Petra Habrock-Henrich (Red.): Peter Joseph Lenné - Eine Gartenreise im Rheinland. Begleitpublikation zur Sonderausstellung der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz/Landesmuseum Koblenz in der Festung Ehrenbreitstein, Regensburg: Schnell & Steiner 2011, 296 S., ISBN 978-3-7954-2506-7, EUR 29,95
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Der Rheinländer Peter Joseph Lenné kann wohl mit Recht als einer der bedeutendsten deutschen Gartenkünstler bezeichnet werden. Bekannt wurde er durch seine Entwürfe in und um Potsdam, wo er ab 1816 für das preußische Königshaus arbeitete. Bereits 1815 legte er jedoch der Koblenzer Verwaltung Pläne für eine Erweiterung der Stadt, einen Ausbau der Schlossstraße und die Umwandlung der zerstörten Festungsanlage in Parkanlagen vor. Auch während seiner Tätigkeit in der Potsdamer Gartendirektion war er immer wieder an gartenkünstlerischen und stadtplanerischen Entwürfen in seiner Heimat beteiligt.
Während zu den Lenné-Entwürfen im Raum Berlin-Brandenburg, aber auch zu seinem Gesamtwerk ein breiter Fundus an Literatur existiert [1], gab es bisher keine eingehende Untersuchung, die sein Werk im Rheinland in den Mittelpunkt stellt. [2] Um diese Lücke zu schließen, veranstalteten anlässlich der 30. Bundesgartenschau die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz und die Bundesgartenschau Koblenz 2011 ein Symposium über Peter Joseph Lenné und sein Leben und Wirken im Rheinland. Die dabei zusammengetragenen Erkenntnisse wurden während der BUGA in der Ausstellung "Peter Joseph Lenné - Eine Gartenreise im Rheinland" im Landesmuseum Koblenz auf der Festung Ehrenbreitstein gezeigt und sind im vorliegenden Buch dokumentiert.
Wie anhand der Entstehungsgeschichte nicht anders zu erwarten, beinhaltet der Band eine Zusammenstellung sich lose um das Thema gruppierender Aufsätze mit unterschiedlicher Herangehensweise. Diese sind in fünf Teilen zusammengefasst:
In einem einleitenden Aufsatz ordnet Michael Rohde Lennés Schaffen in den Kontext der europäischen Gartenkunst im 19. Jahrhundert ein. Es folgt ein zweiter Teil über das "Rheinland im Leben und Werk Lennés". In drei Aufsätzen (von Rita Hombach und Petra Habrock-Henrich) wird hier Lennés Biografie beschrieben und sein Werk im Zusammenhang mit seiner Abstammung aus einer traditionsreichen Gärtnerdynastie beleuchtet, auch werden einige Entwürfe seines namensgleichen Vaters vorgestellt.
Der dritte Teil beschäftigt sich in zwei Aufsätzen (von Michael Seiler und Sonja Geurts) mit der von großem botanischem Interesse getragenen Pflanzenverwendung und den künstlerischen Gestaltungsmitteln im Schaffen Lennés. Zudem widmet sich Stefan Schweizer dem Beitrag Lennés zur "[u]rbanistische[n] Gartenkunst im Zeitalter vor dem Städtebau" (107).
Am umfangreichsten ist mit mehr als hundert Seiten der vierte Teil. Er behandelt die bedeutendsten Entwürfe Lennés im Rheinland: die im Rahmen der BUGA wiederhergestellten Schlossgärten und den Park der Burg Stolzenfels (Doris Fischer), den Schlossgarten, die Schlossstraße und die Rheinanlagen in Koblenz (Petra Habrock-Henrich, Cliff A. Jost, Salvatore Pisani / Armin Henne), den Kurpark Bad Neuenahr (Nadja Hormisch), die Gärten des Schlosses Augustusburg in Brühl (Christiane Winkler / Petra Engelen), die botanischen Anlagen der FLORA in Köln (Gerd Bermbach) sowie den Spitalsgarten Mariahilf, dessen Geschichte Frank Zirden 1991 in einer Diplomarbeit erforschte, den Elisengarten und den Villengarten Dubusc in Aachen (Rita Hombach).
