Geschenktipps zu Weihnachten - nicht nur für Historiker
Klaus-Dietmar Henke, Dresden
Eberhard Kolb: Die Weimarer Republik, 6., überarb. Aufl., München: R. Oldenbourg Verlag 2002
Eindrückliches Kurzporträt der ersten deutschen Demokratie, das zudem die Tendenzen und Kontroversen ihrer Erforschung seit gut einem halben Jahrhundert skizziert; besticht durch seine Klarheit und analytische Kraft; arbeitet heraus, dass die Weimarer Republik keineswegs an sich selbst gescheitert ist, auch nicht von ihren Rändern her aufgerieben, sondern von "den nationalistischen und autoritären Gegnern in einer groß angelegten Offensive zertrümmert" worden ist, welche die NS-Bewegung für ihre Zwecke benutzen zu können meinten.
Joachim Fest: Hitler. Eine Biographie, 6. Aufl., Frankfurt/Main: Propyläen Verlag 1995
Unvermindert faszinierende Auslotung eines "einzigartigen Zusammentreffens individueller und allgemeiner Voraussetzungen", die den Aufstieg Hitlers und des Nationalsozialismus in einem Land nachvollziehbar macht, in dem 1918 nach der unerwarteten und unverstandenen Krise alles Hergebrachten ein gewaltiges "ungeordnetes Potential an Aggressivität, Angst, Hingabewillen und Egoismus" zur Bündelung in einem extremen Nationalismus bereitlag; von literarischer Qualität und namentlich für die Jahre bis 1933 von ungewöhnlichem Einfühlungsvermögen in Psychologie und Pathologie der Handelnden.
Ludolf Herbst: Das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945. Die Entfesselung der Gewalt: Rassismus und Krieg, Frankfurt/Main: suhrkamp 1996
Gesamtdarstellung von seltener argumentativer Prägnanz, die Krieg und Rassismus als "zentrale Kategorien für die Analyse des nationalsozialistischen Deutschland" in den Mittelpunkt stellt und dabei die Grundfrage nach der Steuerungsleistung des totalitären Weltanschauungsstaates durchgehend im Blick behält; in der Geistes- und Sozialgeschichte gleichermaßen souverän wie in der Wirtschafts- oder Militärgeschichte; von der auf drei Druckseiten verkürzten Endphase des NS-Regimes seit Sommer 1944 (die wesentliche Erkenntnisse zur Charakterisierung des Regimes bereithielte) abgesehen, das Standardwerk zum Thema.
Jens Gieseke: Mielke-Konzern. Die Geschichte der Stasi 1945-1990, München: DVA 2001
Gut lesbare und präzise Gesamtdarstellung von Geschichte, Struktur und Tätigkeit des Staatssicherheitsdienstes der DDR einschließlich seiner Entstehungsgeschichte während der kommunistischen Diktaturdurchsetzung ab Mai 1945 - gleich weit entfernt von Dämonisierung und Bagatellisierung; legt dank ihres geschliffenen analytischen Instrumentariums dar, wo und wieso die SED-Geheimpolizei "von großer Bedeutung war für die Geschichte der DDR und die Menschen, die in ihr lebten"; nützliche kommentierte Bibliographie.
Paul Spiegel: Was ist koscher? Jüdischer Glaube - jüdisches Leben, München: Ullstein-Heyne-List 2003
Leicht fasslicher Grundkurs über die Geschichte, den Glauben und das Leben der Juden; dargelegt in schlichter und geduldig argumentierender Sprache, ist das Buch (das von der Hoffnung lebt, "Vorurteile durch Kenntnis voneinander" zu überwinden) ein nützlicher Führer bei der Erkundung der eigenen Gesellschaft; auch zu empfehlen für Generäle und Abgeordnete, die sich mit der "Judenfrage" quälen: Spiegels Leser wissen mehr.
|