Mack P. Holt (ed.): Adaptations of Calvinism in Reformation Europe. Essays in Honour of Brian G. Armstrong (= St Andrews Studies in Reformation History), Aldershot: Ashgate 2007, vii + 252 S., ISBN 978-0-7546-5149-9, GBP 60,00
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Martin Ernst Hirzel / Martin Sallmann (Hgg.): 1509 - Johannes Calvin - 2009. Sein Wirken in Kirche und Gesellschaft. Essays zum 500. Geburtstag, Zürich: TVZ 2008
Christoph Strohm: Johannes Calvin. Leben und Werk des Reformators, München: C.H.Beck 2009
Volker Reinhardt: Die Tyrannei der Tugend. Calvin und die Reformation in Genf, München: C.H.Beck 2009
Herman J. Selderhuis / Martin Leiner / Volker Leppin (Hgg.): Calvinismus in den Auseinandersetzungen des frühen konfessionellen Zeitalters , Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2013
Irene Dingel / Herman J. Selderhuis (Hgg.): Calvin und Calvinismus. Europäische Perspektiven, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2011
Bei der zu besprechenden Publikation handelt es sich um eine Festschrift für den amerikanischen Reformationshistoriker Brian Armstrong. Die dreizehn darin enthaltenen Aufsätze behandeln zwar sehr unterschiedliche Themata, orientieren sich aber alle am Stichwort "Anpassung des Calvinismus". Der Intention des Herausgebers nach sollte jeder Aufsatz einen bestimmten Aspekt dieser Anpassung beleuchten oder aber signifikante Beispiele der Anpassungsfähigkeit des Calvinismus behandeln, wobei unter "Calvinismus" die Genfer Theologie und Kirchenpolitik verstanden wird.
Die Aufsätze, welche meist von namhaften Reformationshistorikern stammen, sind in vier Gruppen gegliedert: "Calvin, Beza and Geneva", "Reformed Ideas Outside Geneva", "The Reformation in France" und "The Reformations in England and Scotland".
Entgegen den vom Titel des ersten Teils geweckten Erwartungen konzentrieren sich drei unter den vier darin enthaltenen Beiträgen lediglich auf Aspekte der Theologie Calvins (Bernard Roussel: John Calvin's Interpretation of Psalm 22; Anthony N. S. Lane: Was Calvin a Crypto-Zwinglian?; David F. Wright: Development and Coherence in Calvin's Institutes), während der vierte die Prädestinationslehre Bezas behandelt (Donald Sinnema: God's Eternal Decree and its Temporal Execution. The Role of this Distinction in Theodore Beza's Theology). Es fehlt also jeglicher Bezug auf die Genfer Reformation und Kirche allgemein, obwohl diese dem Gesamtkonzept des Sammelbands zufolge doch das Modell darstellte, welches an die Situation anderer Länder "angepasst" wurde.
In Teil 2 befassen sich die Aufsätze von Elsie McKee (A Lay Voice in Sixteenth-Century "Ecumenics". Katharina Schütz Zell in Dialogue with Johannes Brenz, Conrad Pellikan, and Caspar Schwenckfeld) und Willem van 't Spijker (Verae Ecclesiae Concordia. Martin Bucer's Blueprint for the Reformation in France) mit reformierten Alternativen zum "Genfer Modell". Anders als McKees und Spijkers Beiträge entspricht der dritte Aufsatz (Gerrit Voogt: Politique and Spiritualist Tolerance. Bodin's Heptaplomeres and Coornhert's Synodus) hingegen nur bedingt dem Thema des zweiten Teils des vorliegenden Bandes.
Nach dem langen Vorspiel der ersten beiden Teile sollte die "Calvinismus-Anpassung" in Teil 3 ("The Reformation in France") und 4 ("The Reformations in England and Scotland") zur Sprache kommen. Kann die Geschichte der reformierten Kirchen in Frankreich angesichts ihrer zahlreichen Kontakte mit Genf als Anpassung des Genfer Modells betrachtet werden, so ist diese Sichtweise für eine Untersuchung des Einflusses reformierter Ideen in Großbritannien weniger angemessen. Daraus folgt, dass einzig die drei Beiträge aus dem dritten Teil Beispiele einer "Adaptation of Calvinism" im engeren Sinne des Wortes behandeln.
Wie es oft bei Sammelbänden - und noch häufiger bei Festschriften - der Fall ist, sind die Beiträge von ungleicher Qualität und unterschiedlichem Interesse. Dies stellt allerdings an sich kein Defizit dar. Als höchst problematisch erweist sich hingegen die Entscheidung des Herausgebers, die "Calvinismus-Anpassung" als Thema des Bandes zu bestimmen, so als ob die konstitutive Vielfalt der reformierten Tradition lediglich aus der Anpassung der Genfer Reformation an die jeweilige Situation der verschiedenen Länder resultierte. Eine solch unilaterale Sicht vermag der identitätsstiftenden Rolle anderer reformierter Zentren nicht gerecht zu werden.
Luca Baschera