Zu einigen Gärten wurden durch bisher unbekannte Quellen neue Information bezüglich der Mitwirkung Lennés bei der Gestaltung gewonnen. So wurde zum Beispiel im Archiv der Kur-AG Bad Neuenahr ein bislang unbekannter zweiter Lenné-Entwurf vom Oktober 1858 für den Kurpark aufgefunden, dessen Inhalt sich mit dem Bestand deckt und damit die bisherige auf einem ersten Lenné-Plan von 1857 basierende Einschätzung, "daß man [...] nur in Grenzen von einem Lennégarten sprechen kann" (Günther / Harksen zit. n. 176), als falsch erweist. Dagegen war Lennés genauer Beitrag zu den Koblenzer Rheinanlagen nach wie vor "nicht [...] mit Sicherheit zu klären" (147). Auch zu Stolzenfels ließ sich im Rahmen der neueren Forschungen kein von Lenné signierter Plan aufspüren. Die Ausführungen zu Lennés Mitwirkung an der Gestaltung der Stolzenfelser Anlagen stützen sich deshalb weitgehend auf Bleistiftkorrekturen und -eintragungen in einem historischen Bestandsplan, die wahrscheinlich aus seiner Hand stammen (120).
Neben dem Versuch, den genauen Anteil Lennés an der Planung und Umsetzung der Anlagen zu klären, wird in den Beiträgen des vierten Teils die aktuelle gartendenkmalpflegerische Problemlage erläutert und teilweise die Geschichte der Gärten vor und nach Lennés Mitwirkung beschrieben. Die Anlagen in Stolzenfels und die der FLORA werden zudem in den gartenhistorischen Kontext eingeordnet.
Der fünfte und letzte Teil widmet sich in vier Beiträgen (von Rose Wörner, Georg Peter Karn, Kerstin Walter und Roswitha Arnold) der Denkmalpflege der historischen Gärten im Rheinland und ihren möglichen Entwicklungspotenzialen. Beleuchtet werden neben allgemeinen Aspekten und Problemen unter anderem der aktuelle Stand der Parkpflegewerke zu von Lenné betreuten Gärten im Rheinland sowie die darin aufgestellten Ziele, aber auch die Perspektiven, die sich durch eine Mitgliedschaft im European Garden Heritage Network (EGHN) für die Gärten im Rheinland ergeben könnten.
Angefügt ist ein ausführliches Verzeichnis der Lenné-Werke im Rheinland, in dem wesentliche Entstehungsdaten und Quellen aufgelistet sind.
Die Mehrzahl der Beiträge richtet sich eher an ein Fachpublikum, zum kleineren Teil sind in die Texte aber auch Passagen für eine fachfremde Leserschaft integriert; so werden beispielsweise im Beitrag über "Parkpflegewerke zu den von Peter Joseph Lenné betreuten Gärten im Rheinland" (227) die Entstehung und Bedeutung von Parkpflegewerken allgemein erläutert (228ff.).
Die Texte werden durch zahlreiche Abbildungen von sehr guter Qualität ergänzt; einige zeigen bislang unveröffentlichte Pläne und Ansichten. Leider ist ein großer Teil der historischen Pläne - darunter auch die erstmalig publizierten - so klein abgedruckt, dass Details kaum erkennbar sind. Auch wird in den meisten Beiträgen nicht auf die Abbildungen verwiesen, sodass man bei jeder textlichen Erwähnung eines Planes erst suchen muss, ob dieser abgedruckt ist oder nicht. Die Bildunterschriften zu den Abbildungen 10 bis 13 sind durcheinander geraten.
Insgesamt ist aber ein informativer Band entstanden, der zahlreiche Rahmeninformationen zu Lennés Leben und Werk wie auch zu den Gärten und Parks des 19. Jahrhunderts im Rheinland allgemein bietet und - wenn auch im kleinen Umfang - mit bislang unbekannten Fakten zur Geschichte einzelner Anlagen aufwarten kann. Angesichts der Heterogenität der Beiträge und der Tatsache, dass bei der Beschreibung der einzelnen Entwürfe im vierten Teil kaum Bezüge auf die in den vorhergehenden Teilen des Bandes behandelten allgemeinen Aspekte in Lennés Werk hergestellt werden, wäre jedoch ein ausführliches Vorwort wünschenswert gewesen, das den bisherigen Forschungsstand ausführt und die einzelnen Beiträge in einem übergreifenden Kontext miteinander verknüpft.
Anmerkungen:
[1] Vergleiche zum Beispiel: Detlef Karg / Hans-Joachim Dreger (Bearb.): Peter Joseph Lenné. Parks und Gärten im Land Brandenburg. Werkverzeichnis (= Forschungen und Beiträge zur Denkmalpflege im Land Brandenburg; Bd. 7), Worms 2005.
[2] Einige Werke behandeln jedoch unter anderem Lennés Werke im Rheinland, so zum Beispiel: Harri Günther / Sibylle Harksen: Peter Joseph Lenné. Katalog der Zeichnungen (Ausstellungskatalog), Stuttgart / Tübingen / Berlin 1993. Vergleiche auch den Aufsatz: Gerhard Hinz: Peter Joseph Lennés Schöpfungen im Rheinland, in: Rheinische Heimatpflege 4 (1967), 194-207.
Andrea Siegmund