A. Gallina Zevi / J. H. Humphrey (eds.): Ostia, Cicero, Gamala, Feasts, & the Economy. Papers in memory of John H. D'Arms (= Journal of Roman Archeology. Supplement; 57), Portsmouth, RI: Journal of Roman Archeology 2004, 141 S., ISBN 978-1-887829-57-1, USD 69,50
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Der Sammelband ist dem 2002 verstorbenen, an der University of Michigan (Ann Arbor) tätigen amerikanischen Althistoriker John H. D'Arms gewidmet, dessen Interesse vor allem der Wirtschafts- und Sozialgeschichte des römischen Italiens sowie den römischen Gastmählern galt. [1] Die Festschrift umfasst zwei Teile; der erste Teil würdigt (7-13) den Wissenschaftler John H. D'Arms sowie dessen Tätigkeit an der American Academy in Rom (1977-1980) und schließt mit einer Bibliographie seiner Publikationen. Der zweite Teil (15-141) bietet Beiträge französischer (J. Andreau, M. Cébeillac-Gervasoni), italienischer (F. Coarelli, E. Lo Cascio, S. Panciera, A. Pellegrino, P. Pensabene, F. Zevi), und britischer Wissenschaftler (A. Wallace-Hadrill), die zu verschiedenen Anlässen gehalten worden sind.
Die Untersuchungen befassen sich regional mit Ostia, Pompeii und der Umgebung beider Städte sowie thematisch mit der Elite und Wirtschaft in spätrepublikanischer und Principatszeit. Daher wurden zwei Schwerpunkte gesetzt: der erste hat im Ende Juni 2002 in Ostia gehaltenen Kolloquium "Gli Ostiensi a banchetto" und John D'Arms' letzter Arbeit "P. Lucillius Gamala's feasts for the Ostians and their Roman models" seinen Ursprung. [2]
Von der berühmten ostiensischen Familie der Gamalae handeln die Beiträge von Fausto Zevi, Silvio Panciera, Mireille Cébeillac-Gervasoni, Elio Lo Cascio, Filippo Coarelli und im weiteren Sinn auch die Beiträge von Angelo Pellegrino, der sich mit dem Territorium Ostias in spätrepublikanischer Zeit, sowie von Patrizio Pensabene, der sich mit der Einführung von Marmor als Baumaterial und der Rolle der städtischen Elite beschäftigt.
In Einzeluntersuchungen werden wichtige Ergebnisse im Hinblick auf die soziale Zusammensetzung des Territoriums von Ostia von Zevi (15-31) und Pellegrino (32-46) erzielt. [3] Ausschlaggebend für die Wahl des Territoriums von Ostia für die Anlage von villae war, dass Ostia in den Außenbezirken der suburbia der Hauptstadt gelegen habe und über die Via Ostiensis sowie den Tiber bequem zu erreichen gewesen sei (23).
Wichtigstes Zeugnis für Gamala senior stellt die Inschrift CIL XIV 375 dar, deren Redaktion Panciera (69-74) durch Parallelen zu anderen Inschriften, die in der Form des Steines, der Typologie und der Gestaltung bestehen, statt der antoninischen Zeit bereits der augusteischen Zeit zuweist (74) - ohne dass damit die Lebenszeit von Gamala senior notwendigerweise in dieser Zeit anzusetzen sei. Denn Lo Cascio (83-88) sieht in der dort genannten Stiftung eines epulum und zweier prandia eine imitatio Caesaris, weshalb er die genannte Inschrift kurz vor 46-45 datieren möchte (88). Eine Imitation der stadtrömischen Elite erkennt auch Cébeillac-Gervasoni (75-81) in der Stiftung der Ausstattung des Bona Dea-Tempels durch Octavia Gamala, die von der Autorin zudem mit der Familie der Octavii Ligures aus Forum Clodii in Verbindung gebracht wird. Dagegen sieht Coarelli (89-98) die Herkunft der Gamalae in der galiläischen Stadt Gamala. Denn die Gamalae setzten ihrem Namen nicht nur die Filiation, sondern auch ihre Abstammung bis zum Ur-Urgroßvater hinzu, wodurch die Gamalae ihre freie Abstammung betonen wollten (95). Zudem bekräftigt er die Identifikation der so genannten Casa di Apuleio mit der domus der Gamalae (94), die somit auf ager publicus gelegen hätte und dadurch die außergewöhnliche Stellung dieser Familie unterstreichen würde.
