Andrea Guiso: La colomba e la spada. "Lotta per la pace" e antiamericanismo nella politica del Partito comunista italiano (1949-1954), Soveria Mannelli: Rubbettino Editore 2006, xxviii + 686 S., ISBN 978-88-498-1426-2, EUR 38,00
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Unter den vielen hitzig geführten, aber nie entschiedenen Debatten der italienischen Historiografie findet sich auch jene um die "Doppelstrategie" Palmiro Togliattis. Während des Kalten Krieges verfolgte die Führung des Partito Comunista Italiano (PCI) - insbesondere auch ihr wichtigster Exponent, Generalsekretär Togliatti - eine Politik, die häufig als "zweigleisig" beschrieben worden ist: Offiziell habe sich der PCI zu den demokratischen Spielregeln der italienischen Verfassung bekannt und die Entscheidungen der Wähler akzeptiert, die seit 1948 für fünfzig Jahre die Democrazia Cristiana in die Lage versetzten, das Land mit wechselnden Koalitionspartnern zu regieren. Im Verborgenen habe man freilich den Befehlen aus Moskau gehorcht und auf den finalen Zusammenstoß der kapitalistischen mit der sozialistischen Welt gewartet. Der PCI sei folglich eine Art fünfte Kolonne gewesen, die - im geeigneten Moment und aus östlichen Quellen finanziert - ihren Platz an der Seite der Roten Armee eingenommen hätte. Die Doppelstrategie Togliattis sei deshalb so verwerflich gewesen, da sie nicht nur die Zusammenarbeit mit einem Tyrannen wie Stalin bedeutete, sondern auch Zehntausende von Italienern in die Irre führte, die in ihrer Naivität glaubten, für den Frieden und ein besseres Italien zu streiten.
Es war diese Form des Machiavellismus, die es insbesondere der rechten Kampfpresse erlaubte, Togliatti als lupenreinen Verräter zu brandmarken. Andrea Guiso vertieft dieses Thema in seiner Studie, wobei auch er zweigleisig vorgeht. Auf der einen Seite analysiert er die Positionen der Führungsgruppe des PCI und von Togliatti bezüglich der Frage von Krieg und Frieden, auf der anderen Seite rekonstruiert er - bestimmte Punkte herausgreifend - die offizielle Line der Partei. Die Studie ist überaus wichtig, wie man anhand verschiedener Themen zeigen könnte. Am interessantesten ist freilich die Diskussion um den Beitritt Italiens zum Atlantikpakt (1949/50) und um den Koreakrieg.
Folgt man der Argumentation Guisos, hatte Togliatti keinerlei Zweifel an der Rolle des italienischen Proletariats und seiner Partei im Falle eines Konflikts zwischen der Sowjetunion Stalins und der NATO, den man im Übrigen für unausweichlich hielt. Die italienischen Kommunisten hätten die Pflicht gehabt, an der Seite ihrer Brüder in den Heeren des Warschauer Pakts zu marschieren, die für eine gerechte Sache kämpften. Da der PCI diese Überzeugung jedoch nur schlecht kommunizieren konnte, wurden Politikangebote entwickelt, die im Kern auf den "Kampf für den Frieden" zielten - nicht zuletzt, um die engen Beziehungen zur Sowjetunion und den eigenen Antiamerikanismus zu verschleiern. Der "Kampf für den Frieden" sollte als normale politische Kampagne zur Rettung Italiens vor einem möglichen Krieg dargestellt werden. Italien würde in diesen Krieg hineingezogen, da es sich auf die Seite der imperialistischen Kriegstreiber geschlagen habe, so der PCI, der versuchte, so viele Italiener wie möglich für sich zu gewinnen.
Vor diesem Ausgangspunkt analysiert der Autor, der bemerkenswerte Quellenstudien betrieben hat, die Strategie der Propagandaabteilung des PCI gegenüber den Italienern, die nicht der kommunistischen Partei angehörten. Die Katholiken versuchte man mit den Prinzipien des christlichen Pazifismus zu überzeugen, während die Intellektuellen an die gemeinsame Kraftanstrengung in der Resistenza erinnert wurden. Im Besonderen baute der PCI auf die moralische Autorität bekannter Geistesgrößen, die nicht der kommunistischen Partei angehörten, aber für die Kampagne für den Frieden zu begeistern waren - wenn man böswillig ist, als "nützliche Idioten" des PCI. Was die Streitkräfte angeht, scheiterte der PCI aber auf der ganzen Linie; hier herrschte eine Feindseligkeit vor, an der sich seit Mussolinis Zeiten wenig geändert hatte.
Aus dem Italienischen übersetzt von Thomas Schlemmer.
Amedeo Osti Guerrazzi