Ona Yasuyuki: Sources on the Mughal History, Tokyo: The Tōyō Bunko 2010, V + 116 S., ISBN 978-4-8097-0242-6
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Vor uns liegt eine ganz interessante Veröffentlichung aus Japan. Es handelt sich um die Ergebnisse einer an der Tōyō Bunko, d.h. an einer der größten Bibliotheken für Asienwissenschaften weltweit, durchgeführten Forschung. Für einige Zeit waren vier Wissenschaftler aus dem Umfeld der in Tokyo gelegenen Einrichtung mit dem Thema "The Documents of the Central Structure of the Mughal Government" befasst, wobei ein Schwerpunkt auf dem 17. Jahrhundert lag. Zur Suche nach Originaldokumenten hielt sich das Team längere Zeit in Indien, Pakistan und Großbritannien auf, um vor Ort in Hyderabad, Lahore und London die Bestände der State Archives, der Panjab University Library und der British Library zu sichten. Herausgekommen sind drei sehr unterschiedliche Artikel. In seinem Beitrag "Farmans of the Mughal Empire to European Companies" analysiert Yasuyuki Ona ein gutes Dutzend Erlasse aus der herrscherlichen Kanzlei. Adressaten waren Vertreter der East India Company (EIC) oder der Vereenigden Oostindischen Compagnie (VOC). Die Gliederung des Beitrages (1. The farman in 1618, 2. Conflicts between the Mughal Empire and European Merchants, 3. Hugli in 1632 and Monopoly of Indigo in 1633, 4. Farmans in 1637 and 1638) orientiert sich an den identifizierten und besprochenen Dokumenten. Alles in allem ist der Aufsatz ein wenig sprunghaft, da die Fermane in der Regel in völlig unterschiedlichen Kontexten ausgestellt wurden. Der Verf. bemüht sich zwar, die von ihm ausgewählten Texte in eine schlüssige Narration einzufügen, doch gelingt dies auf 26 Seiten nur bedingt. Es fällt auf, dass die relevante Sekundärliteratur nur sehr selektiv berücksichtigt und ausgewertet worden ist. Die einzelnen Anordnungen sind jedoch recht ordentlich aufbereitet und durch die z.T. ausführliche Kommentierung in den Anmerkungen für einen Einstieg in die Materie ganz nützlich.
Der zweite Beitrag, den ein gewisser Akiko Suehiro verfasst hat, suggeriert auf den ersten Blick, sich einigen für das Sultanat von Bijapur wichtigen Quellen zu widmen ("Sources of the Bijapur Kingdom in Hyderabad", 53-71) Dieser Herrschaftsverband war eines der fünf zentralindischen Dekkan-Sultanate, die aus dem Bahmani-Reich (1345-1490) hervorgingen. 1490 gegründet, hatte es bis zu seiner Unterwerfung durch das Mogulreich im Jahre 1686 Bestand. Wer allerdings einen zusammenhängenden Text erwartet hat, wird enttäuscht. Der Autor, der von März 1999 bis Juni 2001 in Hyderabad Geschichte studiert hat, gibt zu Beginn einen persönlichen Bericht über seine Erfahrungen während eines einmonatigen Rechercheaufenthaltes vor Ort (September-Oktober 2006). Bedauerlicherweise sind die Ergebnisse seines Aufenthaltes überaus bescheiden. Da er angesichts der Kürze seiner Reise keinen direkten Zugang zu den Archiven und Bibliotheken erhielt, musste er sich mit dem Kauf einer Reihe von Publikationen der Andhra Pradesh State Archives, der Oriental Manuscript Library und zweier Buchläden begnügen. Neben einer Liste der 55 auf diese Weise erworbenen Titel finden sich noch zwei Anhänge: zum einen eine Liste mit 21 sehr unterschiedlichen Dokumenten aus der örtlichen Idara-i-Adabiyat-i-Urdu, zum anderen eine Aufstellung von 50 Erlassen aus der Zeit Shah Jahans (reg. 1627-1658).
Den Abschluss bildet ein Bericht von Tetsuya Tsuyuguchi und Hiroshi Hagita über die von ihnen im Rahmen des Gesamtprojektes erworbene Fachliteratur zur Geschichte Südasiens. Im Vordergrund stand der Erwerb von Referenzwerken (Enzyklopädien, Bibliographien, Handschriftenkataloge, Wörterbücher etc.) und von Primärliteratur. Der Ankauf von Büchern in Sindhi, Pushto, Punjabi, Baloch und Brahui erwies sich als schwierig bis unmöglich, so dass Texte in Persisch und Urdu dominieren. Insgesamt konnte man den (durchaus ausbaufähigen) Grundstock für eine Repräsentanz dieser Literatur in der Tōyō Bunko legen.
Das hier zu besprechende Buch kommt alles in allem eher einem Abschlussbericht des eingangs genannten internen Projektes gleich. Der wissenschaftliche Wert hält sich sehr in Grenzen.
Stephan Conermann