Theresa Earenfight (ed.): Queenship and Political Power in Medieval and Early Modern Spain (= Women and Gender in the Early Modern World), Aldershot: Ashgate 2005, xxviii + 210 S., 12 b&w illus., ISBN 978-0-7546-5074-4, GBP 45,00
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"Schöne Isabella von Kastilien, ..." - Wer kennt es nicht, das fröhliche Lied von den Comedian Harmonists? Schön war sie und stolz, die Königin von Spanien. Viel mehr aber ist weder über Isabella noch über die anderen Königinnen des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Spanien bekannt. Dem wird nun Abhilfe geschaffen: In dem von der amerikanischen Historikerin Theresa Earenfight herausgegebenen Sammelband "Queenship and Political Power in Medieval and Early Modern Spain" werden Aufgaben, Rollen, Repräsentationsformen und (Re-)Konstruktionen der spanischen Herrscherinnen vom 12. bis zum 17. Jahrhundert vorgestellt. Aus drei Perspektiven nähern sich die zehn Autoren der Thematik 'Queenship', die als Repertoire kollektiver Normen, institutioneller Strukturen und Strategien für die Teilhabe an der öffentlichen politischen Sphäre definiert wird (XVI). Diese ist durch Macht und Autorität des Monarchen hergestellt und betrifft alle öffentlichen wie privaten Ebenen der Herrschaft (XVIII). 'Queenship' wird als integraler, keineswegs isolierter Teil der Monarchie, sogar als "key component of royal power" (XVII) aufgefasst, wobei deutlich zwischen 'Macht' und 'Autorität' unterschieden wird, da diese Distinktion zwischen informeller Macht und legitimer Herrschaft zentral für das Verständnis von 'Queenship' ist (XVIII f).
Im ersten Teil steht die Königin als Partnerin des Monarchen im Mittelpunkt. Unter der Überschrift "The practical Limits of Partnership" untersuchen Elizabeth Haluska-Rausch, Joseph F. O'Callaghan und Theresa Earenfight den Zugang spanischer Königinnen zu Herrschaft. Die intime Verbindung zum Monarchen spielte dabei eine wichtige Rolle. Obwohl die weibliche Erbfolge in Kastilien und Aragon möglich war, herrschten die wenigsten Königinnen aus eigenem Recht, sondern wurden meist als Fremde in die Dynastie aufgenommen. Die häufigste Form weiblicher Herrschaft war die Stellvertretung für den abwesenden oder kranken und die Regentschaft für den unmündigen König. O'Callaghan streicht vier Aspekte heraus, die entscheidend für die Auswahl der passenden Braut waren, und demonstriert am Beispiel der Königinnen von Kastilien die Bedeutung jedes einzelnen Aspekts sowie deren wechselseitige Abhängigkeit. Die Erfüllung einer dieser vier Bedingungen allein war nicht hinreichend, wie Haluscka-Rausch anhand der gescheiterten Ehe von Maria von Montpellier nachweist, die mehr 'silent partner' und Finanzgeberin des Königs gewesen ist. Einzigartig in Europa war, so Earenfight, die Einrichtung des 'Königin-Leutnants' in Aragon, eine Form der Mitherrschaft. Sieben aragonesische Königinnen übten über alle Bereiche der weltlichen wie geistlichen Herrschaft volle Kontrolle aus, ihren Weisungen unterstanden ausnahmslos alle Beamten, ihnen kam das Recht zu, in Straf- wie Zivilprozessen die uneingeschränkte Gerichtsbarkeit auszuüben, und nicht zuletzt hatten sie den Oberbefehl über die Truppen inne. Nirgends wird die legitime politische Machtausübung der Königinnen deutlicher.
Im zweiten Abschnitt "Practising the Politics of Religion" wenden sich Mark Meyerson, Núria Silleras-Fernándes und Ana Echevarría Arsuaga vor allem Fragen der Religionspolitik zu. Die Bedeutung von Eleonore von Sizilien und Maria de Luna für die jüdische Gemeinde Morvede sowie die spezifischen, vor allem fiskalischen Interessen der beiden Königinnen arbeitet Meyerson heraus. Die Regentschaft Maria de Lunas, die von 1396 bis 1406 als Königin-Leutnant regierte, wird von Silleras-Fernández auch unter dem Aspekt der "private political agenda" (87), der Fürsorge für ihre Herkunftsfamilie und des Ausbaus der Patronagenetzwerke, beleuchtet. Echevarría weist auf die Problematik hin, wenn eine Regentin die Macht mit anderen Mitgliedern der königlichen Familie teilen musste. Die Grenzen ihrer Macht setzten weniger die Geschlechternormen als vielmehr Familienmitglieder, die ihren eigenen Machtbereich vergrößern wollten. Catalina von Lancaster beispielsweise konnte erst nach dem Tod ihres Schwagers die volle Herrschaftsgewalt übernehmen.
Der dritte Teil "Representing the Politics of Queenship" fokussiert auf die unterschiedlichen Repräsentationsformen und -möglichkeiten der Königinnen. Die Selbstinszenierungen und die Konstruktionen analysieren Marta VanLandingham, Peggy Liss, Jorge Sebastián Lozono und Eleanor Goodmann. Die Typisierung der Königin verdient Beachtung, wie VanLandingham am autobiographischen Llibre dels fets Jakobs von Aragon herausarbeitet. Der König kontrastiert seine Ehefrauen und konturiert das Ideal einer Herrscherin, einer königlichen Partnerin. Eheliche Verbindung und Partnerschaft werden insbesondere augenfällig an den Gemälden von Tizian. Lozano stellt heraus, dass nicht nur Karl V., sondern auch seine Gemahlin Kunst im weitesten Sinne nutzten, um die die Bedeutung Isabelles von Portugal für die kaiserliche Politik zu unterstreichen. Die doppelte Rolle als weiblicher und männlicher, weltlicher und himmlischer König wird von Liss am Beispiel der Repräsentationen Isabellas von Kastilien verdeutlicht, die von Beginn ihrer Herrschaft an entsprechende verbale und symbolische Zeichen nutzte und Vorbild für Elizabeth I. von England war. Die Programmatik der habsburgischen Identität arbeitet Goodman am Beispiel des Konvents Nuestra Seńora de la Consolación (Descales Reales) heraus, wo Marianna von Österreich lebte. Ihr Porträt in den Fresken und den Gruppenbildern symbolisiert die zentrale Rolle und die legitime Herrschaft der Königin während der Minderjährigkeit des Thronfolgers.
Der gut lesbare Sammelband reiht sich gewinnbringend ein in die Forschung über Herrscherinnen, in die Analyse ihrer Persönlichkeiten sowie die ihnen strukturell und institutionell vorgegebenen Handlungsräume. Er liefert wichtige Erkenntnisse für die Untersuchung der Verknüpfung von zeitgenössischen Geschlechternormen mit der Ausübung von monarchischer Herrschaft. Ohne 'Queenship' kein Königtum, könnte das Ergebnis zusammengefasst werden, und so wird die klassische Politikgeschichte um den wesentlichen Aspekt bereichert, dass die Herrschaft der Königin in den europäischen Monarchien, insbesondere aber im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Spanien möglich, oft sogar im Interesse der Ankunftsfamilie lag, erwünscht und notwendig war: Die Königin von Spanien war nicht nur stolz und schön, sie war Partnerin, Stellvertreterin und Landesmutter, deren Handeln der Dynastie und dem Territorium zugute kam. "Ihr ist ewiger Friede und Einigkeit zu verdanken" (105).
Pauline Puppel