Helge Wittmann (Hg.): Tempi passati. Die Reichsstadt in der Erinnerung (= Studien zur Reichsstadtgeschichte; Bd. 1), Petersberg: Michael Imhof Verlag 2014, 288 S., zahlr. Farb-, s/w. Abb., ISBN 978-3-7319-0041-2, EUR 29,95
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Helge Wittmann (Hg.): Reichszeichen. Darstellungen und Symbole des Reichs in Reichsstädten. 2. Tagung des Arbeitskreises "Reichsstadtgeschichtsforschung" Mühlhausen 3. bis 5. März 2015 (= Studien zur Reichsstadtgeschichte; Bd. 2), Petersberg: Michael Imhof Verlag 2015, 287 S., ISBN 978-3-7319-0127-3, EUR 29,95
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Im Jahr 2011 wurde auf maßgebliche Initiative von Helge Wittmann, Stadtarchivar in Mühlhausen, und finanziell unterstützt durch die Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung der "Mühlhäuser Arbeitskreis für Reichsstadtgeschichte" (ursprünglich: "Arbeitskreis Reichsstadtgeschichtsforschung") gegründet, der seit 2013 jedes Jahr in Mühlhausen eine Tagung zu unterschiedlichen Themen der (Reichs-)Stadtgeschichte veranstaltet. Ziel des Arbeitskreises ist es, so Helge Wittmann im Vorwort zum Band "Tempi Passati", "grundlegende Aspekte der Geschichte von Reichsstädten oder ganzen Reichsstadtlandschaften" in vergleichender Perspektive zu untersuchen (7). Die ersten drei Tagungen widmeten sich den Themen "Reichsstadt in der Erinnerung", "Darstellungen und Symbole des Reichs in den Reichsstädten" und "Kaiser, Reich und Reichsstadt in der Interaktion", die diesjährige Tagung steht unter dem Motto "Reichsstadt im Religionskonflikt". Zu den ersten beiden Veranstaltungen sind die jeweiligen Tagungsbände mittlerweile erschienen. Der Mühlhäuser Arbeitskreis ordnet sich ein in eine ganze Reihe an (ehemaligen wie bestehenden) Arbeitskreisen und anderweitigen institutionalisierten Forschungs- und Diskussionsforen im deutschsprachigen Raum, die sich mit Stadtgeschichte im Allgemeinen und der Geschichte des vormodernen Städtewesens im Besonderen auseinandersetzen. Insofern stellt sich die Frage, wie sich dieser neue Arbeitskreis innerhalb dieses Umfelds positioniert, was seine spezifischen Anliegen und Ziele sind und inwiefern es diesem bislang gelungen ist (soweit sich das auf der Grundlage der bisherigen Aktivitäten und insbesondere der beiden Tagungsbände beurteilen lässt), ein eigenständiges Profil zu entwickeln.
Beurteilt man die beiden vorliegenden Sammelbände aus einer rein wissenschaftlichen Perspektive, so muss man zu dem Schluss kommen, dass deren Erträge und der Erkenntnisgewinn recht überschaubar sind. Dies hängt mit der Konzipierung der Tagungen bzw. Bände zusammen. In beiden Fällen wurden Oberthemen ausgewählt, die im Zentrum der kulturgeschichtlich ausgerichteten Forschung der letzten rund zwanzig Jahre standen, und zwar Erinnerung (Gedächtnis, Memoria) auf der einen Seite und Symbole, Zeichen, Darstellungen bzw. symbolische Kommunikation auf der anderen Seite. So sind diese Themenfelder gerade auch für die vormoderne (Reichs-)Stadtgeschichte mittlerweile recht gut erforscht, nicht zuletzt im Umfeld der historisch-kulturwissenschaftlich ausgerichteten Forschungsverbünde in Münster, Dresden, Heidelberg, Gießen, Konstanz und anderswo. Umso mehr fällt ins Gewicht, dass diese jüngeren Entwicklungen der (stadt-)historischen Forschung in den beiden Bänden recht weitgehend ignoriert werden und nur in einigen wenigen Beiträgen als Referenz auftauchen.
