Ludolf Pelizaeus (éd.): Les villes des Habsbourg du XVe au XIXe siècle. Communication, art et pouvoir dans les réseaux urbains (= Studia Habsburgica; 2), Reims Cedex: ÉPURE - Éditions et Presses universitaires de Reims 2021, 384 S., ISBN 978-2-37496-100-2, EUR 25,00
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Zuerst einmal eine allgemeine und positive Bemerkung. Es ist sehr zu begrüßen, dass Éric Leroy du Cardonnoy, Alexandra Merle (beide Universität Caen Normandie), Thomas Nicklas (Universität Reims Champagne-Ardenne) und Ludolf Pelizaeus (Universität Picardie Jules-Verne, Amiens) 2018 unter dem Titel "Studia Habsburgica" eine neue Reihe begründet haben, die sich den schier unerschöpflichen globalen Weiten der irgendwann von den Habsburgern regierten Herrschaftsbereiche widmen will. Auch wenn auf Seite 3 der Bände der Doppeladler etwas zu sehr stilisiert ist, machen die Herausgeberin und die Herausgeber mit der Reihe dem Mythos der angeblichen "Erbfeindschaft" zwischen den Dynastien der Valois und Bourbonen einerseits und jener der Habsburger andererseits, auch von französischer Seite, ein offizielles Ende.
Wie schwer fassbar die "habsburgische Welt" ist, wird bei dem vorliegenden Band allerdings rasch klar. Er will sich habsburgischen Städten zwischen dem 15. und dem 19. Jahrhundert widmen und ist in drei Teile gegliedert: Ökonomie und Kommunikation, Kunst und Repräsentation sowie politische Regierung und städtische Netzwerke. Diese Gliederung wirkt etwas aufgesetzt, ist doch der geographische Rahmen der Arbeiten, die sich nicht immer schlüssig in diese Schemata einordnen lassen, sehr weit gestreut. Dieser reicht von der Stadt Talca in Chile - deren Gründung am Rand des habsburgischen Herrschaftsbereichs im 17. Jahrhundert ursprünglich scheiterte -, über die Stadt Mexiko im 16. und vor allem 17. Jahrhundert bis zu den kastilischen Städten und deren Mitwirkung an der Politik des Königreichs zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert, also einer Epoche, in der die Habsburger in Kastilien nur an deren Ende regierten. Auch schließt das Buch Antwerpen im heutigen Belgien "als größten Marktplatz der Welt" ein, widmet sich orientalischen Sprachen und der Orientalistik im Wien des 16. Jahrhunderts, untersucht städtische Netzwerke des Herzogtums Krain, heute Slowenien, im Zeitalter der Aufklärung, berichtet über Stadtvernetzungen in Oberungarn, also der heutigen Slowakei, und in Siebenbürgen, heute Rumänien, in der Frühen Neuzeit. Selbst das "ferne" Sizilien wird behandelt, nämlich die Gründung der Stadt Carlentini im 16. Jahrhundert, in deren Namen Kaiser Karl V. verewigt ist. Die Epoche dieses Herrschers steht auch im Mittelpunkt eines Beitrags über den Hof, das Straßennetz und das System der Kommunikation in Spanien. Daneben gibt es einen Artikel über den städtischen Raum und den Multikulturalismus in der Habsburgermonarchie zwischen 1790 und 1914, der sich Städten wie Laibach/Ljubljana, Brünn/Brno, Czernowitz/Černivzi, Triest/Trieste oder Preßburg/Bratislava widmet, um nur einige zu erwähnen. Schließlich sind noch zwei Artikel zu nennen, die im Kunst- und Repräsentationsteil gedruckt wurden: Einer widmet sich der Frage, ob es ein "habsburgisches" Stadtbild gebe, der andere den Mariensäulen im Stadtraum.
Wir haben hier also ein sehr "buntes" Buch vor uns, das zumindest zwei Kontinente berücksichtigt, obwohl sein Schwerpunkt bei den europäischen Herrschaftsbereichen der Habsburger liegt. Die Auswahl der Artikel erscheint etwas willkürlich, die Beziehungen der einzelnen Beiträge zueinander sind trotz der Gliederung in die genannten drei Teile nicht leicht zu erkennen. Der französische Titel des Buches verschleiert auch, dass neben der Einleitung des Herausgebers nur drei Artikel in Französisch abgefasst sind, fünf sind in Deutsch, vier in Spanisch und einer in Englisch geschrieben. Die Vielsprachigkeit des Buchs ist durchaus positiv zu bewerten, vor allem, da es in Frankreich erschienen ist, doch wäre es für die Leserinnen und Leser, die nicht zwangsläufig alle vier Sprachen beherrschen, vorteilhaft gewesen, wenn die Zusammenfassungen am Ende des Bandes (369-380) auch viersprachig verfasst worden wären. Das ist leider nicht der Fall, sondern es gibt Zusammenfassungen nur in der Sprache des Artikels - falls Französisch -, oder in der Sprache des Artikels und eine französische Übersetzung. Die Reichweite des Bandes wird damit beträchtlich eingeschränkt. Dabei ist das Buch schon wegen seiner 22 meist farbigen Abbildungen, eingeheftet zwischen den Seiten 320 und 321, die sehr illustrativ sind, unbedingt für weitere Forschungen zur Stadtgeschichte allgemein heranzuziehen. Verdienstvoll ist auch, dass am Ende des Buchs ein Quellen- und Literaturverzeichnis abgedruckt ist, in dem die verwendeten Werke in allen Artikeln alphabetisch zusammengeführt wurden. Folglich hätten allerdings in den einzelnen Beiträgen nur Kurztitel verwendet werden müssen - das hätte einige Druckseiten erspart. Auch die Orts- und Personennamenregister am Ende des Buchs listen die Angaben sämtlicher Aufsätze auf - das kommt in gar manchen vergleichbaren Sammelbänden leider nicht vor - und sollen dem gesamten Buch wohl nachträglich jenen Zusammenhalt geben, der bei der Lektüre der Beiträge nicht immer sichtbar wird.
Trotz der leichten Kritik ist dem Herausgeber unbedingt zu danken, dass er sich an das schwierige Unterfangen gewagt hat, Forscherinnen und Forscher aus neun verschiedenen Staaten für ein gemeinsames Projekt zu gewinnen. Sowohl ihm als auch der Publikationsreihe ist weiterhin viel Erfolg zu wünschen.
Friedrich Edelmayer