Stephen F. Dale: The Muslim Empires of the Ottomans, Safavids, and Mughals, Cambridge: Cambridge University Press 2010, XIV + 347 S., ISBN 978-0-521-69142-0, GBP 18,99
Buch im KVK suchen
Bitte geben Sie beim Zitieren dieser Rezension die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.
Geert Mak: Die Brücke von Istanbul. Eine Reise zwischen Orient und Okzident. Aus d. Niederländischen v. Andreas Ecke, 2. Aufl., New York: Pantheon Books 2007
Shirin Ebadi: Mein Iran. Ein Leben zwischen Revolution und Hoffnung, Zürich: Pendo Verlag 2006
Louay Fatoohi : Abrogation in the Qur'an and Islamic Law. A Critical Study of the Concept of "Naskh" and its Impact, 2013
Éric Vallet: L'Arabie marchande. État et commerce sous les sultans Rasūlides du Yémen (626-858/1229-1454), Paris: Publications de la Sorbonne 2010
Christopher Phillips: Everyday Arab Identity. The Daily reproduction of the Arab World, London / New York: Routledge 2013
Fritz Schulze / Holger Warnk (Hgg.): Religion und Identität. Muslime und Nicht-Muslime in Südostasien, Wiesbaden: Harrassowitz 2008
Mark Juergensmeyer: Die Globalisierung religiöser Gewalt. Von christlichen Milizen bis al-Qaida, Hamburg: Hamburger Edition 2009
Das Werk von Stephen F. Dale "The Muslim Empires of the Ottomans, Safavids, and Mughals" stellt die drei muslimischen Großreiche als Symbole für muslimische Zivilisation und Hochkultur vor. Der Autor rückt dabei drei Aspekte - gemeinsames Erbe, Reichscharakter und patrimoniale Bürokratie - in den Vordergrund, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede der genannten Imperien herauszuarbeiten.
Dale baut auf dem aktuellen Forschungsstand zu Safaviden, Osmanen und Mogulen auf, seine Studie stellt bezogen auf die einzelnen Reiche eine Zusammenfassung dar. Darüber hinaus bietet das Werk jedoch den ersten Vergleich dieser Imperien auf den Gebieten Politik, Religion und Kultur und erweitert so durchaus unseren Horizont. Auch weist Dale durch geschickte Fragestellungen auf weitere Forschungsoptionen hin.
Die Studie ist chronologisch aufgebaut und gliedert sich zudem thematisch in politische Ereignisgeschichte sowie ökonomische und kulturelle Entwicklung. Aufgrund des umfassenden Themenkomplexes konzentriert Dale seine Abhandlung auf die herrschende Elite und ihr Umfeld. Insgesamt besteht das Werk aus acht Kapiteln, die nach einer allgemeinen Einleitung jeweils die Entwicklung in den drei Reichen nacheinander analysieren und in Relation zu einander setzen.
Im ersten Kapitel befasst der Autor sich mit den jeweiligen regionalen Vorgeschichten, den vorangegangenen Herrscherhäusern und den Machtverhältnissen im Einflussgebiet der drei Imperien. Darauf aufbauend widmet sich das zweite Kapitel der Entstehungsgeschichte der drei Dynastien. In chronologischer Reihenfolge wird zunächst die Osmanische Reichsgründung und dann der Aufstieg der Safaviden und der Moguln vorgestellt. Wie sich diese neuen Herrscherfamilien legitimierten, ist Thema des dritten Kapitels, auch geht der Autor auf bedeutende Institutionen der Reiche ein.
Das vierte Kapitel präsentiert die wirtschaftliche Lage im Gebiet der Herrschaftsverbünde um 1600. Dale gibt zunächst einen Überblick über allgemeingültige Aspekte der Wirtschaftspolitik und das mit dem Handel verbundene Prestige sowie über die Rolle von Karawansereien und Stiftungen. Im Folgenden konkretisiert der Autor diese Punkte für die einzelnen Reiche. Am Schluss behandelt dieser Teil die Integration der einzelnen Imperien in die damalige Weltwirtschaft und geht auf den Handel mit Europa ein.
Die Kultur des zentralen Hofes während der Frühzeit der drei Reiche steht im Zentrum des fünften Kapitels. Dale gibt dabei zunächst einen Einblick in die prägenden Merkmale von Architektur, Malerei und Poesie der Zeit und spezifiziert diesen dann bezogen auf die einzelnen Reiche. So werden beispielsweise die typischen Baustile und führenden Architekten des Osmanischen Reiches und die führenden Dichter der Mogulzeit vorgestellt.
Die beiden anschließenden Kapitel stellen das sogenannte "Goldene Zeitalter" der drei Imperien vor. Kapitel sechs geht auf die politische Geschichte ein, die auch Kurzbiografien epochemachender Herrscherpersönlichkeiten - wie etwa von Suleiman dem Prächtigen oder Babur - umfasst. In Analogie zum fünften Kapitel befasst sich der siebte Teil mit Architektur, Malerei und Dichtung in der Hochphase der drei Reiche. Dale zeigt Besonderheiten auf, so die religiösen Tendenzen, welche die Malerei der Moguln von derjenigen der Osmanen und Safaviden unterscheidet.
Das abschließende Kapitel analysiert Ursachen und Hintergründe für den Niedergang der Großreiche, beginnend mit den Safaviden über die Mogul und endend mit den Osmanen als der am längsten regierenden Dynastie. Dale betont die unterschiedlichen Gründe, welche zum Untergang der drei Imperien beitrugen: den zunehmenden Einfluss des Klerus im Iran, die interkonfessionellen Differenzen im Mogulreich und der zunehmende Einfluss europäischer Mächte bei den Osmanen. Darüber hinaus geht der Autor in aller Kürze auf die nachfolgende Entwicklung in den Gebieten ein, so bis zur Revolution von 1979 im Iran.
Dieser Aspekt kommt auch in der Schlussfolgerung zum Tragen. Dale stellt dar, welches politische Erbe der modernen Staaten Türkei, Iran sowie Pakistan und Indien sich auf die Osmanen, Safaviden und Moguln zurückzuführen ist.
Das Werk bietet eine anschauliche Übersicht über die politische Geschichte der drei überregionalen muslimischen Herrschaftsverbünde der Frühen Neuzeit und ihrer Kultur, wobei sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede klar herausgearbeitet werden. Angenehm ist die graphische Unterstützung der Darstellungen sowohl durch Kartenmaterial als auch durch Abbildungen aus Baukunst und Malerei bzw. durch Zitate ausgewählter Dichter. Darüber hinaus bietet Dale dem interessierten Leser durch bibliografische Angaben in den Fußnoten die Möglichkeit zu vertiefender Lektüre.
"The Muslim Empires of the Ottomans, Safavids, and Mughals" ist sowohl für Laien als auch für Wissenschaftler eine informative Lektüre, die vor allem im Bereich länderübergreifender Studien interessante Aspekte aufzeigt.
Tonia Schüller