Den zweiten Schwerpunkt des Sammelbandes bilden die beiden Hauptwerke von John H. D'Arms "Romans on the Bay of Naples" (1970) und "Commerce and Social Standing in Ancient Rome" (1981). Dabei bildet der Beitrag von Wallace-Hadrill (109-126) insofern ein Bindeglied zwischen beiden Schwerpunkten, als er sich mit der Bedeutung von Gastmählern im sozialen Milieu von Händlern, Handwerkern und Freigelassenen anhand von drei Beispielen aus Pompeii und Umgebung befasst. Dabei betont er die soziale Bedeutung von Festgelagen als Mittel der Netzwerkbildung und der Festigung des sozialen Status nicht nur für elitäre, sondern auch für subelitäre Kreise.
Der landbesitzenden Elite wendet sich dagegen Lo Cascio (127-135) zu. Dabei werden einzelne Passagen von John H. D'Arms' Werk zugrunde gelegt, in denen Aussagen des jüngeren Plinius zitiert werden, um daraus auf die Mentalität von villa-Besitzern zu schließen. Die Briefe des Plinius schätzte demnach D'Arms repräsentativ für das allgemeine Verständnis einer guten Verwaltung von Landgütern ein. Demgegenüber betont Lo Cascio, dass es kaum möglich ist, die Aussagen von Plinius zu generalisieren: Zum einen standen Landbesitzern verschiedene Handlungsoptionen offen, zum anderen waren Entscheidungen auch von der Größe und Art der Landgüter abhängig, darüber hinaus bestanden lokale Unterschiede in den verschiedenen Regionen Italiens. Generell könne man jedoch sagen, dass Plinius (in der Relation zu servi) häufig coloni nennt. Daraus wäre zu schließen, dass ein allgemeiner Trend in der Agrarwirtschaft Italiens um 100 bestanden hätte, Sklaven durch freie Arbeiter zu ersetzen (133).
Während sich die bereits genannten Autoren mit Einzelaspekten des Werkes von John H. D'Arms auseinandersetzen, wendet sich Andreau (137-141) den Grundtendenzen von "Commerce and Social Standing" und "Senators' Involvement in Commerce" in einem Überblick zu. Dabei nimmt Andreau auf diejenigen Thesen von D'Arms Bezug, die sich mit wirtschaftlichen Aktivitäten der Elite in der späten Republik und in den ersten beiden Jahrhunderten des Principats befassten. Dabei bemängelt Andreau, dass D'Arms sich auf einige wenige zweifelhafte Fälle stützte (139). Gleichwohl gesteht er zu, dass Senatoren und Equites auch aus Handel Einkommen bezogen, selbst wenn sie Landbesitz und Gebäude besaßen (139).
Wie der Titel des Sammelbandes ankündigt und wie für eine Festschrift nicht anders zu erwarten, decken die einzelnen Beiträge keinen homogenen Themenkomplex ab. Stattdessen werden diese durch das Werk John H. D'Arms zusammengehalten, das sich als roter Faden durch den Band zieht. Dabei sind die Untersuchungen zur Familie der Gamalae sicherlich nicht nur für die ostiensische Prosopographie von Interesse, sondern bereichern auch die Kenntnis der Sozialgeschichte der römischen Republik.
Anmerkungen:
[1] Von diesen Werken seien genannt: Romans on the Bay of Naples. A Social and Cultural Study of the Villas and Their Owners from 150 B.C. to A.D. 400, Cambridge 1970. Commerce and Social Standing in Ancient Rome, Cambridge 1981. Sein letztes Werk sollte dem Themenbereich "Food and Drink in Roman Society" gelten.
[2] P. Lucilius Gamala's feasts for the Ostians and their Roman models, in: JRA 13 (2000), 191-200.
[3] Siehe zu diesem Themenkomplex die Studie von Jochen Werner Mayer: Imus ad villam. Studien zur Villeggiatur im stadtrömischen Suburbium in der späten Republik und frühen Kaiserzeit. Geographica Historica 20, Stuttgart 2005.
Dorothea Rohde