Verschärft wird dieser Umstand dadurch, dass eine systematische Einleitung jeweils fehlt - abgesehen von ein paar kurzen und sehr allgemein gehaltenen Sätzen in den von Helge Wittmann verfassten Vorworten. Die im ersten Fall von Stephan Selzer, im anderen Fall von Michael Rothmann stammenden und eher kursorisch ausfallenden Schlussbemerkungen können dieses Defizit auch nicht wirklich beheben. Darüber hinaus fallen die einzelnen Beiträge auch sehr unterschiedlich aus: nur bei einem kleineren Teil haben sich die Autoren daran gemacht, ihre Vorträge zu wissenschaftlichen Aufsätzen auszubauen. In den meisten Fällen handelt es sich dagegen um allenfalls leicht überarbeitete und mit (wenigen) Fußnoten ergänzte Abdrucke der Tagungsbeiträge; dies ist offensichtlich auch dem Umstand geschuldet, dass die Bände möglichst rasch erscheinen sollten. Positiv hervorzuheben ist die Aufmachung und Ausstattung der Bände mit ihren zahlreichen farbigen Abbildungen, einem Hardcover-Einband und dicken Papier (zudem besitzt der Band "Reichszeichen" ein Orts- und Personenregister) - und dies bei einem durchaus erschwinglichen Preis.
Wirft man nun einen genaueren Blick in die einzelnen Beiträge, dann fällt zunächst auf, dass ein Großteil kaum über die dargestellten Einzelfälle - in der Regel widmen sich diese jeweils einer (Reichs-)Stadt - hinaus gehen; in einigen Fällen ist auch kein oder allenfalls nur ein indirekter Bezug zum Oberthema der Tagung bzw. des Bandes erkennbar. Hervorzuheben ist aus dem Band "Tempi Passati", der der Frage nachgeht, wie sich Reichsstädte ihrer reichsstädtischen Vergangenheit erinnerten, und zwar sowohl vor als auch nach dem Ende der Reichsstadtzeit, zunächst der Beitrag von André Holenstein zu den eidgenössischen Städten der Frühen Neuzeit. Holenstein betont, dass sich diese im Blick auf die Frage, wie sich die Kommunen ihrer reichsstädtischen Vergangenheit erinnerten, zumindest nach 1648 deutlich von den (Reichs-)Städten im Reich unterschieden, wie sie in den anderen Beiträgen behandelt werden. Mit der 1648 erfolgten formellen Loslösung vom Reich kam es zumindest in den größeren Kommunen der Eidgenossenschaft zu einer weitgehenden Löschung der symbolischen wie erinnerungskulturellen Bezüge zum Reich, die Betonung der Reichsfreiheit wurde durch diejenige der Souveränität ersetzt. Jedoch erfolgte dieser Prozess in den mindermächtigen Kommunen erst deutlich später - das Festhalten an (zumindest symbolischen) Verbindungen zum Reich erscheint hier als eine Strategie, um sich gegen die Ansprüche der großen Kommunen wie Zürich zur Wehr zu setzen.
Maria Stalljohann-Schemme präsentiert in ihrem profunden und quellenfundierten Aufsatz ihre Forschungen über die Art und Weise, wie im frühneuzeitlichen Frankfurt der Beginn der reichsstädtischen Zeit erinnert wurde - und dies im Gegensatz zu so manch anderem Beitrag auf der Höhe der neueren (kultur-)geschichtlichen Forschung. Interessant ist dabei ihre Beobachtung, dass sich seit dem 17. Jahrhundert in Chronistik wie Publizistik insofern ein Wandel vollzog, als die mittelalterliche Vergangenheit und speziell die kaiserliche Privilegierung als Ursprung der Reichsunmittelbarkeit in den Hintergrund trat zugunsten der Betonung der Gegenwart der Stadt als einer (durchaus prosperierenden und hoch angesehen) freien Republik bzw. eines Freistaats (was aber die Kritik an den gegenwärtigen Zuständen durchaus mit einschloss): die Autorin sieht darin, Rudolf Vierhaus aufgreifend, einen "Übergang 'vom Traditionsbewußtsein zum modernen Geschichtsbewußtsein'" (46).
