Paolo Asso: A Commentary on Lucan, De bello civili IV. Introduction, Edition, and Translation (= Texte und Kommentare. Eine altertumswissenschaftliche Reihe; Bd. 33), Berlin: De Gruyter 2010, X + 333 S., ISBN 978-3-11-020385-1, EUR 118,95
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Die Bedeutung und der Nutzen von Kommentarwerken sind allgemein bekannt und anerkannt. Entsprechend bedarf der hier zu besprechende Kommentar von Paolo Asso zum vierten Buch des frühkaiserzeitlichen Dichters Lucan, der sein Werk über den Bürgerkrieg der späten römischen Republik verfasste, keiner besonderen Rechtfertigung.
Der Inhalt des vierten Buches lässt sich in drei Teile untergliedern: Der erste Teil (Vers 1-401) behandelt den Sieg Caesars über Afranius und Petreius bei Ilerda (Spanien). Der zweite Teil (Vers 402-581) berichtet von einer kleinen Truppe von Caesarianern im Illyricum, die sich gegenseitig tötet, um nicht von den Pompeianern gefangengenommen zu werden. Der dritte Teil (Vers 581-824) berichtet von der Niederlage von Caesars Legat Curio in Nordafrika.
Die nützliche Einleitung (1-36) informiert zuverlässig über Leben und Werk Lucans sowie Sprache und Stil und ordnet das vierte Buch in den Gesamtkontext des Werkes ein. Der lateinische Text und die beigefügte englische Übersetzung (37-97) sind zu Verständnis und Erarbeitung des Textes hilfreich und die Übersetzung bietet zudem die Möglichkeit, nachzuvollziehen, wie Asso einzelne Textpassagen verstanden hat.
Den Hauptteil des Buches macht der Kommentar (99-293) aus, der, wie dies dem Wesen eines Kommentares entspricht, eine Vielzahl an Einzelergebnissen produziert, deren vollständige Diskussion bereits die Abfassung eines neuen Kommentares bedeuten würde. Besonders auffällig ist die Schwerpunktsetzung auf den dritten Teil des vierten Buches, die wohl darauf zurückgeht, dass sich Asso bereits in seiner Dissertation mit diesem Abschnitt ausführlicher beschäftigt hat. [1] Entsprechend ist dieser Teil auch der hochwertigste. Im Anschluss finden sich Literaturverzeichnis (295-320) und Indices (321-333), wobei allerdings der Namens- und Sachindex (331-333) etwas sehr knapp erscheint.
Das Werk Assos ist insgesamt eine nützliche und anerkennenswerte Leistung, die bedauerlicherweise jedoch alles andere als frei von Fehlern ist. Der begrenzte Umfang dieser Besprechung würde eine Liste der Fundstellen unmöglich machen, doch erübrigt sich diese mit der reichhaltigen Zusammenstellung der Rezension von Susanna Braund, die eine umfangreiche (und keineswegs auf Vollständigkeit ausgerichtete) Liste von Fehlern und Irrtümern in sprachlicher, orthographischer, zitiertechnischer und (wenngleich diese die seltenste Kategorie bilden) fachlicher Hinsicht bietet. [2] Den weiteren Rezensionen, die ebenfalls insgesamt zu einem eher kritischen Urteil belangen, lassen sich noch einige zusätzliche Details entnehmen. [3]
Dass eine sorgfältigere Durchsicht des Manuskriptes, durch die viele der monierten Fehler hätten vermieden werden können, den Wert von Assos Kommentar deutlich erhöht hätte, ist evident. Dennoch wäre es trotz allem verkehrt, diesem Werk jeglichen Nutzen abzusprechen. Insbesondere im umfangreichen dritten Abschnitt des Kommentars kommt Asso zu so mancher wertvollen Beobachtung und auch die übrigen Teile helfen meist dabei, zum Verständnis des Textes beizutragen und eine Grundlage für weitere Forschungen zu gewähren, auch wenn sicherlich oft noch mehr machbar gewesen wäre. Die insgesamt zuverlässige Textbasis (Text und Übersetzung) bietet eine Möglichkeit, die Ergebnisse des Kommentars ebenso wie Assos Verständnis einzelner Passagen schnell nachzuprüfen. Auch die Einleitung hat ihren Wert als überschaubarer und zuverlässiger Überblick, der auch zur allgemeinen Information nicht die schlechteste Wahl ist. Ein Standardwerk zum vierten Buch Lucans hat Asso somit nicht geschaffen, wohl aber wichtige Grundlagen für ein solches. Zukünftige Forscher werden Assos Werk daher mit Gewinn nutzen können.
Anmerkungen:
[1] Paolo Asso: Myth and history in Lucan's African interlude: A commentary on Bellum Civile 4.581-824 and 9.300-510, Diss. Princeton, 2002.
[2] Susanna Braund, in: Gnomon 83 (2011), 549-552. Darüber hinaus fiel beispielsweise noch auf, dass Seite 78 die Angabe (Vers) "580" bei Vers 581 steht.
[3] Andrea Cozzolino, in: Bollettino di studi latini 41 (2011), 852-854; Nadja Kimmerle, in: H-Soz-u-Kult, 2.8.2010 (http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2010-3-076); Raymond Marks, in: Journal of Roman Studies 103 (2013), 332-333.
Raphael Brendel