Geschenktipps (nicht nur) zu Weihnachten

Sylvia Kesper-Biermann, Hamburg


Carola Groppe: Im deutschen Kaiserreich. Eine Bildungsgeschichte des Bürgertums 1871-1918, Köln / Weimar / Wien: Böhlau 2018, XI + 528 S., ISBN 978-3-412-50058-0, EUR 65,00.
Auf der Basis mehrerer tausend Briefe einer Unternehmerfamilie aus der preußischen Rheinprovinz schildert Carola Groppe Stationen von Kindheit und Aufwachsen im Kaiserreich. Dabei kommen, illustriert mit zahlreichen Quellenzitaten, auch bislang wenig beachtete Aspekte zur Sprache wie die Sorge der Bürgerväter um ihre (Klein-)Kinder oder der Alltag der heranwachsenden Söhne in Schülerpensionen während ihres Besuchs der höheren Schule in weiter entfernten Städten. Der Fokus liegt auf Bildungsprozessen als Einübung und Praxis eines "Lebensmodells der Balance".

Bea Davies / Patrick Spät: Der König der Vagabunden. Gregor Gog und seine Bruderschaft, Berlin: avant-Verlag 2019, 160 S., ISBN 978-3-96445-015-9, EUR 25,00.
Die Comic-Biographie über Gregor Gog beruht auf der Auswertung seines Nachlasses im Berliner Archiv der Akademie der Künste sowie der von ihm zwischen 1927 und 1931 herausgegebenen Zeitschrift "Der Kunde" bzw. "Der Vagabund". Das Buch konzentriert sich dementsprechend auf die Weimarer Zeit, in der Gog als "König der Vagabunden" unter anderem in Stuttgart 1929 den "Ersten Internationalen Vagabundenkongress" mit etwa 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern organisierte. Die Lebensbedingungen der schätzungsweise rund 70.000 Obdachlosen in Deutschland in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre werden unter anderem anhand eines Aufenthalts des Protagonisten in einem der mehr als 60 Berliner Obdachlosenasyle geschildert.

Nora Krug: Heimat. Ein deutsches Familienalbum, München: Penguin 2018, 288 S., 3. Aufl., EUR 28,00.
Nora Krug, 1977 in Karlsruhe geboren, ging Anfang der 2000er Jahre in die USA. Dort begann sie sich mit ihrer deutschen Herkunft auseinanderzusetzen und begab sich auf eine Spurensuche in die Geschichte ihrer Familie während der NS-Zeit. Ergebnis ist eine in den USA wie in Deutschland viel beachtete Collage aus Texten, Zeichnungen, Fotografien und historischen Dokumenten, in denen dieser Rechercheprozess dokumentiert und reflektiert wird. Zu den Themen gehören unter anderem der Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit während ihrer Kindheit in der Bundesrepublik oder ihre Schwierigkeiten mit dem - für die deutsche Ausgabe titelgebenden - Begriff "Heimat".

Julia Zejn: Drei Wege. Berlin: avant-Verlag 2018, 184 S., ISBN 978-3-945034-99-6, EUR 25,00.
2018 wurde an eine Reihe historischer Ereignisse erinnert, darunter das Ende des Ersten Weltkriegs 1918 oder '1968'. In diesem Zusammenhang spielte auch die Diskussion über die Rolle von Frauen während dieser Jahre eine Rolle. Die Graphic Novel "Drei Wege" verknüpft Einblicke in die (fiktiven) Lebensgeschichten von drei Frauen im Abstand von jeweils 50 Jahren miteinander: Ida arbeitet 1918 als Dienstmädchen in einer Arztfamilie, Marlies kommt 1968 in Kontakt mit der Studentenbewegung und dem SDS und Selin hat 2018 gerade Abitur gemacht und überlegt, wie es nun weitergehen soll.