Neben den beiden angeführten Aufsätzen beschäftigen sich in diesem Band noch zwei weitere Beiträge (zu Hamburg und Lübeck) mit der frühneuzeitlichen Reichsstadtgeschichte, während der Großteil die Erinnerung an die Reichsstadt im 19. und 20. Jahrhundert, also nach dem Ende der Reichsstadtzeit, behandelt. Leider versucht sich allein ein Aufsatz - und zwar derjenige von Rolf Hammel-Kiesow zu Lübeck - an einer den Umbruch von 1803/06 übergreifenden Darstellung. Dies ist insofern instruktiv, als er zeigen kann, dass im Fall Lübecks die Bezugnahme auf die Hanse, die im Vergleich zu Kaiser und Reich in der frühneuzeitlichen Erinnerungskultur der Stadt eine allenfalls nachrangige Rolle spielte, seit dem 19. Jahrhundert eine immer zentralere Bedeutung gerade auch für die öffentliche Erinnerung und Identitätsbildung spielte. Das "Alte Lübeck" wird so vornehmlich als Hansestadt und kaum mehr als eine (ehemalige) Reichs- bzw. - wie es in Quellen des 17. Jahrhunderts auch heißt - als 'Reichsfrontierstadt' repräsentiert. Allgemein lässt sich beobachten und wird in den einzelnen Beiträgen auch immer wieder betont, dass in vielen ehemaligen Reichsstädten wie Ulm, Mühlhausen, Nordhausen, Bad Wimpfen, Worms und Speyer nach 1803/06 trotz des Fortlebens bestimmter politischer Ideen wie die der bürgerschaftlichen Teilhabe an politischen Entscheidungen die Erinnerung an die Reichstadtzeit rasch verblasste. Die neuen politischen Machthaber haben dies in der Regel auch tatkräftig befördert, nicht zuletzt indem man entsprechende symbolische Bezüge im Stadtraum entfernte und die Zustände am Ende des Alten Reichs in möglichst dunklen Farben darstellte.
Eine Ausnahme von der relativ raschen Abkehr von der eigenen reichsstädtischen Vergangenheit nach 1803/06 stellt, wie Irene Jung aufzeigt, Wetzlar dar, als hier das Ende des Reichs und des 'Reichsstädtischseins' vor allem wegen des Verlusts des Reichskammergerichtes als Unglück wahrgenommen wurde, die Erinnerung an die Reichsstadtzeit noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein lebendig blieb und erst dann langsam verblasste. In den meisten Städten entstand jedoch im Verlauf der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Zuge des Historismus ein neues Geschichtsbewusstsein, wobei sich das historische Interesse weitgehend auf die (vermeintliche) Blütezeit der (Reichs-)Städte im Mittelalter beschränkte. Dies manifestierte sich auch im öffentlichen Raum, als man verstärkt versuchte, die (mittelalterliche) Vergangenheit zu erhalten oder aber zu re-inszenieren, durchaus auch in Form historischer Spektakel, wie dies in Dortmund anlässlich des Besuchs Kaiser Wilhelms II. zur Eröffnung des Dortmund-Ems-Kanals und des Kanalhafens geschah: dabei wurde, wie Thomas Schilp zeigt, die mittelalterliche Vergangenheit Dortmunds als Reichs- und Hansestadt und die Gegenwart als eine aufstrebende Industriestadt des 'Zweiten Reichs' kurzgeschlossen und entsprechend symbolisch dargestellt, etwa bei der Neuanfertigung des Ratssilbers und des Stadtbuchs.
