Rezension über:

Judith Pfeiffer / Manfred Kropp (Hgg.): Theoretical Approaches to the Transmission and Edition of Oriental Manuscripts. Proceedings of a symposium held in Istanbul March 28-30, 2001, Würzburg: Ergon 2007, 335 S., ISBN 978-3-89913-532-9, EUR 58,00
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Rezension von:
Tonia Schüller
Bonn
Redaktionelle Betreuung:
Stephan Conermann
Empfohlene Zitierweise:
Tonia Schüller: Rezension von: Judith Pfeiffer / Manfred Kropp (Hgg.): Theoretical Approaches to the Transmission and Edition of Oriental Manuscripts. Proceedings of a symposium held in Istanbul March 28-30, 2001, Würzburg: Ergon 2007, in: sehepunkte 10 (2010), Nr. 7/8 [15.07.2010], URL: https://www.sehepunkte.de
/2010/07/18653.html


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Forum:
Diese Rezension ist Teil des Forums "Islamische Welten" in Ausgabe 10 (2010), Nr. 7/8

Judith Pfeiffer / Manfred Kropp (Hgg.): Theoretical Approaches to the Transmission and Edition of Oriental Manuscripts

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Der Sammelband der beiden Islamwissenschaftler Judith Pfeiffer und Manfred Kropp umfasst die schriftliche Ausarbeitung von Vorträgen, die Ende März 2001 zum Thema "Bearbeitung und Überlieferung von Manuskripten" in Istanbul gehalten wurden. Ziel des Werkes ist es, die Reise von vormodernen Texten durch Zeit und Raum zu verfolgen und den Lesern dabei Unterschiede zwischen mündlicher und schriftlicher Tradition zu präsentieren. Im Wesentlichen geht es beiden Herausgebern darum, den aktuellen Kenntnisstand über die Bedingungen für die Transmission und Reproduktion von Handschriften sowie über die Beziehung zwischen Textgattung und Thema herauszuarbeiten. Problembereiche, die in einzelnen Beiträgen immer wieder angesprochen werden, betreffen in erster Linie die Auswahl der Texte durch die Herausgeber und die historischen Reproduktionsgrundlagen. Auch geht es durchgängig um die philologischen Methoden bei dem Umgang mit den Manuskripten und um die Frage, inwiefern die Handschriften nach dem Vorbild der europäischen Mediävistik bearbeitet werden können.

Den thematisch untergliederten Teilen haben Pfeiffer und Kropp einen Beitrag von Wadād al-Qāḍī über die Frage nach der "Heiligkeit" mittelalterlicher arabischer Manuskripte vorangestellt. In diesem hochinteressanten Aufsatz möchte die Autorin u.a. Prinzipien für das Edieren von arabischsprachigen Handschriften aufstellen und prüfen, inwieweit der Editor den Urtext beeinflussen darf. Wadād al-Qādī bietet einen überaus ansprechenden Beitrag und präsentiert dem Leser für den korrekten, kritischen Umgang mit Handschriften einige hilfreiche Kategorien. Diskutiert werden vor allem Änderungen und Ergänzungen, die von dem Herausgeber vorgenommen werden dürfen, wobei - Wadād al-Qādīs Meinung nach - grundsätzlich gilt, dass diese immer aus anderen zeitgenössischen Dokumenten erschließ- und belegbar sein müssen.

Nun folgen 17 Aufsätze, die sich auf eine Reihe von Unterkapiteln verteilen. Den Auftakt bilden die Beiträge von Sheila S. Blair und Jan Just Witkam, die sich mit dem Thema "Text und Illustration in arabischen Manuskripten" befassen. Im nun folgenden Abschnitt geben Jean Isigoin, Andrew Peacock und Judith Pfeiffer einen Überblick über die Problematik von Textüberlieferung und Übersetzung. Unter anderem kommen sie auf die Originalität von Kompilationsschriften und auf den Umgang mit "falschen" Manuskripten beim Edieren zu sprechen. Der dritte Abschnitt setzt sich mit dem spannungsreichen Verhältnis von oraler Tradition und der Verschriftlichung von Texten auseinander. Hier gehen Aditya Adaskar und Devin DeWeese darauf ein, welche Gründe zur Niederschrift mündlicher Überlieferungen führen und wieso dadurch verschiedene Varianten von einer Geschichte entstehen können.

In den beiden folgenden Abschnitten stellen Mikâil Bayram und Nevzat Kaya an konkreten Beispielen den Aufbau mittelalterlicher Bibliotheken dar, während Ayman Fu'ād und François Déroche sich mit dem Prozess des Kopierens von Handschriften auseinandersetzen. Die letzten drei Teilkapitel analysieren dann verschiedene Aspekte des Edierens. Zunächst stellen Adam Gacek und Geoffrey J. Paper indigene Methoden des Umgangs mit Texten vor. Dabei liefert Gacek einen interessanten Überblick über die typischen Fehler beim Erstellen von Handschriften und über die Techniken, die Schreiber zu deren Vermeidung anwendeten. Der Aufsatz von Roper führt schließlich in die Moderne. Roper befasst sich mit der Überlieferung arabischer Manuskripte in Druckform ab dem 19. Jahrhundert. Es schließen sich die Artikel von Walter Berschin und Alexander Kleinlogel an, in denen die Verfasser Theorien für das Erstellen von Editionen in traditioneller Form und mithilfe des Computers einander gegenüberstellen. In ähnlicher Weise gehen die abschließenden Beiträge von Iraj Afshar und Eiji Mano auf die Praxis des Edierens und die Lösung dabei auftretender Probleme ein.

Insgesamt stellt der Sammelband von Pfeiffer und Kropp einen sehr interessanten Überblick über einen (vermeintlich) korrekten Umgang mit Manuskripten in Vergangenheit und Gegenwart dar. Durch die Vielzahl und Vielfältigkeit der Beiträge werden dem Leser grundlegende Probleme bei der Bearbeitung von Handschriften anhand eingängiger Beispiele erläutert. Insgesamt gibt dieses Werk einen guten Einblick in die aktuelle Forschung zum Thema und bietet darüber hinaus viele Ansätze zur weiteren Reflexion.

Tonia Schüller