Saree Makdisi / Felicity Nussbaum (eds.): The Arabian Nights in Historical Context. Between East and West, Oxford: Oxford University Press 2008, XIII + 337 S., ISBN 978-0-19-955415-7, GBP 58,00
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Bei dem Werk von Makdisi und Nussbaum handelt es sich um eine Sammlung von Aufsätzen, die aus Vorträgen zu zwei Konferenzen hervorgegangen ist. Die Herausgeber haben sich vorgenommen, den Charakter von "1001 Nacht" als einen zutiefst trans- und interkulturellen Text herauszuarbeiten.
Die einzelnen Aufsätze und Beiträge des Sammelbandes stellen willkommene Ergänzungen zum damaligen Forschungsstand dar. Sie greifen auf bis dahin geleistete Studien zurück und verwenden insbesondere das Werk "Orientalismus" von Edward Said aus dem Jahre 1978 als Grundlage für die Diskussion des Orientverständnisses der Rezipienten.
Da es sich um eine Zusammenfügung von nur lose miteinander verbundenen Artikeln handelt, lässt sich kein einheitliches methodisches Vorgehen bestimmen. Vom Gesamtkonzept ist das Werk jedoch so aufgebaut, dass die Rolle von "1001 Nacht" als Verbindungsglied zwischen europäischer und orientalischer Kultur deutlich wird. Dabei gehen beide Herausgeber davon aus, dass erst die europäische Rezeption und Druckfassung für eine entsprechende Würdigung dieser "Märchen"-Sammlung in der arabischen Welt gesorgt hat.
Entsprechend stehen vier Beiträge zur Rezeptionsgeschichte von "1001 Nacht" in Europa am Beginn des Sammelbandes. Die erste Studie von Madeleine Dobie befasst sich mit Galland als Autor der ersten europäischen Fassung des Werkes. Dobie geht dabei insbesondere auf die Ignoranz kultureller Unterschiede beim Prozess der Übersetzung ein. Die drei folgenden Aufsätze behandeln die Frage, inwiefern "1001 Nacht" insgesamt, aber auch einzelne Charaktere - wie etwa Sheherazade - die englische Literatur und Theaterwelt beeinflusst haben.
Im Anschluss folgen zwei Abhandlungen mit Analysen des Christen- und Frauenbildes in den Erzählungen. Der erste Beitrag untersucht, wie sich die Repräsentation von Christen in verschiedenen arabischen Textausgaben verändert hat. Nabil Matar weist dabei nach, dass der späte Druck aus Bulaq (Kairo) deutlich christenfeindlichere Züge als die vorangegangenen Textausgaben aufweist. Der zweite Aufsatz in dieser Rubrik setzt sich mit der in den Geschichten von "1001 Nacht" spürbaren Anfälligkeit der europäischen Frau für die Lockungen des Orients auseinander.
Der dritte übergeordnete Komplex beinhaltet Artikel, die sich mit der Wirkung von "1001 Nacht" auf einzelne westliche Literaten beschäftigen. Ziel der einzelnen Autoren ist es, herauszustellen, wie verschiedene Schriftsteller das orientalische Märchen zum Ausdruck eigener oder zeitgenössischer Probleme verwendeten. Auch geht es um die Frage, inwiefern die Erzählungen von "1001 Nacht" an die Vorstellungswelt des europäischen Lesers adaptiert wurden.
Ganz am Schluss des hier zu besprechenden Werkes steht schließlich als vereinzelter Beitrag die Frage nach der Wirkung von "1001 Nacht" auf die zeitgenössische arabische Literatur. In diesem Aufsatz tritt deutlich der Aspekt der Transkulturalität zu Tage, da die arabische Welt selbst erst durch das europäische Interesse "1001 Nacht" als bedeutendes Kulturgut wahrnahm.
Der Sammelband ist in sich trotz fehlender gemeinsamer Methodik homogen und die einzelnen Beiträge von den Herausgebern gut aufeinander abgestimmt. Dies ermöglicht es dem Leser, trotz der Unterschiedlichkeit der einzelnen Beiträge die allen Texten zugrundelegende These der Transkulturalität von 1001 Nacht nachzuvollziehen. Nussbaum und Makidisi ist hier ein ansprechendes Werk gelungen, das den interessierten Leser gut informiert und unterhält.
Tonia Schüller