Dass auch heutzutage zumindest in einigen Städten der Bezug auf die reichsstädtische Vergangenheit als Mittel der Erinnerungs- und Geschichtspolitik eine (oftmals nicht ganz unproblematische) Wertschätzung erfährt, scheint immer wieder durch, besonders ausgeprägt in einem ausgesprochen irritierenden Essay von Karel Halla zu Eger. Halla springt darin nach einem Abriss der Geschichte Egers im Mittelalter unmittelbar zur Zeit nach 1945/46, in der "die uns bekannte eigentliche geschichtliche Zeit mit ihrem christlich-europäischen Ausdrucksformen [...] ein gewolltes, abruptes Ende" fand. Die aus Hallas Sicht glänzende (mittelalterliche) Vergangenheit ist allenfalls in der verfallenden Altstadt noch präsent, ansonsten "bleibt die Nostalgie, die Erinnerungen, die Sehnsucht nach der alten Souveränität und bestenfalls das langsame Sterben im Schoße eines einträglichen Tourismus" (238-239). Durchaus vergleichbar, wenn auch bei Weitem nicht so geschichtsphilosophisch aufgeladen erscheinen die Versuche mancher Städte wie Wetzlar, die reichsstädtische Vergangenheit für das Stadtmarketing zu nutzen - besonders ausgeprägt scheint dies offenbar im Fall von Mühlhausen zu sein, wie das Grußwort des Oberbürgermeisters Johannes Bruns zum Band "Reichszeichen" zeigt: für das Mühlhausener Stadtmarketing sei, so Bruns, der Bezug auf die "Reichsstadt" besonders geeignet, da damit positive Werte wie "Geschichtsstolz, Selbstbewusstsein, Unabhängigkeit und Freiheit" assoziiert werden (6).
Die Beiträge des Bandes "Reichszeichen" widmen sich unterschiedlichen Formen und Ausprägungen von Reichszeichen und -ikonografie sowie dem Wandel der Funktionen und der Bedeutung von Reichssymbolen zumeist am Beispiel einzelner Reichsstädte wie Nürnberg, Frankfurt, Augsburg, Dortmund, Mühlhausen, Hamburg, Reutlingen, Hagenau und Speyer, in einigen Fällen auch städteübergreifend. Hin und wieder ergeben sich dabei enge Bezüge zum Thema des ersten Bandes, etwa im Beitrag von Pierre Monnet zum mittelalterlichen Frankfurt, in dem er der symbolischen Bezugnahme auf Karl den Großen als der zentralen Gründer- und "Identifikationsfigur" der Stadt und der Entwicklung eines Frankfurter 'Karl-Kultes' als einer Art "Zivilreligion" nachgeht (48). Auch andere Beiträge behandeln die sich mal mehr, mal weniger stark wandelnde Bedeutung, die bestimmten (Reichs-)Symbolen wie Kaiserfiguren oder der Reichsadler für die städtische Selbst- und Außendarstellung und Identitätsbildung zukam; auch ikonografische Bildprogramme im städtischen Raum und an bzw. in öffentlichen Gebäuden wie den Stadtkirchen, Rathäusern und Stadttoren werden in mehreren Beiträgen in den Blick genommen ebenso wie Wappen und Siegel als einer Möglichkeit, wie das Reich symbolisch vermittelt und konkret erfahrbar gemacht werden konnte.
Auch dieser Band enthält einen, diesmal von Thomas Lau verfassten Beitrag zu den eidgenössischen Städten; Lau weist - ähnlich wie bereits André Holenstein - darauf hin, dass gerade in den katholischen eidgenössischen Städten des 17. und 18. Jahrhunderts Reichszeichen wie der Reichsadler durchaus präsent blieben, auch weil man in der Option, in den Reichsverband zurückzukehren, ein Mittel sah, um sich den hegemonialen Ansprüchen der reformierten Städte zu widersetzen, und dies entsprechend symbolisch zum Ausdruck brachte. Allgemein durchzieht den Großteil der Beiträge jedoch ein fröhlicher Positivismus, und nur selten wird versucht, an die neueren kulturgeschichtlichen Forschungen zu Zeichen, Symbolen und symbolischer Kommunikation anzuschließen und die in diesem Kontext diskutierten konzeptionellen Fragen aufzugreifen - darauf, dass aufgrund der Polyvalenz und Mehrdeutigkeit von Zeichen und Symbolen spezifische methodische Probleme verbunden sind, macht denn auch erst Michael Rothmann in der Schlussbetrachtung aufmerksam. Insofern bleibt ein Großteil der Beiträge in diesem Band noch mehr als im ersten Band hinter dem Stand der aktuellen geschichtswissenschaftlichen Forschung zurück.
