzbare Quelle für mittelalterliche Vorstellungswelten, Aberglauben, Religion und monastischen Alltag.
Mit Ronald E. Pepins Übersetzung liegt die erste Übertragung dieses ebenso kulturgeschichtlich bedeutsamen wie amüsanten Werkes in die englische Sprache vor. Als Grundlage diente dem renommierten Übersetzer [1] die Edition des Dialogus Miraculorum von Joseph Strange von 1851. [2]
Das als Nummern 89 und 90 in der Reihe "Cistercian Fathers" in zwei Bände aufgeteilte Werk bietet durch die Teilung eine leichtere Handhabbarkeit. Da sich die Einführung von Hugh E. Feiss jedoch im ersten Band befindet und in den einzelnen Exempla öfters auch Verweise zu den dort veröffentlichten Sektionen eins bis sechs auftauchen, sind beide als eine Einheit zu betrachten.
Problematische lateinische Begriffe des Textes werden im Original mit einer kurzen Erläuterung wiedergegeben. Die Kontextualisierung erfolgt durch wenige Fußnoten mit weiterer Bibliographie direkt unter dem Text. Damit wird der Lesefluss nicht gestört und eine zu akademische Wirkung vermieden. Biblische Referenzen sind im Text mit der genauen Stelle in Klammer angegeben. Als Grundlage diente die Vulgata. Ein Orts- und Personenregister, das beide Bände umfasst, beschließt Pepins Übersetzung.
Wünschenswert wäre gewesen, den Hinweis auf die Grundlage der Übersetzung und die verwendete Referenzbibeledition nicht allein in das Impressum zu stellen, sondern in beiden Bänden im Vorwort unterzubringen.
Die Übersetzung des Dialogus bietet in ihrer frischen Sprache sowohl dem fachkundigen Historiker, als auch dem interessierten Laien einen leichten Zugang. Damit wird dieses wichtige Werk aus dem 13. Jahrhundert einem breiteren Publikum zugänglich gemacht, als es die exzellente deutsch-lateinische Ausgabe von Nikolaus Nösges und Horst Schneider vermocht hatte. [3] Die beiden Bände des Dialogue on Miracles sollten zum Standardwerk der Mittelalterstudierenden werden.
Anmerkungen:
[1] The Vatican Mythographers, New York 2008.
[2] Caesarii Heisterbacensis, Dialogus Miraculorum, hg. von Joseph Strange, Köln / Bonn / Brüssel 1851.
[3] Caesarius von Heisterbach: Dialogus Miraculorum - Dialog über die Wunde, 5 Bände lat. / dt. hgg. von Nikolaus Nösges / Horst Schneider (= Fontes Christiani; Bd. 86/1-5), Turnhout 2009.
Anke Napp