Rezension über:

J.M. Abascal / R. Cebrián: Museo Virtual de Segóbriga. http://www.segobrigavirtual.es/

Rezension von:
Christoph Schäfer
Abteilung Alte Geschichte, Universität Trier
Redaktionelle Betreuung:
Sabine Panzram
Empfohlene Zitierweise:
Christoph Schäfer: Rezension von: J.M. Abascal / R. Cebrián: Museo Virtual de Segóbriga. http://www.segobrigavirtual.es/, in: sehepunkte 11 (2011), Nr. 9 [15.09.2011], URL: https://www.sehepunkte.de
/2011/09/19807.html


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J.M. Abascal / R. Cebrián: Museo Virtual de Segóbriga

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Mit der Einrichtung des virtuellen Museums von Segóbriga (http://www.segobrigavirtual.es/) ist Juan Manuel Abascal und Rosario Cebrián sowie den anderen für die Internet-Präsenz von Segóbriga zuständigen spanischen Kollegen ein großer Schritt nach vorn in der Bereitstellung von archäologischen und historischen Informationen im Internet gelungen.

Im Mittelpunkt der Präsentation stehen die Fundstücke von Segóbriga, die in verschiedenen Kategorien recherchierbar gemacht werden. Man darf sich daher nicht zu sehr auf die unter dem Stichwort Reportaje fotográfico aufrufbare Fotostrecke zu den wichtigsten Monumenten (Theater, Amphitheater, Forum, Thermen usw.) konzentrieren, zumal diese noch nicht komplett mit entsprechendem Bildmaterial bestückt ist. Der wahre Schatz, der sich hinter den Einstiegsseiten des "Museo Virtual" verbirgt, erschließt sich über die rechts auf der Startseite angebrachte Suchfunktion. Hier lassen sich in einer differenzierten Vorgehensweise über Pulldownmenüs die Funde eingrenzen und in Listen zusammenstellen. So kann man sich beispielsweise alle Münzen, die im Bereich des Amphitheaters gefunden wurden, in Sekundenschnelle zusammenstellen und diese dann im Detail betrachten. Dabei erhält man neben Fotos nicht nur weitere Informationen etwa zur Präzisierung des Fundorts (Puerta este, Área 1 de 1982) und zu den Umständen der Entdeckung (Campaña 1982, Nivel 2), sondern auch die Angabe, dass es sich z.B. bei der Registernummer 162737 um einen Dupondius des Kaisers Hadrian handelt, der zwischen 119 und 121 n. Chr. in der Münzstätte Rom geschlagen wurde und sich heute im Museum von Cuenca befindet. Literaturhinweise runden die Erschließung dieses Fundstückes ab.

Der Zugriff auf die Befunde kann auch über den Fundort und gegebenenfalls sogar über das Grabungsareal einer bestimmten Kampagne erfolgen (Termas del teatro, Àrea 3 de 1982). Ebenso kann man sich das Material einer bestimmten Grabung ansehen oder sich die Fundstücke einer bestimmten Kategorie ausgeben lassen, wobei diese Suchfunktion keineswegs nur auf Quellengattungen beschränkt ist, sondern ebenso über das Material des Objekts oder die Klassifikation etwa bei terra sigillata laufen kann.

Die enormen Möglichkeiten werden einem erst vollends bewusst, wenn man sich klar macht, dass rund 6.000 Fundstücke auf diese Weise online erschließbar gemacht wurden. Natürlich stellen auch sie nur einen Bruchteil des gesamten Fundmaterials dar; sie genügen allerdings, um einen Eindruck von der für Segóbriga typischen Befundlage zu bekommen.

Eine nützliche Verbindung stellt der Link zu der allgemeinen Hauptseite "La ciudad hispano-romana de Segóbriga. Historia y arqueologίa" (http://www.ua.es/personal/juan.abascal/segobriga.html) dar, die einen Überblick über die Geschichte der Stadt enthält und bei weitergehendem Interesse über die "Colección de imágines de materiales" eine schöne Zusammenschau zum schnellen Durchblättern etwa der Münzen einer bestimmten Teilepoche bietet.

Ein wertvolles Angebot ist schließlich die Bibliographie, die nicht nur die relevanten Titel zur Erforschung von Segóbriga seit 1546 enthält, sondern auch zu vielen Publikationen eine PDF-Datei zum Download anbietet. Dies ist insbesondere bei älteren, schwer zugänglichen Veröffentlichungen eine immense Erleichterung. Dazu kommt, dass diese nicht einfach eingescannt, sondern eigens für das Webangebot aufbereitet wurden. So wird beispielsweise das 1795 in der Edition von Alcalá, Ofίcina de la Real Universidad, erschienene Werk von Jácome Capistrano de Moya unter Angabe der Paginierung des Originals in einer modernen Transkription vorgelegt.

Audioguides zu den Monumenten runden die Konzeption des Museums ab. Es bleibt dem Besucher überlassen, ob er eine geführte Tour unternimmt oder sich individuell mittels Suchfunktion oder durch das Blättern im Fotoalbum durch die Bestände bewegt. Einziger Wermutstropfen ist die Tatsache, dass derzeit alle Texte nur in spanischer Sprache vorliegen, was - von Fachkollegen abgesehen - den Nutzerkreis vorerst noch einschränkt. Hier lässt sich allerdings in Zukunft sicherlich Abhilfe schaffen.

Wünschenswert wäre dies, denn das Internetangebot des Museo Virtual de Segóbriga gehört zum Besten, was derzeit auf diesem Sektor im WWW zur Verfügung gestellt wird. Das ist Bemühen um Online-Wissenstransfer und -Erschließung at its best!

Christoph Schäfer