Wer die beiden Bände jedoch allein mit der Elle reiner Wissenschaftlichkeit misst, wird ihnen kaum gerecht. Die Diskussion wissenschaftlicher Themen und Probleme zur Geschichte der Reichsstädte ist denn auch nur ein Ziel des Arbeitskreises; vielmehr versteht er sich als Netzwerk, das in hohem Maße von Stadthistorikerinnen und -historikern, die außerhalb der Universitäten tätig sind, insbesondere von Archivarinnen und Archivaren getragen wird und eine Schnittstelle bilden soll zwischen außerakademischen Formen der Beschäftigung und Auseinandersetzung mit (Reichs-)Stadtgeschichte (vor allem in Archiven und Museen) und der universitären Forschung. Damit steht der Arbeitskreis zwar nicht alleine da, jedoch muss die Gründung des Arbeitskreises zumindest auch als eine Reaktion auf Probleme und Defizite angesehen werden, die sich in den letzten Jahrzehnten im Verhältnis zwischen akademischer und außerakademischer Forschung und Beschäftigung mit Geschichte ergeben haben und die sich in besonderem Maße auf dem Feld der (vormodernen) Stadtgeschichte zeigen. So hat sich hier ein zusehends breiterer Graben aufgetan. Denn indem sich im Zuge des Vordringens kultur- wie auch globalgeschichtlicher Ansätze und der Notwendigkeiten und Zwänge drittmittelgestützter Forschungsförderung ein Teil der an den Universitäten betriebenen historischen Forschung zunehmend theoretisierte, entfernte sie sich von den Interessen und Bedürfnissen derjenigen, die sich außerhalb akademischer Kontexte mit historischen Fragen beschäftigen - nicht zuletzt der vielen historisch interessierten Laien.
Diese Tendenz der akademischen Abkapselung und Selbstgenügsamkeit äußert sich u.a. darin, dass gerade auch im Fall der ja durchaus populären (vormodernen) Stadtgeschichte Versuche, neuere Forschungsansätze einem breiteren Publikum zu vermitteln, mittlerweile recht rar geworden sind; und dass die an den Universitäten betriebenen Forschungen entsprechend auch nur in allenfalls begrenztem Maße in außeruniversitären Kreisen wahrgenommen und rezipiert werden, zeigen die beiden Bände in recht deutlicher Weise (dass dies im Fall der Sozialgeschichte noch deutlich anders war, sei hier nur am Rande bemerkt). Hinzu kommt, dass - wie augenblicklich auch in Historikerkreisen intensiv diskutiert wird - die historischen Hilfs- und Grundwissenschaften an den Universitäten und in der Lehre immer stärker an den Rand gedrängt werden; damit fehlen vielen jüngeren Historikerinnen und Historikern aber die basalen Voraussetzungen, um sich mit vormoderner Stadtgeschichte gerade auch in Form archivalischer Forschungen zu beschäftigen. Insofern droht sich die hierzulande über lange Zeit gerade im Bereich der (vormodernen) Stadtgeschichte überaus starke und enge Beziehung zwischen akademischer und außerakademischer historischer Forschung zunehmend aufzulösen - mit fatalen Folgen für beide Seiten. Der Mühlhäuser Arbeitskreis könnte sich, gerade weil er in hohem Maße von Archivarinnen und Archivaren als den klassischen Vermittlern zwischen akademischer und außerakademischer Geschichte getragen wird, als ein Ort erweisen (und tut dies ja auch bereits bis zu einem gewissen Maße), an dem die skizzierten Entwicklungen und die damit verbundenen Herausforderungen wie auch mögliche Lösungen thematisiert und diskutiert werden könnten und versucht wird, neue Wege in der Vermittlung von akademischer und außerakademischer (Reichs-)Stadtgeschichte auszuloten. Es wäre zu begrüßen, wenn der Arbeitskreis die angerissenen Probleme zukünftig stärker - zumindest nach außen stärker sichtbar - ins Zentrum seiner Diskussionen rücken würde. Es wird denn auch spannend und für alle, die sich für die (Reichs-)Stadtgeschichte interessieren, lohnenswert sein, die weitere Entwicklung des Mühlhäuser Arbeitskreises genau zu verfolgen.
Philip Hoffmann-Rehnitz